Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
deiner Ansicht nach nicht in Gefahr?“, fuhr er ihn an.
„Sehr viel weniger als mein Freund.“
„Ach, und das weißt du so genau? Ich fasse es nicht, dass dir diese Londoner Sache wichtiger ist als mein Sohn …“ Lukas führte den Satz nicht zu Ende, aber Jules entging nicht, dass weniger Unverständnis als vielmehr Verachtung in seiner Stimme lag.
In der Tat fiel es Lukas schwer, sein Misstrauen zu zügeln. Alle Bedenken kehrten zurück. Magali spielte falsch und Jules schien ihm jetzt auch etwas zu verheimlichen. Kaschinskis Saat ging auf. Nichts flüstert so laut wie die Stimme des Misstrauens.
Lucie sah einigermaßen perplex von Jules zu Lukas. „Heilige Scheiße! Was ist denn plötzlich mit euch beiden los? Jules, Lukas, ihr seid Freunde! Und Freunde vertrauen sich. Ehrlich, ich bin auch nicht begeistert, Lukas, dass Großvater Rosenthal und Jules uns offenbar etwas verheimlichen, aber es wird schon seinen Grund haben. Wenn Jules nicht mit kann, dann komme ich mit nach Barcelona, Lukas, und wir können auch Fonton mitnehmen. Wir …“ An dieser Stelle klingelte es an der Tür. Da Lukas zögerte, meinte Lucie gedehnt: „Soll ich gehen, damit ihr zwei euch weiter anpöbeln könnt?“
Lukas blitzte seine Schwester an, was selten vorkam, und ging zur Tür. Sein Vater stand mit einem Lächeln vor ihm. „Lukas“, sagte er. „Es gibt gute Nachrichten. Magali und deinem Sohn geht es gut, es steht ihnen frei, nach Hause zurückzukehren.“
„Was?“ Lukas starrte seinen Vater verblüfft an.
„Willst du mich nicht hereinbitten?“ Lukas stand wie angewurzelt und versperrte seinem Vater den Eingang.
„Komm herein, Papa“, sagte Lucie. Sie schob ihren Bruder ohne Umstände zur Seite. „Entschuldige, Papa, aber mein Bruder mutiert immer mehr zum Rüpel. Komm ins Wohnzimmer und erzähl uns, wie du das wieder angestellt hast.“
Es war kein langer Bericht. Heinrich von Stetten hatte ganz einfach seine politischen Beziehungen spielen lassen: Der deutsche Innenminister hatte seinen spanischen Amtskollegen angerufen, dieser wiederum den Bürgermeister von Barcelona und der seinen Polizeipräsidenten. Wie sich schnell herausgestellt hatte, waren sowohl der Bürgermeister als auch der Polizeipräsident Gäste auf der Party der van Kampen gewesen, wo sich beide in einem persönlichen Gespräch davon hatten überzeugen können, dass sich die entzückende Señora Magali von Stetten als Hausgast von Señora van Kampen sehr wohl gefühlt habe. Sowohl Señora van Kampen wie Señora Magali von Stetten hatten von einem freiwilligen Aufenthalt in Barcelona gesprochen und dass es sich hier nur um ein bedauerliches Missverständnis handeln konnte.
„Mit anderen Worten, lieber Lukas“, führte sein Vater weiter aus, „Magali und Matti geht es gut und die van Kampen steht jetzt im Fokus. Alles ist öffentlich, der Holländerin sind die Hände gebunden. Magali und Matti können nach Hause. Auch wenn ich hinzufügen muss, dass die ganze Sache einen seltsamen Beigeschmack hat und hier für mich ein erheblicher Erklärungsbedarf besteht.“ Der alte Patriarch fixierte seinen Sohn, als erwartete er von ihm auf der Stelle eine Erklärung. Lukas sagte nichts, sondern sah seinen Vater nur gequält an.
„Gut, ich verstehe“, meinte sein Vater. „Ich nehme an, du wirst das mit Magali selbst klären. Jetzt sollte die Freude überwiegen, dass die Angelegenheit scheinbar glimpflich ausgegangen ist. Eines noch mein Sohn: Künftig werde ich dafür Sorge tragen, dass mein Enkelsohn besser bewacht wird. So etwas darf sich nie wiederholen.“ Ausnahmsweise gab ihm Lukas Recht.
Lukas stand auf. „Ich fliege nach Barcelona und hole meine Frau und meinen Sohn noch heute ab.“
„Gut, genau das habe ich von dir erwartet. Die Maschine steht bereit. Fonton wird mitfliegen und zwei seiner Männer. Ab sofort gehen wir auf Nummer sicher. Wenn du möchtest, kann ich zusätzlich für eine Polizeieskorte vom Flughafen Barcelona bis zum Anwesen der van Kampen sorgen. Ich will nicht, dass du …“ An dieser Stelle unterbrach ihn das Läuten des Telefons.
Diesmal zögerte Lukas nicht, sondern stürzte sich auf den Apparat. Irgendwie hatte er die Hoffnung, dass es Magali sein könnte. Und er täuschte sich nicht. Sie war es tatsächlich!
„Hallo Lukas, hör …“
„Magali, wo bist du?“ Lukas schrie förmlich in den Apparat. „Was ist mit Matti? Geht es ihm gut?“
„Matti geht es gut, er spielt mit einem kleinen Hund. Hör zu,
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