Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
bald in Flammen aufging - wenigstens zuhause brauchte er seinen Frieden.
Kapitel 11
London, England
„Was ist nur mit diesem Muller los? Man könnte glatt meinen, du hättest ihm die Frau ausgespannt“, rief Crow, während er und McKenzie den Flur entlanghasteten. Die beiden waren seit Jahren Partner und Freunde.
„Ehrlich, ich habe keinen blassen Schimmer. Schätze, ihm passt einfach meine Nase nicht.“
„Wenn er es mit mir hätte, könnte ich wenigstens behaupten, dass er Rassist ist“, erwiderte Crow.
„Mach dir keine Sorgen, das ist er sowieso.“ McKenzie grinste.
„Warum hast du Clayton nicht von unseren Problemen bei der Übernahme der Gefangenen berichtet?“
„Nicht vor Muller. Außerdem wusste der alte Fuchs längst Bescheid. Wer, glaubst du, hat uns aus der Zelle geholt?“
Tatsächlich waren sie bei der Übernahme der Gefangenen auf Schwierigkeiten gestoßen. Sie hatten auf deren Ankunft am Flughafen Biggin Hill gewartet. Die Maschine aus Tanger mit Mullers Agenten an Bord war jedoch nach der Landung nicht wie üblich weiter zum Vorfeld gerollt, sondern in mehreren hundert Metern Entfernung am Ende der Landebahn stehengeblieben. Ein dunkler Van war herangejagt und hatte die Passagiere sofort übernommen. McKenzie und Crow hatten das Nachsehen gehabt. Sie hatten jedoch die Verfolgung aufnehmen können und das Fahrzeug vor der MI6-Dependance gestellt, in der sie sich nun befanden.
Doch anstatt ihnen die Gefangene, die betäubt im Fahrzeug lag, zu übergeben, hatten Mullers Agenten Streit angefangen. Es war zu einem heftigen Gerangel gekommen, vier gegen zwei. Herbeieilende MI6-Agenten hatten dem Ganzen ein Ende bereitet.
Bis vor kurzem hatten McKenzie und Crow noch in einer Zelle gesessen, aus der sie Claytons Intervention erst wenige Minuten vor ihrem Verhör mit der Gefangenen befreit hatte. Soweit sie wussten, saßen Mullers Leute noch immer in ihrer Zelle fest.
Sie verlangsamten ihr Tempo. Sie mussten hier schleunigst verschwinden, aber möglichst ohne Aufsehen zu erregen.
McKenzie registrierte bei seinem Eintreten, dass Rabea inzwischen Straßenkleidung angelegt hatte. „Miss Rosenthal, wir gehen.“
„Wohin?“
„Wir bringen Sie an einen sicheren Ort.“ McKenzie zog ein Foto aus der Akte unter seinem Arm und schob es Rabea über den Tisch hinweg zu. Es war das Bild einer toten Frau. Rabea erkannte Linda Farraday sofort, obwohl sie fürchterlich zugerichtet war. Sie erschrak, trotzdem erwog sie kurz, ob es sich um eine Fälschung handeln konnte.
Rabea sah prüfend zu McKenzie. Er erwiderte ihren Blick offen, aber sie konnte gleichzeitig seine Ungeduld spüren. Offenbar mussten sie tatsächlich von hier verschwinden. Sie beschloss, ihm vorerst zu trauen. Sie erhob sich, während der andere Agent bereits ihre Tasche gegriffen hatte und voranging.
Unbehelligt erreichten sie den Ausgang. Lediglich der Mann aus dem Überwachungsraum streckte kurz den Kopf heraus und fragte: „Sie bringen die Frau weg?“
„Ja, Befehl von oben“, erwiderte McKenzie knapp über die Schulter. Er hatte Mühe, seinen Schritt nicht zu beschleunigen. Jeden Augenblick konnte sie jemand aufhalten. Gott sei Dank handelte es sich bei diesem Gebäude direkt an der Themse nur um eine Dependance des britischen MI6. Aus dem Hauptquartier am Albert Embankment hätten sie nicht so ohne Weiteres hinausspazieren können.
McKenzie erreichte eine mit einem Tastenfeld gesicherte Tür. Er gab den Code ein. Sie öffnete sich und sie betraten einen Aufzug. Die Fahrt dauerte nur wenige Sekunden. Die Aufzugtür schwang zur Seite und entpuppte sich auf der anderen Seite als Regal, das mit Reinigungsutensilien vollgestopft war. McKenzie blockierte die Tür mit einem Eimer. Rabea sah sich um. Die Kammer war nur schwach beleuchtet. Der Blonde öffnete die gegenüberliegende Tür einen Spalt und Rabea glaubte zu erkennen, dass sie in eine Tiefgarage führte.
„Sieh nach, ob die Luft rein ist und hol unseren Wagen“, forderte McKenzie seinen Partner auf. „Falls er noch da ist“, fügte er hinzu. „Wir warten hier so lange.“
Es folgten bange Minuten des Wartens. Auch Rabea schwieg. Sie dachte über die überraschende Wendung der Ereignisse nach.
Dann war Crow zurück. „Kommt!“ Er schnappte sich erneut Rabeas Reisetasche und kramte ihre Baseballkappe hervor. „Hier, setzen Sie die auf, Lady. Ihr Rotschopf ist bei weitem zu auffällig.“ Ausnahmsweise hatte Rabea einmal keine Einwände.
Bis zum
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