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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kommen erheblich besser miteinander aus, wenn ich im Büro lebe.« Sie war Ehefrau Nummer drei in siebzehn Jahren.
    »Ich würde sie gern kennenlernen.«
    »Nein, würdest du nicht. Ich habe die ersten beiden wegen dem Sex geheiratet, und das hat ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie auch andere daran teilhaben ließen. Die Jetzige habe ich des Geldes wegen geheiratet, und sie macht nicht viel her. Sie würde keinen Eindruck auf dich machen.« Er leerte die Flasche. »Ich bin nicht sicher, ob ich durchhalte, bis sie stirbt.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Frag das nicht. Weißt du, ich liebe sie wirklich. Ehrlich. Aber nach zwei Jahren ist mir klargeworden, dass wir nichts gemeinsam haben außer einem brennenden Interesse für die Börsenkurse.« Er sah den Barkeeper an. »Noch ein Bier, bitte.«
    Callahan kicherte und trank einen Schluck. »Wieviel Geld hat sie?«
    »Längst nicht so viel, wie ich dachte. Ich weiß es nicht so genau. Irgendwo um die fünf Millionen, glaube ich. Sie hat Ehemänner Nummer eins und zwei ausgenommen bis aufs Hemd, und ich glaube, sie fühlte sich zu mir hingezogen, weil es für sie eine Art Herausforderung war, einen ganz gewöhnlichen Typ zu heiraten. Das und der Sex ist großartig, hat sie gesagt. Aber das sagen sie schließlich alle.«
    »Du hast immer Nieten gezogen, Gavin, schon während des Studiums. Du hast eine Schwäche für neurotische und depressive Frauen.«
    »Und sie haben eine Schwäche für mich.« Er kippte die Flasche und leerte sie zur Hälfte. »Warum essen wir immer hier?«
    »Ich weiß es nicht. Eine Art Tradition. Weckt schöne Erinnerungen an unsere Studentenzeit.«
    »Wir haben das Jurastudium gehasst, Thomas. Jeder hasst das Jurastudium. Jeder hasst Anwälte.«
    »Du bist ja in einer prächtigen Stimmung.«
    »Entschuldige. Seit die Leichen gefunden wurden, habe ich sechs Stunden geschlafen. Der Direktor schreit mich jeden Tag mindestens fünfmal an. Ich schreie alle meine Untergebenen an. Der ganze Laden ist ein einziges Geschrei.«
    »Trink aus, Junge. Unser Tisch steht bereit. Lass uns trinken und essen und reden und versuchen, die paar Stunden zu genießen, die wir zusammen haben.«
    »Ich liebe dich mehr als meine Frau, Thomas. Hast du das gewusst?«
    »Das besagt nicht viel.«
    »Da hast du recht.«
    Sie folgten dem Empfangschef zu einem kleinen Tisch in der Ecke, dem gleichen Tisch, den sie immer verlangten. Callahan bestellte eine weitere Runde und sagte, mit dem Essen hätten sie es nicht eilig.
    »Hast du dieses verdammte Ding in der Post gesehen?« fragte Verheek.
    »Ja. Wer hat es durchsickern lassen?«
    »Wer weiß. Der Direktor hat die Kandidatenliste am Samstagmorgen bekommen, vom Präsidenten höchstpersönlich, mit der strengen Anweisung, sie geheim zu halten. Über das Wochenende hat er sie niemandem gezeigt, und dann kam die Post heute morgen mit den Namen Pryce und MacLawrence heraus. Voyles ist aus der Haut gefahren, als er das sah, und ein paar Minuten später rief der Präsident an. Er stürmte ins Weiße Haus, und sie haben sich eine Menge Grobheiten an den Kopf geworfen. Voyles hat versucht, über Fletcher Coal herzufallen, und K. O. Lewis musste ihn zurückhalten. Sehr unerfreulich.«
    Callahan ließ sich kein Wort entgehen. »Eine tolle Geschichte.«
    »Ja. Ich erzähle sie dir, weil du später, nach ein paar weiteren Drinks, von mir erwarten wirst, dass ich dir sage, wer sonst noch auf der Liste steht. Und das werde ich nicht tun. Ich versuche, dein Freund zu sein, Thomas.«
    »Mach weiter.«
    »Bei uns hat die undichte Stelle jedenfalls nicht gelegen. Unmöglich. Es muss aus dem Weißen Haus gekommen sein. Dort wimmelt es von Leuten, die Coal hassen, und es sickert wie aus rostigen Rohren.«
    »Wahrscheinlich hat Coal es selbst durchsickern lassen.«
    »Kann sein. Er ist ein durchtriebener Hund, und einer Theorie zufolge hat er die Namen von Pryce und MacLawrence durchsickern lassen, um jedermann Angst einzujagen und später dann zwei Kandidaten zu benennen, die scheinbar liberaler sind. So etwas wäre ihm durchaus zuzutrauen.«
    »Ich habe noch nie etwas von Pryce und MacLawrence gehört.«
    »Das geht dir nicht allein so. Sie sind beide ziemlich jung, Anfang Vierzig, mit herzlich wenig Erfahrung vor Gericht. Wir haben sie noch nicht überprüft, aber allem Anschein nach sind sie radikale Konservative.«
    »Und die anderen auf der Liste?«
    »Das ging schnell. Ich habe gerade zwei Bier gehabt, und schon fragst du.«
    Die Drinks kamen.

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