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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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erste Mann gewesen, der ihr Interesse geweckt hatte.
    Aber die Army hatte zwischen ihnen gestanden. Patrick war Soldat in der dritten Generation, und er war von der Notwendigkeit des Einmarsches im Irak überzeugt gewesen. Rabea wiederum hatte die Invasion und die Einmischung in die Politik eines fremden Landes strikt abgelehnt. Sie hatten deswegen stundenlange Streitgespräche geführt. Sie vermisste ihn. Noch ein guter Mann, den der Krieg verschlungen hatte.
    Ryan schwieg. Rabea wusste, dass Patrick ihm von ihr geschrieben hatte. Sie hatte Ryan nicht aus den Augen gelassen. Er bemerkte es und seine Miene verschloss sich wieder.
    Rabea fragte sich, was sie davon zu halten hatte, dass ausgerechnet Patricks Bruder sie verhörte. Hatte Patrick ihm von der Akte erzählte? Wie viel wusste er tatsächlich? Zeit, den Spieß umzudrehen. Als Journalistin hatte sie gelernt, dass die Grenze zwischen Interview und Verhör mitunter fließend verlief. Auf der einen Seite saß der Journalist, der vorgab mehr zu wissen als sein Gegenüber. Auf der anderen Seite saß jemand, der versuchte, möglichst wenig von dem preiszugeben, was er nicht preisgeben wollte. Ein Verhör verlief nach ähnlichen Regeln. Man musste die richtigen Fragen stellen und penetrant bleiben. Rabea war eine Meisterin der Penetranz.
    „Also gut, Ryan“, sagte sie und duzte ihn jetzt. „Bevor ich deine Fragen beantworte, musst du mir Folgendes erklären: Linda Farraday wurde ermordet. Ist das nicht eine Angelegenheit der Mordkommission? Wie kommt die DIA hier ins Spiel?“ Rabeas eigentliche, nicht gestellte Frage lautete: Wie seid ihr auf mich gekommen und woher wusstet ihr, dass ich lebe und mich in Tanger versteckt halte?
    Ryan antwortete ihr ohne Zögern: „Nach dem Mord an Linda Farraday hat die Polizei ihr Umfeld überprüft. Dabei stieß sie auf die Information, dass Farraday im Irak gewesen war, unter anderem akkreditiert als ´embedded journalist` bei einer Einheit. Die Anfrage bei der Militärverwaltung hat ergeben, dass sie sich zu der Zeit, als sie im Irak sein sollte, längst wieder in den USA befand. Doch in dem Bericht des Leiters der Einheit stand eindeutig, dass eine Journalistin sie vier Wochen lang begleitet hatte. Daraufhin hat die Militärverwaltung die DIA eingeschaltet. Wir haben sofort alle 36 Soldaten des Platoons überprüft. Neun davon waren tot. Acht davon waren erst kürzlich, im Abstand weniger Tage, getötet worden. Angeblich alle Opfer von irakischen Heckenschützen. Ein Zufall? Sicher nicht. Der neunte Tote passte nicht in unser Raster, da er schon vor einem Jahr in Afghanistan umgekommen ist.
    Wir fanden heraus, dass die acht getöteten Männer Teil eines zehn Mann starken Suchtrupps waren und am 07. April 2012 in einen Sandsturm gerieten. Der Bericht erwähnte, dass sich die Journalistin Farraday ebenfalls dem Suchtrupp angeschlossen hatte.“
    Ryan sprach es nicht aus, aber Rabea hatte es auch so begriffen. Linda Farraday war ermordet worden, weil der Mörder sie irrtümlich für sie gehalten hatte. „Gibt es Zeugen?“
    „Keine Zeugen. Aber wir haben eine Menge Satelliten im Orbit. Aufgrund von Todeszeitpunkt und der Fundorte verfügen wir über Aufnahmen von mindestens vier der Morde an unseren Soldaten. Aber die wären gar nicht nötig. Die Kugeln stammen alle aus derselben Waffe. Wir konnten die Spur des flüchtigen Mörders bis nach Syrien verfolgen. Dort hat er sich in Luft aufgelöst.“
    „Und wer von den beiden Flüchtigen, Hunter oder Lightfood, es war, war auf den Bildern nicht zu erkennen?“
    „Nein, der Schütze war wie ein Iraker gekleidet. Wir gehen davon aus, dass einer der Fahnenflüchtigen, Hunter, wenn Sie Recht haben, längst tot ist. Noch aber hoffen wir, dass er Verdacht geschöpft hat und selbst auf der Flucht vor dem Killer ist. Falls Hunter noch lebt, müssen wir ihn unbedingt finden.“ Er sah Rabea eindringlich an. Offenbar hoffte er, dass sie mit dem Mann in Kontakt stand. Sie musste ihn enttäuschen:
    „Tut mir leid, ich habe William Hunter das letzte Mal im Irak gesehen, bei meinem Abschied vom Platoon. Das heißt, bis auf Hunter und den Killer sind jetzt alle Teilnehmer des Suchtrupps tot?“
    „Ja, und bis auf dich, denn an deiner statt wurde Linda Farraday ermordet“, ergänzte Ryan ruhig.
    Rabea mied seinen Blick und starrte in ihren Kaffeebecher. Sie fühlte sich schuldig. Wenn sie damals nicht so scharf darauf gewesen wäre, das Platoon zu begleiten, dann wären jetzt weder Linda

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