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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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brachte sich Muller in Erinnerung. „Wenn das Journalisten-Weib so intelligent ist, warum rekrutieren wir sie nicht für unsere Abteilung?“ Muller lachte, als hätte er einen guten Scherz gemacht.
    Clayton unterdrückte ein Knurren. Muller hatte etwas derart Verschlagenes an sich, dass es ihm Mühe bereitete, seine Abneigung nicht offen zu zeigen. Sein Stellvertreter war ihm von höchster Stelle aufgezwungen worden. Sogar ein Adam B. Clayton musste sich der Politik beugen.
    Allein schon wegen Leuten wie Muller oder Grant Robertson konnte er nicht wochenlang aussetzen. Seit dem 11. September traten sich Bundesbehörden und Geheimdienste mehr denn je gegenseitig auf die Füße; seine Arbeit glich Luzifers Tanz auf dem Eis. Machtgerangel, Kompetenzgerangel, Idiotengerangel. Weiß der Himmel, welchen Schaden sein Deputy Director seiner Behörde zufügen würde, sollte er das Ruder der DIA auch nur für kurze Zeit in die Hand bekommen.
    Lieutenant General Adam B. Clayton leitete die DIA, die Defense Intelligence Agency, den militärischen Nachrichtendienst und damit die Dachorganisation der vier Teilstreitkräfte seit beinahe zwölf Jahren.
    Verdammter Muller, verdammter Robertson. Und gottverdammte CIA ! dachte Clayton böse. Ein Staat im Staat und zurzeit fetter als eine gestopfte Gans. Kriegszeiten waren fette Zeiten. Die CIA brauchte den Krieg, dann floss das Geld in Strömen. Herrschte kein Krieg, konnte man ja einen anzetteln. Vietnam, Kuba und die Schweinebucht, Persien, Afghanistan, Irak, Libyen ... Überall hatte die CIA fleißig mitgemischt und tat es noch. Die CIA war der Stratege des Krieges und beherrschte die Kunst der Wünschelrute. Sie schlug stets in die Richtung aus, wo das meiste Geld zu holen war.
    Sein Blick fiel auf drei silbergerahmte Fotografien auf seinem Schreibtisch. Die erste zeigte Frau und Tochter, die zweite ihn mit seinem besten Freund John beim Segeln und die dritte, eine Schwarzweiß-Aufnahme, seinen Vater Martin Clayton, Arm in Arm mit einem lachenden Präsidenten Kennedy, aufgenommen im Oktober 1963 im Garten seines Elternhauses in West-Virginia. Kennedy war strikt gegen einen Vietnam-Krieg gewesen. Sein Vater hatte ihm erzählt, dass Kennedy seinen stellvertretenden Außenminister und Berater, George Ball, oft zitiert hatte: Ball hatte vorausgesagt, dass die USA innerhalb von fünf Jahren dreihunderttausend Mann in den Reisfeldern stecken haben und diese verlieren würden.
    Seine Aussage hatte sich als prophetisch erwiesen. Auch Billy, Claytons älterer Bruder, war nicht aus den Reisfeldern zurückgekehrt. Er griff nach der Fotografie, die ihn mit seinem Freund zeigte. Seinetwegen hatte er bei der DIA angeheuert und Karriere gemacht. Ein schwarzer Balken markierte den oberen, rechten Rand.
    Sein Freund war im Juli 1999 zusammen mit seiner Frau und deren Schwester tödlich mit dem Flugzeug verunglückt. Es schmerzte noch immer. Er hatte so viel Hoffnung in ihn gesetzt - gemeinsam hatten sie Zukunftsträume und Visionen geteilt, seit sie sich an der Brown University auf Rhode Island begegnet waren. Er, Clayton, war damals in seinem letzten Studienjahr gewesen und zu Johns Mentor geworden. Er drehte das Bild um und las wie so oft die Widmung:
    - Don´t let it be forgot that once there was a spot - for one brief shining moment - that was known as Camelot .. .-
    Wir holen uns Camelot zurück, versprochen, Adam! J.
    (Lasst es nie vergessen sein, dass es für einen kleinen glanzvollen Moment einen Ort gab, und der hieß Camelot ...)
    Die verbotene Zigarre vollzog langsam ihre beruhigende Wirkung. Claytons Blutdruck sank wieder auf annehmbare Werte. Er stellte die Fotografie zurück.
    Er beschloss, Muller rauszuschicken und ihn gemeinsam mit Robertson warten zu lassen. Eine kleine Genugtuung, die er sich als Chef der DIA leisten konnte. „Muller, gehen Sie und nehmen Sie Robertson in Empfang. Ich muss kurz telefonieren und für den Abend absagen. Sieht so aus, als ob das heute noch eine längere Sitzung geben wird.“
    Er humpelte um seinen Schreibtisch und sank mit einem Ächzen in seinen gepolsterten Ledersessel. Er gönnte sich einen weiteren Zug aus seiner Havanna. Versonnen blickte er der bläulichen Rauchwolke hinterher, wie sie der Decke entgegenschwebte und sich dort langsam auflöste. Schade, dass man Robertson und Muller nicht auch einfach so wegpaffen konnte … Er seufzte und griff zum Telefonhörer, um seine Frau anzurufen.
    Wenn schon die ganze Welt am Arsch war und alles

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