Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
prompt.
Lukas fuhr zusammen. „Verstehst du diese Zeilen?“
„Nein, aber ich habe ja auch Spaß an Hieroglyphen. Magali hat bei ihrem Anruf einen ziemlich nervösen Eindruck auf mich gemacht. Fast, als hätte sie vor irgendetwas Angst. Das wiederum hat mich beunruhigt, denn Magali hat sich sonst immer fest in der Hand. Das habe ich immer an ihr bewundert, ihre Haltung. Ich gebe zu, ich war kurz versucht, mich dir anzuvertrauen, Lukas. Aber ich habe Magali versprechen müssen, es nicht zu tun. Sie ist meine Freundin.“
„Und ich bin dein Bruder. Wenn du damit gleich zu mir gekommen wärst, dann …“
„Was dann?“, fuhr ihm Lucie ins Wort. „Dann wären sie und Matti nicht entführt worden? Nee, ich lasse mir von dir jetzt bestimmt kein schlechtes Gewissen einreden, nur weil du eines hast.“
Verlegen fuhr sich Lukas durch die Haare. „Und jetzt?“
„Am besten, wir geben ihn Jules zu lesen, oder?“
Sie kehrten ins Wohnzimmer zurück. Stumm reichte Lukas den Brief an seinen Vater weiter. Nicht an Jules. Lucie tauschte einen fragenden Blick mit Jules. Der Ex-Agent zuckte mit den Schultern. Sie stellte sich neben ihn und flüsterte: „Irgendwas ist mit Lukas und dir doch los. Hattet ihr Zoff in Barcelona?“
„Nur das Übliche. Du kennst uns doch“, flüsterte Jules zurück und grinste schief. „Ab und zu muss ich bei ihm den Rabea-Part übernehmen, wenn er mal wieder zu heilig unterwegs ist.“
Heinrich von Stetten räusperte sich und senkte den Brief. „Hmm, das ist eine höchst ungewöhnliche Botschaft. Kannst du dir einen Reim darauf machen, Lukas?“
„Nein“, antwortete Lucie an seiner statt. „Falls Magali damit noch mehr Verwirrung stiften wollte, ist es ihr hervorragend gelungen.“
„Darf ich?“ Jules sah Lukas fragend an.
„Natürlich.“ Er nahm ihn seinem Vater ab. Nachdem Jules ihn gelesen hatte, fragte er Lukas: „Was wirst du jetzt tun?“
„Bist du noch immer fest entschlossen nach London zu fliegen?“
„Ja, ich muss. Vielleicht kann ich dir danach alles erklären, aber nicht jetzt.“
„Gut, dann trennen sich hier unsere Wege“, sagte Lukas hart.
Jules sah Lukas in die Augen. Was er darin las, gefiel ihm nicht. Trotzdem unternahm er noch einen Versuch: „Ich rate dir, Lukas, hör auf Magali und flieg nicht nach Barcelona. Wir können nicht ausschließen, dass das Ganze nur ein perfider Plan der van Kampen ist, um dich nach Barcelona zu locken. Ich bin bis morgen zurück. Dann holen wir Magali und Matti ab. Versprochen.“
„Danke für den Rat, aber ich werde jetzt gleich fliegen. Es geht um meinen Sohn. Meinst du, es interessiert mich, was die van Kampen mit mir vorhat? Wenn sie mein Leben für Matti will, kann sie es haben.“
„Sei doch nicht so stur! Tot nutzt du Matti gar nichts! Merde, mach doch, was du willst, ich habe jetzt keine Zeit für überflüssige Diskussionen.“ Jules wandte sich ab. Er musste los. Immerhin würde Lukas Fonton an seiner Seite haben. Der Brite verstand seine Arbeit.
Gut, dass er selbst die Maschine von Kaschinski zur Verfügung hatte. Dadurch würde er keine weitere Zeit verlieren. Jules verabschiedete sich von Lucie und versprach ihr, dass er sich bei ihr melden würde.
Sein Wagen, mit dem er aus München gekommen war, parkte im Dürerweg, eingekeilt zwischen zwei Polizeiwagen. Lukas stand am Fenster und sah zu, wie Jules mit einem der Beamten diskutierte. Er überlegte nur kurz. „Vater?“
„Ja?“
„Könntest du Fonton bitten, dass er jemanden hinter Jules herschickt? Ich möchte wissen, ob er wirklich zum Flughafen fährt.“
„Wie bitte?“, fragte sein Vater konsterniert.
„Hast du sie noch alle?“, ergänzte seine Schwester. Lukas spürte förmlich, wie sich ihr empörter Blick in seinen Rücken bohrte.
„Bitte, Vater. Tu es.“
Heinrich von Stetten sah seinen Sohn beinahe neugierig an. Dann nahm er sein Handy auf, wählte Fontons Nummer und gab ihm seine Instruktionen durch. Draußen stieg Jules in seinen Wagen, manövrierte sich - nachdem ein Polizeiauto Platz gemacht hatte - aus der Parklücke und fuhr davon. Lukas sah, dass Fonton persönlich ein Fahrzeug startete. Das war gut. Fonton war Jules ebenbürtig. Hoffte er zumindest.
„Sagst du mir, was los ist, Sohn?“
„Ja, die Erklärung würde ich auch gerne hören“, meinte Lucie erbost und blitzte ihren Bruder an.
„Nichts, ich will nur sichergehen. Dieser Kaschinski hat da etwas gesagt, dass …“
„Heilige Scheiße! Du glaubst, was
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