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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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führen außer in die Katastrophe. Das habe ich dir schon vor Monaten prophezeit. Und jetzt bist du kurz davor. Das sage ich dir.»
    Anne nahm den Kaffeebecher, kehrte zum Tisch zurück und goss die Vinaigrette über den Salat. «Du meinst also, ich sei unehrlich?»
    Ebba zeigte zur Tür: «Warum gehst du nicht da raus in das Zimmer von Wolf und erzählst ihm, was los ist?»
    «Du bist ja verrückt Ebba! Denk mal nach, was du da redest!»
    «Ich sage dir warum: Weil du feige bist. Weil du zu deiner Liebe, oder was du dafür hältst, nicht stehst. Weil du genau weißt, dass es nur eine vorübergehende Affäre ist. Das ist alles richtig Scheiße!» Sie sprang auf, krachend fiel ihr Stuhl um. Sie nahm ihre Handtasche, die auf dem Boden stand, hob den Stuhl nicht auf.
    «Das ist jetzt nicht dein Ernst. Sag mir, dass du das nicht ernst meinst.»
    «Na ja, die Wahrheit über dich konntest du ja nie gut vertragen. Das ist wohl so bei schwachen Menschen.» Sie ging zur Tür. In diesem Augenblick kam Wolf hereingeprescht.
    «Ebba!», sagte er und breitete seine Arme aus. «Grüß dich!»
    «Ja, grüß dich.»
    Er umarmte sie.
    Luis rannte in die Küche. «Edward ist aufm Klo.»
    Wolf ließ Ebba los, stellte den Stuhl auf. «Endlich was zu essen!»
    Er kam zu Anne, die fassungslos am Herd stand, lächelte sie an, beugte sich über den Kupfertopf und schnupperte. «Ich habe einen Bärenhunger!» Er sah sich um und holte sich ein Glas.
    Luis sah abwechselnd zu seiner Mutter und zu Ebba, die schweigend und wie erstarrt in der Küche standen. «Habt ihr euch gestritten?», wollte er wissen.
    «Ja», antwortete Ebba. «Deine Mutter wird dir sicher gerne erklären, warum und worüber. Ich hingegen ...», sie hängte ihre Handtasche über den Arm, «hau jetzt ab ...»
    «Wieso das denn?», fragte Wolf.
    «Ich habe Kopfschmerzen!» Sie drehte sich um und wollte gehen. Anne senkte den Kopf. In der Tür wäre Ebba beinahe mit Edward zusammengestoßen.
    An den Schultern hielt er sie fest: «Hi!», er lächelte sie an, seine wasserblauen Augen leuchteten vor Vitalität. Mit Bedacht küsste er sie erst auf die linke, dann auf die rechte Wange. Sein Atem roch nach Pfefferminz, sein gegeltes, dunkles Haar duftete nach Vanille, sein Rasierwasser, das er sich eben erst aufgesprüht haben musste, verströmte das Aroma von Zitrone und frischem Moos. Aus seinem T-Shirt kamen Brusthaare hervor, seine Jeans saßen knalleng und betonten seinen runden Hintern. Was für ein schöner Junge, dachte Ebba und erwiderte sein Lächeln.
    «Du haust schon ab?»
    «Ja.» Über die Schulter sah sie sich noch einmal nach ihrer Freundin um. «Leider.»
    «Ich bring dich zur Tür, warte!» Edward folgte ihr durch den Flur bis zur Haustür. «Man sieht dich viel zu selten, immer hockst du nur mit Anne rum.»
    Ebba drückte die Klinke herunter, öffnete die Tür. «Vorschlag?», fragte sie.
    «Wir müssen mal wieder richtig quatschen. Beim Cappuccino oder so.»
    Sie trat hinaus in den Flur. Eine alte Frau mit einer Katze auf dem Arm kam vorsichtig die Treppe herunter.
    «Besuch mich doch mal in der Bank, wenn du Zeit hast.»
    «Okay. Die Zeit nehme ich mir.» Er zog sie noch einmal zu sich heran und küsste sie auf die Wange.
    «Dann tschüs.»
    «Ciao, bis bald, Ebba», sagte er, und sie hatte den Eindruck, seine Stimme klänge noch tiefer als sonst. Im Weggehen hörte sie ihn noch «Guten Abend, Frau Wengeloh!» sagen, dann fiel die Tür ins Schloss.
    Es gibt im Leben Momente des Glücks, die wir häufig erst im Nachhinein als solche empfinden. Augenblicke aber, deren Reichtum und Schönheit wir bewusst erleben, in der Sekunde, in denen sie geschehen, sind von einer solchen Vollkommenheit, dass wir glauben, dem Paradies ganz nahe gekommen zu sein. Von ihnen zehren wir ein Leben lang.
    Als Anne an diesem Oktobernachmittag auf der Terrasse stand, von Wind umweht, gewärmt vom müden Sonnenlicht, das sich über die Bucht legte und kurz davor war, im Meer unterzugehen, fühlte sie sich eins mit der Welt. Capri! Sie waren angekommen! Ganz so, wie Paul es versprochen hatte. Von Hamburg waren sie bis Neapel geflogen, mit einem Taxi herunter zum Hafen gefahren, hatten ein Tragflächenboot bestiegen und mit ein paar wenigen Touristen nach einer knappen Stunde die Insel erreicht,
    Das Klischee lebt!, dachte sie. Ein Hafen wie im Bilderbuch, so bunt. Fünfziger-Jahre-Taxis, deren Besitzer wie träge Löwen an ihren Autos lehnten und auf Gäste warteten. Fischer, die ihre

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