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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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Frühsommertag Ende Mai, als Ebba endlich ihr Versprechen wahr machte und sie besuchen kam. Anne stand schon am Gartentor und erwartete ihre Freundin, die mit einem neuen Porsche hektisch um die Ecke bog.
    Ebba hatte von unterwegs angerufen, per Autotelefon: «Darling, in was für einer Pampa wohnst du neuerdings? Ich fahre seit acht Stunden im Kreis, bin von der Autobahn runter, und dann finde ich mich plötzlich vor einem öffentlichen Schwimmbad wieder, und überall sind Einbahnstraßen und Sackgassen und Umleitungen und Umgehungsstraßen, man kommt überhaupt nicht ins Zentrum, von diesem ... wie heißt das hier? ... Ahrensburg? ... hörst du mich?»
    «Klar, höre ich dich, Ebbalein. Wir wohnen nicht im Zentrum, es ist eigentlich ganz einfach, du hättest nur ...»
    «Hätte bringt mir gar nichts. Erkläre mir den Weg.»
    Fünf Minuten später war sie also da. Sie stellte den Motor ab, stieg majestätisch aus, nach dem Motto: Klappe die zweite, Kamera läuft, Ton ab und bitte! Sie winkte über den Porsche hinweg Anne zu, beugte sich noch einmal in den Wagen hinein und förderte bunt und glänzend verpackte Geschenke zutage, einen Rosenstrauß, der, so schätzte Anne, mindestens fünfzig Mark gekostet haben musste, packte alles auf das Dach, schlug die Wagentür zu und ließ über die im Schlüssel integrierte Fernbedienung die Schlösser zuklacken. Anne kam zu ihr. Sie umarmten sich. Dann blieben sie voreinander stehen und guckten sich an. Seit fast zwei Monaten hatten sie sich nicht mehr gesehen.
    «Gut siehst du aus, Anne, so jung! So straff. So blühend!» Sie kniff ihr in die Wange. «Scheint dir gut zu tun, das neue Leben!»
    «Ich bin eben glücklich. Endlich.»
    Ebba trug ein kurzes rotes Seidenkleid. Anne wusste, was das bedeutete: Ebba hasste rot. Es stand ihr nicht, fand sie, deshalb hatte sie nur dieses eine Kleid in dieser Farbe. Es hieß: Ebba geht es nicht gut. Das war das Signal. Doch Anne sagte nichts dazu.
    «Ich freue mich, dass du uns endlich besuchst.»
    Ebba überreichte ihr die Blumen. Sie teilten sich die Päckchen und gingen auf das Haus zu.
    Ebba blieb stehen und sah an der Fassade hoch: «Irres Haus! Habe ich mir gar nicht so vorgestellt. Sieht nach Rosamunde Pilcher aus.» Anne wusste nicht, ob das aus Ebbas Mund ein Kompliment war. Mit dem Ellenbogen drückte sie die Klinke der Haustür herunter und ließ ihrer Freundin den Vortritt.
    «Der Windfang», erklärte sie und fügte spitz hinzu: «Meine Vorgängerin nannte es Halle.»
    Ihre Vorgängerin: Anfangs war sie allgegenwärtig gewesen. In der ersten Nacht nach dem Umzug hatte Anne Scheu gehabt, sich neben Paul ins Bett zu legen. Es war Sybilles und sein Schlafzimmer gewesen, Sybille hatte auf der Matratze gelegen, sie hatte das Badezimmer benutzt, nach ihrem Geschmack war alles eingerichtet worden, überall lugte Sybille hervor, streng, vorwurfsvoll, zynisch, und es brauchte eine Weile und ein bisschen hin und her räumen, bis Anne es als ihr Reich akzeptieren konnte.
    «Und hier ist das Wohnzimmer.»
    Ebba ging sofort zu der geöffneten Terrassentür und trat hinaus: «Der Garten!», rief sie aus und drehte sich um. «Wie viel Quadratmeter sind das um Himmels willen?»
    «Achttausend!»
    «Achttausend. Das ganze Ding ist ja mindestens ... zwei Millionen wert!»
    «Ach Geld ...» Anne kam zu ihr, noch immer die Blumen im Arm und winkte ab.
    «Irgendeine Art von Einigung mit Monsieur?»
    «Monsieur?»
    «Darf man seinen Namen hier überhaupt aussprechen?» «Du redest von Wolf?»
    Ebba nickte.
    «Ach ... unangenehm. Es ist einfach unangenehm. Am liebsten würde ich ...»
    «Du magst eben nicht kämpfen!», meinte Ebba lächelnd. «Meine kleine Konfliktvermeiderin!»
    «Erstens finde ich, dass ich schon eine Menge in meinem Leben gekämpft habe, und zweitens ...» Sie legte die Blumen und die zwei Geschenke auf den Teakholzgartentisch. «Pack doch das hier hin.»
    Ebba warf ihre Sachen zu den anderen und setzte sich auf einen der vier Stühle mit den sonnengelben, dicken Polstern. «Und zweitens?»
    «Das unterscheidet uns, ich stelle ja immer bei unseren Gesprächen die Unterschiede zwischen uns fest: Du wachst morgens auf und denkst fröhlich: Wo sind die Löwen? Ich wache morgens auf und fürchte mich: O Gott, wo sind die Löwen?!»
    «Das ist mal ein guter Vergleich!», fand Ebba.
    «Ich habe drinnen gedeckt!», erklärte Anne. «Frau Merk hat Apfelkuchen gebacken!»
    Sie gingen wieder hinein. Anne zeigte Ebba die Küche und

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