Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
soll schon heute um 12:00 Uhr stattfinden.“ Er hatte ihr nur die Lösegeldforderung genannt, aber die Akte bisher nicht erwähnt.
„Keine Sorge“, suchte sie ihm ihre Zuversicht mitzuteilen. „Papa wird das Geld rechtzeitig besorgen. Hab Vertrauen. Aber was anderes, Lukas, wegen diesem Saul Kaschinski … also, ehrlich, er kommt mir nicht ganz echt vor.“
„Du hast Recht, ich bin auch nicht von ihm begeistert“, stimmte Lukas zu. „Andererseits hätte ich ohne ihn nicht so schnell nach Nürnberg zurückkehren können. Und ich habe durch ihn vom Überfall auf das Van-Kampen-Anwesen erfahren und dass Magali und Matti erneut verschwunden sind. Leider auch von Jules' Tod.“
„Das meine ich ja gerade. Ich habe versucht, ihn wegen Jules auszufragen, aber irgendwie ist er vage geblieben. Er meinte nur, er hätte dessen Tod festgestellt, und dann hätte es plötzlich wegen des Überfalls von Polizei gewimmelt. Deshalb wäre er ins Hotel gefahren, wo er dich vorgefunden hat. Das bedeutet, dass er Jules im Park dieser Villa einfach liegengelassen hat. Ich habe Fonton darauf angesetzt, mit den spanischen Behörden in Kontakt zu treten. Wenn Jules tot ist, dann müssen die ihn ja wohl gefunden haben. Sobald das mit Magali und Matti geklärt ist, Lukas, werde ich nach Barcelona fliegen. Jules war für mich immer unverwundbar. Ich muss mich einfach vergewissern, dass er wirklich tot ist, und wenn, dann werde ich ihn nach München überführen. Das bin ich ihm schuldig.“
„Natürlich sind wir das. Ich werde mit dir fliegen.“
Aneinandergelehnt überließen sich die Zwillinge eine Weile dem Gedenken an ihren Freund. Schließlich hob Lucie den Kopf und fragte: „Sag mal, was hast du hier eigentlich gesucht?“
Lukas zögerte nur kurz. „Ich habe ein Päckchen gesucht, das mir Rabea kurz vor ihrem Tod geschickt hat. Großvater Rosenthal hat es mir in ihrem Auftrag übergeben. Hier, lies das.“ Er zog eine Kopie der Forderung der Entführer aus der Tasche. Das Original hatte sich Fonton von ihm geholt, um es forensisch untersuchen zu lassen.
Lucie las den Zettel laut vor: „Wir fordern fünf Millionen Euro und die Akte, die Sie von der Journalistin Rosenthal erhalten haben. Übergabe morgen, Dienstag, 12:00h in Nürnberg. Weitere Instruktionen folgen.“ Sie ließ den Zettel sinken. „Also das mit der Akte finde ich jetzt merkwürdig.“ Lucie wirkte leicht verwirrt.
„Ja, ich auch. Ich frage mich, wie die darauf kommen, zwei Jahre nach Rabeas Tod. Jedenfalls ist das Päckchen das Einzige, was mir überhaupt eingefallen ist. Ich meine, mich daran zu erinnern, dass ich es damals in den Schrank gelegt habe, aber dort ist es nicht.“
„Wie auch“, rief Lucie. „Ich habe es!“
Lukas starrte seine Schwester völlig entgeistert an: „Was? Wie konntest du überhaupt davon wissen?“
„Durch Großvater Rosenthal. Er hat mich letzte Weihnachten gebeten, danach zu forschen. Er meinte, dass er es dir damals gegeben hat. Und jetzt wollte er es gerne zurückhaben. Ich fand das zwar ein wenig komisch, aber du kennst ihn ja, er würde nie etwas ohne Grund tun. Und ich war neugierig auf dieses Päckchen. Er meinte, du hättest ihm gesagt, er wäre in deinem alten Zimmer. Et voilà, es war im Schrank! Und es war noch ungeöffnet. Leider. Ich hätte zu gerne gewusst, was drin ist. Meinst du …“
Lukas hatte ihr sprachlos zugehört, doch jetzt unterbrach er sie. „Und wo ist es jetzt? Ist es noch hier?“ Vor Aufregung hatte er seine Schwester am Arm gepackt.
„Nein. Großvater Rosenthal bat mich, es in meinem Schließfach bei der Fürst Fugger zu deponieren. Er wollte es nicht selbst aufbewahren. Ehrlich, er tat furchtbar geheimnisvoll. Und er wollte mir partout nicht sagen, was in dem Päckchen ist. Er hat auch gesagt, dass ich meine vorwitzige Nasenspitze nicht hineinstecken solle. Ich gebe zu, die Versuchung war groß“, gestand Lucie freimütig. „Und er hat mich mehrmals ermahnt, mit niemandem darüber zu sprechen, ganz besonders nicht mit dir. Er wollte selbst mit dir reden. Schon komisch, dass er das bisher nicht getan hat, finde ich.“
Lukas nickte. Das Gehörte musste er erst verdauen. Jetzt auch noch Großvater Rosenthal. Nahmen die Geheimnisse denn nie ein Ende? Laut sagte er: „Wir holen das Päckchen aus dem Schließfach, sobald die Bank geöffnet hat.“ Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach halb vier Uhr morgens. Plötzlich sehnte er sich nach seinem Zuhause. Er konnte ebenso gut dort
Weitere Kostenlose Bücher