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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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überraschte sie damit, wie stark sie war. Die Magd hielt Juztina entschlossen fest.
    »Aber ich muss …«
    »Du hättest vor einer Stunde beim Festzelt stehen sollen, statt auf Knien in der Kapelle herumzurutschen und dein Brautkleid zu ruinieren. Jetzt hilfst du da draußen keinem mehr!«
    Juztina stand im Tor der Ordensburg. Ein kühler, dunkler Gang war es, der sich durch das Mauerwerk fraß. Es roch nach Dung, aber es war sicher. Sie hatte gesehen, wie Männer starben, weil die riesigen Adler über sie hinwegflogen. Dunkle Magie wirkte! Die Elfen waren gekommen, um … Ihr war klar, dass sie das Zeichen erhalten hatte, um das sie Tjured so dringend gebeten hatte. Nur dass nicht Tjured ihr geantwortet hatte, sondern die alten Götter Drusnas – jene Götter, die von den blauen Priestern verspottet wurden und deren Heiligtümer man schändete. Sie waren nicht ohne
Macht! Und heute war der Tag, an dem sie die Ritterschaft straften und auch sie, Juztina, die ihren alten Glauben verraten hatte.
    Bestimmt würden sie ihr Drustan nehmen! Die Götter des Waldes waren maßlos in ihrem Zorn. Sie musste dort hinaus …
    Juztina versuchte, sich von Belinda loszumachen, doch die Hände der Magd hielten ihre Arme wie Eisenringe. »Du bleibst hier!«
    »Aber Drustan …«
    »Dein Drustan ist ein Ritter. Ihn hat man gelehrt, auf dem Schlachtfeld zu bestehen. Sein ganzes Leben lang ist er auf Stunden wie diese vorbereitet worden. Du aber bist nur eine Dienerin. Wenn du dort hinausgehst, wirst du sterben. Er wird schon zu dir kommen.«
    Juztina sah, wie der Rauch am Waldrand sich veränderte. Er wurde dichter. Von Ferne erschien er ihr wie etwas, das man in den Händen halten konnte wie ein kostbares Tuch.
    Und dann begann sich der Rauch gegen den Wind zu bewegen !
    Juztinas Nackenhaare richteten sich auf. Nie hatte sie etwas so Widernatürliches gesehen!
    Unter den übrigen Zuschauern, die in der Sicherheit des Tortunnels standen, erklang ängstliches Gemurmel. Die Handvoll Novizen und Pferdeknechte, die sich aufgemacht hatten, den gestürzten Adler zu erschlagen, rannten zum Tor zurück.
    Belinda ließ sie los und kniete nieder. Und die sonst so kesse Magd betete voller Inbrunst ein Herr im Himmel, schenk uns Licht.
    Juztina war mit einem Mal ganz klar, was geschah. Der Rauch … Er bewegte sich in ihre Richtung. Die Waldgötter
hatten ihn geschickt. Er würde sie verschlingen. Ihre Seele … ihren Leib. In ewige Dunkelheit davontragen. Sie kamen, um sie zu holen.
    Juztina stand wie versteinert. Sie wusste, es war sinnlos, fortlaufen zu wollen. Ihren Göttern könnte sie nicht entkommen.

DER RETTUNG SO NAH

    Er hörte all die Schüsse und Schreie. Adlerschreie! Er kannte diese Schreie aus Albenmark. Einmal sah er sogar einen Schatten hoch oben am vergitterten Fenster vorbeigleiten. Sie waren gekommen, um ihn zu holen!
    Ahtap sprang an der Wand hinauf. Immer und immer wieder. Er versuchte die Gitterstangen zu erreichen. Aber er war zu klein. In der Kammer gab es nichts außer dem riesigen Bett, einem Bett für Menschen und nicht für einen Lutin geschaffen. Nicht einmal einen Stuhl oder einen Tisch hatten sie hier. Sie waren nicht auf ihn eingerichtet gewesen. Und sie hatten in all den Jahren nichts daran geändert.
    Sicher, hier oben im Turm war es besser als in dieser grässlichen Kerkerzelle, die nach Troll stank. Aber es war immer noch ein Gefängnis mit weiß getünchten Wänden und einem Fenster, durch das Tageslicht fiel … Er war ein Verräter geworden. Sie hatten ihn gebrochen. Er hatte gesehen, was sie zu tun vermochten. Doch er wollte nicht enden wie der Troll. Und es war ihm recht, wenn sie kamen,
um mit ihm zu reden. Der alte Einäugige oder die gelehrte Kriegerin. Den verbitterten, auf den Stock gestützten Ritter fürchtete er. Aber selbst er war ein willkommener Gast, wenn er nur nicht allein war! Viel zu oft verbrachte er den ganzen Tag damit, auf dem Bett zu sitzen und zuzusehen, wie der helle Lichtfleck auf der Wand gegenüber dem Fenster langsam weiterwanderte.
    Der Lichtfleck war der Spiegel der verlorenen Tage. Er hörte die Geräusche vom Burghof und stellte sich vor, was dort unten wohl gerade geschah. Sein Fenster lag in einem Turm, der den vorderen Hof überragte. Dort unten musste es einen Schweinestall geben. Nachts, wenn es stiller wurde, konnte er die Tiere ganz deutlich hören.
    Tagsüber war immer etwas los auf dem Hof. Außer an sehr heißen Sommernachmittagen. Dann senkte sich Stille über

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