Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Verrat hassen. Ihn zornig zu wissen brach ihr schier das Herz.
»Vorwärts!«
Die Elfenreiter setzten sich langsam in Bewegung. Und der unheimliche Rauch folgte ihnen. War es Yulivee, die dieses Wunder wirkte?
Plötzlich preschte ein Reiter durch den Rauchschleier. Ein Ordensritter ganz in Weiß! Er trug weder Helm noch Schild, nur ein Kettenhemd und darunter seine besten Gewänder. Seine Hochzeitsgewandung. Luc! Er deutete mit seiner Lanze geradewegs auf Ollowain.
»Ich fordere dich, Elf. Lass uns um Gishild kämpfen, so wie Ritter es tun!«
»Nein!« Gishild wollte zu Luc, doch ihr Aufpasser hielt die Zügel straff.
Ollowain sah sie an. Es war ein kurzer, trauriger Blick. Sie sah in seinen Augen, dass er alles verstanden hatte. Er wusste, was geschehen war.
»Bitte, tu ihm nichts, Schwertmeister. Ich werde dir folgen und keinen Fluchtversuch unternehmen. Ich werde tun, was immer man von mir verlangt. Aber verschone sein Leben. Ich bitte dich …«
Ollowain zog sein Rapier.
Luc schüttelte den Kopf, ließ die Lanze fallen und zog nun seinerseits sein Rapier.
»Dein Ritterbruder ist wohl verrückt«, murmelte ihr Bewacher. Trotz der Worte lag auch Respekt in seiner Stimme.
Ollowain hob sein Rapier zum Gruß. Luc erwiderte die Geste. Dann preschten beide aufeinander zu. Gishild versuchte erneut sich loszureißen. Sie musste einen Zweikampf verhindern!
Ein scharfes Wort von Yulivee ließ die Prinzessin erstarren. Ihr Pferd scheute und schnaubte nervös. Der Bewacher hatte alle Mühe, die große Stute wieder zu beruhigen.
Gishild konnte sich nicht mehr rühren. Das eine Wort hatte genügt. Yulivee musste sie mit einem Zauberbann belegt haben. Sie konnte keine Hand heben. Nicht einmal ein Lid konnte sie bewegen. Es war unmöglich, etwas zu unternehmen. Ja, sie vermochte nicht einmal den Blick abzuwenden. Sie war gezwungen, hilflos zuzusehen.
Rapiere waren keine Waffen für den Reiterkampf. Beide hielten sie ihre Klingen mit ausgestrecktem Arm, bereit, den Gegner wie mit einer Lanze zu durchbohren. Mit hellem Klang traf der Stahl aufeinander. Ollowain lenkte Lucs Waffe mit einer eleganten Drehung zur Seite. Er holte aus … So schnell bewegte sich der Elf, dass Gishild nicht genau sehen konnte, was geschah. Luc schwankte im Sattel. Er stürzte!
Gishild wollte schreien, doch ihre Lippen waren wie aufeinander geschmiedet.
Der Schwertmeister winkte der Elfenschar. Langsam setzten
sich die Reiter in Bewegung. Da erhob sich Luc schwankend auf dem zertrampelten Gras.
»So lange ich stehen kann, bin ich nicht besiegt!«, rief er trotzig den Elfen entgegen.
Gishild wollte schier verzweifeln. Warum tat er das? Er konnte gegen keinen der Elfen bestehen. Und er wusste das auch. Worauf hoffte er? Darauf, dass Tjured seine Schwerthand führte?
Ollowain sprang aus dem Sattel. Keine Regung spiegelte sich auf seinem Gesicht. Er hob die Waffe zum Gruß und ging fast sofort zum Angriff über. Luc hatte immer zu den besten Fechtern ihres Jahrgangs gehört, aber gegen Ollowain sah er aus wie ein wehrloses Kind. Die Klingen berührten kaum einander, da flog seine Waffe in hohem Bogen davon. Der Schwertmeister versetzte dem Jungen einen Fausthieb in den Magen und setzte noch einen Kinnhaken nach. Luc brach stumm in sich zusammen.
Der Elf sah sich nach Lucs Rapier um, nahm die Klinge und zerbrach sie über seinem Knie.
Als Ollowain nach seinen Zügeln griff, stand Luc erneut auf. Er taumelte, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Jetzt hatte er seinen Dolch gezogen.
Hinter den Elfen krachten Schüsse. Einige der Arkebusiere feuerten aufs Geratewohl durch den Vorhang aus Rauch. Ein Pferd wieherte und strauchelte.
»Bring es zu Ende«, rief einer der Elfen. »Er hat es nicht besser verdient.«
Ollowain schob sein Rapier in die Scheide und zog seinen Parierdolch. Er blockte, griff an. Blockte erneut. Luc hielt sich erstaunlich gut.
Hinter den Reitern krachten weitere Schüsse. Jeden Augenblick mochten die Soldaten des Ordens eine ganze Salve
abfeuern. Den Elfen lief die Zeit davon. Sie durften sich nicht länger von Luc aufhalten lassen.
Gishild hatte das Gefühl, dass einige von ihnen Mitleid mit Luc hatten.
Wieder klirrte Stahl auf Stahl. Gishild wollte schreien, doch ihre Lippen blieben unbeweglich. Ollowains Klinge versank tief in Lucs Schulter. Der Junge brach in die Knie.
Der Schwertmeister beugte sich vor und drückte Luc zu Boden. Er griff nach seiner Waffe. Jetzt stand er so, dass Gishild nicht mehr sehen
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