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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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geschehen ist und ihn zur Rede gestellt. Dazu kam, dass sie dich und Magali den ganzen Tag über nicht erreichen konnte. Sie hat eins und eins zusammengezählt. Eine Entführung war immer schon ihr Albtraum gewesen. Wir mussten Dr. Friedrich rufen. Er hat ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Sie schläft die nächsten Stunden.“
    Sie betraten die Villa. Es war ungewohnt für die Zwillinge, nicht mehr von der unermüdlichen Frau Gabler empfangen zu werden, die sie durch ihre Kindheit begleitet hatte.
    Die neue Haushälterin kam ihnen forsch entgegen und verkündete, dass Kaffee und belegte Brote bereits im Wohnzimmer für sie bereitstünden. Nachdem niemand sonst einen Wunsch hatte, schickte Lucie die Frau wieder zu Bett. Während Kaschinski sich sofort über Kaffee und Brote hermachte, versuchte Lucie, ihren Vater zu erreichen.
    Unter dem Vorwand, dass er seine Kleidung wechseln wolle, begab sich Lukas in sein Jugendzimmer, um dort ungestört nach dem Päckchen zu suchen, das ihm Rabbi Rosenthal kurz nach Rabeas Tod übergeben hatte. Rabea hatte darauf vermerkt: „ Für Lukas. Persönlich. Übergabe zum richtigen Zeitpunkt. “ Typisch Rabea. Warum sich einfach ausdrücken, wenn es auch kryptisch ging?
    Das Päckchen war ihm erst auf dem Heimflug von Barcelona wieder eingefallen. Zwei Stunden hatte er auf das Blatt mit der Forderung der Entführer gestarrt, bis die Buchstaben vor seinen Augen zu tanzen begonnen hatten. Rabea! So intensiv hatte er schon lange nicht mehr an sie gedacht. Ganz plötzlich hatte er sich wieder in seinem Jugendzimmer in der Villa gesehen, kurz nach ihrem Tod.
    Das Päckchen hatte auf dem Schreibtisch unter dem Fenster gelegen. Er konnte sich auch wieder erinnern, wie er mit sich gehadert hatte, ob er es öffnen sollte. Schließlich hatte er es sein lassen, aus Furcht, dass es etwas enthalten könnte, einen Hinweis, der Rabeas Tod hätte verhindern können. Natürlich waren das unsinnige Gedanken gewesen, er hätte nichts tun können, um Rabeas Schicksal abzuwenden. Heute wusste er das, aber damals hatte er sich mit Selbstvorwürfen gemartert. Rabea hatte sich in Rom ungefragt eingemischt, wie es ihre Art gewesen war. Nichts und niemand hätte sie daran hindern können, den damaligen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Noch am allerwenigsten er, Lukas. Rabea hatte noch nie auf ihn gehört. Wie er sie vermisste …
    Er hatte dann auch all seinen Mut gebraucht, um Rabeas letzten Worten nachzugehen, die ihn nach Urnäsch geführt hatten. Dort hatte er Magali wiedergetroffen. Mit ihr hatte er vor über acht Jahren eine kurze Affäre gehabt, kurz bevor er dem Jesuitenorden beigetreten war, und war prompt Vater geworden.
    So viel war damals nach Rabeas Tod auf ihn eingestürzt, die plötzliche Vaterschaft, sein Austritt aus dem Jesuitenorden, die berufliche Neu-Orientierung, dass er das Päckchen gänzlich vergessen hatte.
    Er öffnete seinen Kleiderschrank. Seine Jugendkleidung hing noch immer darin. Da war der Anzug, den er zur Firmung getragen hatte. Er erinnerte sich an das Glück jenes Tages. Rabea und er hatten sich hinter der Kirche zum ersten Mal geküsst. Nicht in dem Forsthaus im Wald, wie Rabea immer behauptet hatte. Das waren nur Kinderküsse gewesen. Der Kuss hinter der Kirche hatte erstmalig nach etwas Verbotenem geschmeckt. Lukas schüttelte die Erinnerung ab, denn Matti drängte machtvoll in seine Gedanken: Sein Sohn war jetzt das Allerwichtigste!
    Hastig durchwühlte Lukas den Schrank. Er war sich sicher, dass er das Päckchen damals hier hineingelegt hatte. Die korrekte Frau Gabler hätte nie etwas herausgenommen. Wenn, dann hätte sie ihn gefragt. Er fand es nicht. Das Päckchen war nicht da! Hektisch stellte Lukas sein gesamtes Zimmer auf den Kopf, durchsuchte seinen Schreibtisch, zerrte wahllos Schubladen heraus und durchwühlte sie. Nichts.
    Am Ende sank er auf das Bett. Längst hatte er sich in die Überzeugung hineingesteigert, dass dieses Päckchen jene ominöse Akte enthielt, die er benötigte, um das Leben seines Sohnes und seiner Frau zu retten. Was sollte er tun? Ohne die Akte konnte er die Forderung der Entführer nicht erfüllen. Und diesmal gab es keinen Jules, der mit einem Plan aufwartete.
    „Was ist los, Bruderherz? Was machst du hier? Und wie sieht es hier überhaupt aus. Suchst du was?“ Lucie stand im Türrahmen. Sie kam näher und setzte sich neben ihn auf das Bett.
    Lukas lehnte den Kopf an ihre Schulter. „Ach Lucie, es ist hoffnungslos. Die Übergabe

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