Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
der Aufzüge, bis ich euch da abhole.“
„Sollten wir nicht zusehen, dass wir schleunigst aus London verschwinden?“, wandte Logan ein.
„Nein, genau davon werden unsere Verfolger ausgehen. Außerdem ist es nur für eine Nacht.“
„Wer sind unsere Verfolger?“, hakte Rabea sofort nach. Die Männer beachteten sie nicht.
„Und wie willst du einchecken, Ryan?“, zweifelte Logan an Ryans Plan. „Mit deinem Ausweis? Außerdem haben wir weder Geld noch unsere Waffen. Die mussten wir vor dem Verhör ablegen. Schon vergessen?“ Rabea fand Logan ziemlich pessimistisch. Leider fand sie auch, dass er Recht hatte.
Ryan zückte eine Kreditkarte. Rabea sah ihn dabei das erste Mal lächeln. Es gab ihr einen Stich. Die Art, wie es sich von den Augen über das Grübchen am Mundwinkel ausbreitete, kam ihr vage vertraut vor. Es erinnerte sie an jemanden, doch an wen, wollte ihr nicht einfallen. Dabei vergaß sie niemals ein Gesicht. Es ärgerte sie. Vermutlich wirkten die Drogen nach. Sie fühlte sich tatsächlich ein wenig schwindelig, wie in Watte gepackt. Hoffentlich waren sich die beiden bald einig. Sie sehnte sich nach einer starken Tasse Kaffee, wo auch immer.
„Clayton hat dir eine Carte blanche mitgegeben? Verdammt, du bist wirklich sein Liebling“, meinte Logan, widerwillig beeindruckt.
„Ich würde eher sagen, der alte Fuchs hat mal wieder in alle Richtungen gedacht. Zumindest müssen wir uns um unsere Finanzen keine Sorgen machen. Und zusammen mit der Karte hat er mir auch Papiere mitgegeben.“ Er klopfte auf seine Brusttasche. „Damit wäre unser Hotelproblem gelöst.“ Eine U-Bahn donnerte heran. „Wir nehmen diese Linie. Steigt in einen anderen Wagen. Bis später in der Tiefgarage.“
Es lief alles glatt. Ryan mietete eine Suite an und zahlte mit Claytons Karte. Als er die beiden in der Tiefgarage abholte, gab er Logan den Kittel einer Reinigungskraft und Rabea eine Dienstmädchen-Uniform. Er selbst trug das Jackett eines Etagenkellners. Ryan kannte offenbar nicht nur London, sondern auch das Hotel wie seine Westentasche. Er mied alle Kameras und so hielten sie sich stets im toten Winkel. Unbehelligt gelangten sie über den Angestellteneingang in ihre Suite.
Rabea nahm als Erstes eine Dusche. Danach fühlte sie sich gewappnet, den beiden Männern erneut gegenüberzutreten. Mit feuchten Haaren, in frischen Jeans und in einem bedruckten Shirt unter ihrer Strickjacke kehrte sie in den Wohnraum zurück.
Ryan hatte ihr das hintere der beiden Schlafzimmer zugeteilt, obwohl es über das größere Bett verfügte. Rabea war klar, warum. Um zum Ausgang zu gelangen, musste man den gesamten Wohnraum durchqueren - wo sie mit Sicherheit über einen der beiden Agenten stolpern würde. Sie setzte sich an den Tisch und harrte der Dinge, die kommen würden.
In einer Ecke war eine winzige Küche mit Bartresen untergebracht. Die beiden Männer unterhielten sich dort leise, während Ryan drei Becher mit heißem Kaffee füllte und ein Tablett mit allem belud, was er an Essbarem vorgefunden hatte.
„Wie ich sehe, bewaffnest du dich für die kleine Rothaarige. Nicht gerade hübsch, aber niedlich, vorausgesetzt man mag Sommersprossen. An deiner Stelle würde ich aufpassen, dass sie dir den heißen Kaffee nicht über die Eier kippt.“
„Danke, Logan. Für meinen Bedarf habe ich heute das Wort Eier einmal zu oft gehört.“
„Ich glaube, sie steht auf dich, Ryan.“
„Gib es zu, das wolltest du schon die ganze Zeit loswerden.“
Logan grinste breit und hieb ihm auf die Schulter. „Auf in den Kampf. Ich überlasse dir den Ring.“
Ryan stellte das Tablett vor Rabea ab. „Hier“, er zeigte auf den Becher Kaffee. Dann stutzte er kurz. Unter Rabeas offener Jacke sprang ihm die Aufschrift auf ihrem T-Shirt entgegen: ` Women do it better´ . Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Logan hatte Recht. Die Journalistin war wirklich eine Nummer. Wenn sie Angst hatte, verbarg sie es geschickt.
Rabea nahm die Tasse dankbar entgegen und gönnte sich einen vorsichtigen Schluck. Das tat gut. „Ich will telefonieren“, sagte sie unvermittelt. Kein ich möchte , oder könnte ich , sondern ein ich will .
Ryan blinzelte und räusperte sich dann. „Tut mir leid, das geht im Moment nicht, Miss Rosenthal.“
„Müssten Sie jetzt nicht fragen, mit wem ich telefonieren möchte?“, fragte Rabea und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.
„Mit wem möchten Sie telefonieren?“, fragte er
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