Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Lukas, ich werde nicht lange sprechen können. Donna Consuela hat mir ihr Telefon gegeben. Du musst mir jetzt unbedingt vertrauen. Gib mir noch zwei Tage, dann bin ich zurück. Ich werde dir alles erklären. Aber du darfst unter keinen Umständen nach Barcelona kommen, hörst du? Dein Leben wäre in Gefahr. Ich … oh, Mist, ich muss Schluss machen. Sie kommt. Vertrau mir, Lukas. Und sag Lucie, ich habe mein Armband verloren ….“ Lukas hörte gerade noch Matti aufgeregt im Hintergrund rufen: „Ich gehe zu einem Stierkampf mit echten …“ Klick - die Verbindung war unterbrochen.
Lukas starrte auf den Apparat. „Das war Magali. Und ich habe Matti gehört …“ Seine Stimme wackelte ein wenig. „Es geht ihm gut!“, sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Er schwankte sichtlich zwischen Überraschung, Freude und Fassungslosigkeit. Was sollte dieser Anruf jetzt? Und warum sollte er nicht nach Barcelona kommen?
„Du siehst aus, als hätte dir jemand die Bibel gestohlen“, meinte Jules.
Lukas sah ihn an: „Magali sagt, ich soll nicht nach Barcelona kommen, mein Leben wäre in Gefahr. Was soll das bitte heißen?“
„Na ja, die Holländerin hat schon einmal versucht, dich zu töten. Vielleicht ist das die Erklärung, Lukas? Sie hält sich Magali mit der Drohung, dich zu töten, gefügig.“
„Mensch, Lukas!“, mischte sich Lucie ein. „Freu dich doch mal. Du hast mit Magali gesprochen, es geht ihr und Matti gut!“ Lucie umarmte ihren Bruder, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Lukas löste sich von ihr und schob sie auf Armlänge von sich. „Magali sagte, sie hätte ihr Armband verloren? Weißt du, was sie gemeint haben könnte?“
„Stimmt! Das hat sie mir schon in Barcelona gesagt“, bestätigte Jules.
Lucie wirkte plötzlich sehr aufgeregt. „Heilige Scheiße, ja. In der Aufregung habe ich den ganz vergessen. Das heißt, ich soll dir einen Brief von Magali geben, den sie versteckt hat. Sie hat mir gesagt, wo er ist. Wartet, ich hol ihn.“
Lukas konnte nicht warten und folgte ihr, während Jules mit Heinrich von Stetten im Wohnzimmer zurückblieb. Jules hatte inzwischen mehrmals erfolglos versucht, seinen Kontakt zu erreichen.
Der alte Patriarch beobachtete Jules. Weder sein Sohn noch Lucie hatten ihm von Jules früherer Agenten-Tätigkeit berichtet. Trotzdem wusste er Bescheid. Selbstverständlich hatte er Lafitte von Fonton durchleuchten lassen, spätestens als Lukas ihn zum Patenonkel seines Enkelsohns gemacht hatte. Auch wenn der ehemalige Agent eine gleichmütige Miene aufgesetzt hatte, so wirkte er auf von Stetten senior trotzdem unruhig. Das sagte ihm seine jahrzehntelange Erfahrung aus Verhandlungen mit schwierigen Geschäftspartnern.
„Sie wirken besorgt, Herr Lafitte. Was sagen Sie zu all dem? Eine mysteriöse Sache, finden Sie nicht? Die van Kampen feiert ihre Rückkehr in die Gesellschaft, es folgt eine Entführung, die trotz verschiedener Forderungen irgendwie keine zu sein scheint, zwei Übergaben platzen und meine Schwiegertochter gibt Rätsel auf. Nicht zu vergessen, der Einbruch in meine Villa. Gibt es hier einen Zusammenhang mit den Ereignissen in Rom? Oder hat sich mein Sohn hier in eine weitere unglückliche Sache verstrickt?“ Lukas' Vater sah Jules an, als wüsste er längst Bescheid und erwarte lediglich eine Bestätigung durch den ehemaligen Agenten.
Jules steckte das Smartphone weg. „Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was ich davon zu halten habe. Auch für mich hat die Sache einen abstrusen Anstrich. Anfänglich dachte ich sogar, dass der Vatikan bei der Entführung die Hände im Spiel gehabt haben könnte. Die Motive der van Kampen bleiben mir jedoch schleierhaft. Man könnte fast glauben, ihr Spiel diene rein dazu, ihren Sohn zu unüberlegten Handlungen hinzureißen und langsam in den Wahnsinn zu treiben.“ Erste Tendenzen waren ja schon erkennbar , dachte Jules im Stillen. Anders konnte er sich Lukas' Ausbruch vorhin nicht erklären - fast, als würde er auf einmal seinem besten Freund misstrauen. Plötzlich durchfuhr es ihn heiß. Merde! Er glaubte zu wissen, was Lukas umtrieb. Kaschinski! Dieser hinterhältige Skorpion! Er musste irgendetwas zu seinem Freund gesagt haben. Jetzt wurde Jules einiges klar. Na warte, mein leichtgläubiger Priesterfreund , dachte er grimmig. Dem würde er auf Rabea-Art die Leviten lesen.
Er merkte nun, dass ihn von Stetten senior weiter beobachtete und ergänzte: „Auf jeden Fall scheint Magalis Anruf von eben
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