Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
noch die Männer des Suchtrupps tot. Und sie säße nicht in diesem Schlamassel.
Erneut hatte sie das Schicksal herausgefordert. Zum ersten Mal kamen Rabea Zweifel, ob die Akte das tatsächlich alles wert war. Was sie vor allem beschäftigte, war, warum diese Morde erst jetzt, zwei Jahre später, geschehen waren? Dafür gab es nur eine Erklärung: ihre kürzlichen Nachforschungen in Tanger. Sie musste einen empfindlichen Nerv getroffen haben, wenn der Gegner nur auf einen Verdacht hin begann, mögliche Zeugen zu beseitigen. Das bedeutete, dass sie dem geheimen Wirtschaftskonsortium namens die Sieben , das Linda und sie seit Jahren im Visier gehabt hatten, endgültig zu nahe gekommen war. Vor allem aber bewies die gezielte Tötung der Mitglieder des Suchtrupps eines: dass sie auch die Drahtzieher des Mordes an Patrick McKenzie waren! Sie war auf der richtigen Spur. Sie hingen in der Irak-Sache drin und versuchten, sie zu vertuschen. Trotzdem löste das für Rabea immer noch nicht das Rätsel, wie die DIA auf sie gekommen war? Und auf welcher Seite stand die DIA?
„Gut, Ryan, gehen wir einmal, natürlich rein hypothetisch, davon aus, dass ich besagte Aufnahmen gemacht habe, dann hättet ihr doch das Gleiche auf dem Schirm? Was ist mit den erwähnten Spionagesatelliten, Ryan? Warum durchforstest du nicht einfach die Archive und siehst selbst nach?“, schlug sie vor. „Überhaupt, warum stellen Aufnahmen im Irak eine Bedrohung für eure nationale Sicherheit dar? Selbst wenn, wäre das nicht eine Sache für FBI und Heimatschutz? Wie kommt Ihr Jungs ins Spiel? Ihr seid DIA-Agenten, zuständig für Massenvernichtungswaffen, Terrorismus und organisierte Kriminalität. Ehrlich, wir können hier bis in alle Ewigkeit Tennis ohne Bälle spielen, aber wir kämen weiter, wenn du endlich die Katze aus dem Sack lässt, Ryan. Dann wäre ich vielleicht bereit, meine Informationen mit dir zu teilen. Also, was ist auf euren Satellitenaufnahmen zu sehen?“
Rabea erwartete nicht, dass sie eine Antwort darauf erhalten würde. Aber sie täuschte sich.
„Wir hatten gehofft, dass du uns das sagen kannst, Rabea. Unsere Satelliten haben zwar etwas aufgezeichnet, aber wir konnten damit nichts anfangen.“
„Was soll das heißen?“
„Dass die Aufzeichnungen, die der Satellit in der fraglichen Region getätigt hat, digital nachbearbeitet worden sind.“ Hinter sich hörte er, wie Logan scharf die Luft einzog. Das war alles streng geheim. Falls Clayton davon erfuhr, würden ihre Köpfe durch ganz Washington rollen.
„Jemand hat die Satellitenaufzeichnungen gefälscht? Ein Spion unter Spionen hat euch gelinkt?“ Fast hätte Rabea aufgelacht, doch Ryans ernste Miene hinderte sie daran. Auch war ihr Logans Reaktion nicht entgangen.
Es war dieser Moment, in dem Rabea Vertrauen zu den beiden Männern fasste. Allerdings gab es ihrer Meinung nach einen Logikfehler in Ryans Erklärung: „Da ich davon ausgehe, dass man sich nicht einfach in euer Satellitenprogramm einklinken kann, muss es jemand von euch gewesen sein.“
„Stimmt. Wir wissen seit zwei Wochen, wer es war. Der Mann hat sich uns selbst gestellt. Auf den neuen Aufnahmen ist nichts zu erkennen.“
Jetzt kommen wir der Sache schon näher, überlegte Rabea . Sie wissen es erst seit zwei Wochen! Sie wussten zwar, dass da draußen etwas gewesen ist, aber nicht, was es war. Das war ja interessant .
Richtig ausgespielt konnte dieser Trumpf ihre Karte zurück ins Leben bedeuten. „Woher wollt ihr dann wissen, dass da draußen überhaupt je etwas gewesen ist?“
Ryan nickte. „Eine berechtigte Frage. Wir haben natürlich sofort ein Team hingeschickt. Und nichts gefunden. Was immer dort draußen in der Wüste zwischen Mosul und Bayji gewesen ist, es wurde zwischenzeitlich gründlich beseitigt. Falls noch irgendwelche Spuren vorhanden waren, dann wurden sie spätestens beim letzten Sandsturm verwischt. So wie man die Teilnehmer des Suchtrupps beseitigt hat. Irgendetwas ist am 07. April 2012 passiert. Etwas wurde entdeckt. Etwas, das bisher zehn Menschen das Leben gekostet hat. Mein Bruder, acht unserer Soldaten und eine amerikanische Journalistin sind tot, allein auf den Verdacht hin, dass sie etwas gesehen haben könnten . Noch einmal meine Frage: Was hast du entdeckt, Rabea? Was genau ist auf deinen Aufnahmen zu sehen?“
Ryan war aufgestanden und hatte sich vor ihr aufgebaut. Er hatte der Journalistin bis auf eine letzte Information alles gesagt. Er fürchtete sich selbst
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