Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
bin der Meinung, dass die Administration der Sache unbedingt sofort nachgehen sollte.«
    »Weshalb?« fragte der Präsident.
    »Was ist, wenn das Dossier in die Schusslinie gerät? Wenn wir nichts unternehmen und die Wahrheit irgendwann ans Licht kommt, ist der Schaden nicht wieder gutzumachen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass etwas Wahres daran ist?« fragte der Präsident.
    »Daran dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Die ersten beiden Männer, die es gesehen haben, sind tot, und die Person, die es geschrieben hat, ist untergetaucht. Es ist völlig logisch, wenn jemand nicht davor zurückscheut, Richter des Obersten Bundesgerichts umbringen zu lassen. Es gibt keine anderen zwingend Verdächtigen. Nach allem, was ich höre, kommt das FBI nicht weiter. Ja, wir müssen der Sache nachgehen.«
    Bei Hortons Untersuchungen würde mehr heraussickern als aus den Rohren im Keller des Weißen Hauses, und Coal schauderte bei dem Gedanken, dass dieser Clown Geschworene auswählte und Zeugen aufrief. Horton war ein ehrenwerter Mann, aber im Justizministerium wimmelte es von Anwälten, die zuviel redeten.
    »Halten Sie das nicht für etwas verfrüht?« fragte Coal.
    »Nein, das tue ich nicht.«
    »Haben Sie heute morgen die Zeitungen gelesen?«
    Horton hatte einen Blick auf die Titelseite der Post geworfen und den Sportteil gelesen. Schließlich war heute Samstag. Er wusste, dass Coal vor Tagesanbruch acht Zeitungen las, also gefiel ihm die Frage nicht.
    »Ich habe eine oder zwei davon gelesen«, sagte er.
    »Ich habe auch ein paar gelesen«, sagte Coal bescheiden. »Und es steht nirgends auch nur ein Wort über die beiden toten Anwälte oder die Frau oder Mattiece - nichts, was mit der Akte zu tun hat. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt eine formelle Untersuchung einleiten, dann liefert das den Zeitungen einen Monat lang Stoff für die Titelseite.«
    »Glauben Sie, dass sich die Sache einfach von selbst erledigen wird?« fragte Horton Coal.
    »Durchaus möglich. Aus naheliegenden Gründen hoffen wir es.«
    »Ich glaube, Sie sind zu optimistisch, Mr. Coal. Es ist nicht unsere Art, still dazusitzen und darauf zu warten, dass die Presse uns die Untersuchungen abnimmt.«
    Coal grinste und hätte beinahe laut herausgelacht. Er lächelte den Präsidenten an, der ihm einen schnellen Blick zuwarf, und Hortons Gesicht begann sich zu röten.
    »Was spricht dagegen, eine Woche abzuwarten?« fragte der Präsident.
    »Nichts«, erwiderte Coal sofort.
    So schnell war die Entscheidung getroffen worden, eine Woche abzuwarten, und Horton wusste es. »In einer Woche könnte alles aufgeflogen sein«, sagte er wenig überzeugt.
    »Warten Sie eine Woche«, befahl der Präsident. »Wir kommen nächsten Freitag wieder zusammen, und dann sehen wir weiter. Ich sage nicht nein, Richard. Sie sollen nur sieben Tage warten.«
    Horton zuckte die Achseln. Das war mehr, als er erwartet hatte. Er hatte sich Rückendeckung verschafft. Er würde schnurstracks in sein Büro zurückkehren und ein ausführliches Memo diktieren, das sämtliche Einzelheiten dieses Gesprächs festhielt, an die er sich erinnern konnte, und sein Hals würde geschützt sein.
    Coal trat vor und übergab ihm ein Blatt Papier.
    »Was ist das?«
    »Neue Namen. Sind sie Ihnen bekannt?«
    Es war die Umweltschützer-Liste: vier Richter, die viel zu liberal waren, um bequem zu sein; aber Plan B forderte radikale Umweltschützer im Obersten Bundesgericht.
    Horton blinzelte mehrmals und studierte sie eingehend. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Überprüfen Sie sie«, sagte der Präsident.
    »Das sind doch unmögliche Liberale«, murmelte Horton.
    »Ja, aber sie beten die Sonne an und den Mond, die Bäume und die Vögel«, erklärte Coal hilfsbereit.
    Horton begriff und lächelte plötzlich. »Ich verstehe. Pelikan-Freunde.«
    »Sie sind fast ausgestorben, wie Sie vermutlich wissen«, sagte der Präsident.
    Coal ging zur Tür. »Ich wollte, sie wären schon vor zehn Jahren ausgerottet worden.«
    Um neun, als Gray in der Redaktion ankam, hatte sie noch nicht angerufen. Er hatte die Times gelesen, und es stand nichts darin. Er breitete die Zeitung aus New Orleans über dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch aus und überflog sie. Nichts. Sie hatten alles gebracht, was sie wussten. Callahan, Verheek, Darby und tausend unbeantwortete Fragen. Er musste davon ausgehen, dass die Times und vielleicht auch die Times-Picayune in New Orleans das Dossier gelesen oder davon gehört hatten und über Mattiece

Weitere Kostenlose Bücher