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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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es nicht tun«, stieß er hervor. »Die Apotheke befindet sich seit zwei Generationen in Familienbesitz. Ich kann es nicht zulassen, wo soll ich denn hin …«
    |72| »Ich meine auch nicht, dass Sie die Apotheke verlassen sollen, nein, Sie sorgen sich um die Beschaffung und Herstellung der Arzneimittel, ganz wie bisher. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Einnahmen künftig in meine Tasche fließen.« Meschkat nahm ein Stück Marzipan, in dem Steinhäuser jenes erkannte, das er als Haremskonfekt zur Anregung der Libido verschrieb, und steckte es sich in den Mund.
    »Niemals.« Steinhäuser schüttelte den Kopf.
    »Lieber Freund«, sagte der Medizinalrat kauend, »Sie haben keine Wahl! Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen die Schulden erlasse?«
    »Nein, gewiss nicht. Und glauben Sie mir, ich bedaure diesen unseligen Vorfall zutiefst. Ich erbitte nur mehr Zeit.«
    »Zeit?« Er beugte sich zu ihm hinüber. »Wofür? Um Helene zurückzuholen? Nein. Ich will sie nicht mehr.«
    Er stand auf und ging zum Fenster, sichtbar erregt, die Hände vor der Brust verschränkt. Dort verharrte er, schwer atmend, und sah hinaus.
    Endlich, Steinhäuser erschien es wie eine Ewigkeit, drehte Meschkat sich um. »Sie hätte es gut haben können«, sagte er. »Ich hätte sie auf Händen getragen, ihre Familie wäre von jeder Sorge befreit.« Er verzog das Gesicht. »Nein, lieber Freund, dieses verdammte Frauenzimmer ist seinen Preis nicht wert. Ich habe lange genug gewartet, meine Geduld ist erschöpft. Verhalten Sie sich endlich wie ein Ehrenmann!«
    Friedrich Steinhäuser ordnete seine Gedanken, überdachte die Möglichkeiten, die ihm noch blieben. Er rang schwer mit sich. Sollte er nun seinen letzten Trumpf ausspielen?
    »Selbst auf die Gefahr hin, Ihnen zu missfallen«, sagte er schließlich, »aber ich brauche noch ein wenig Zeit, um ein neues Arzneimittel zu erproben, dessen Rezept sich auf dem Weg zu mir befindet.«
    »Von was für einer Arznei sprechen Sie?«
    »Einem ganz besonderen Heilmittel«, sagte er ausweichend. »Mein Sohn Albert hat die Rezeptur bei seinen Studien entdeckt, und ich will die Arznei herstellen und in den Verkauf bringen. |73| Glauben Sie mir, innerhalb weniger Monate, nein, Wochen, werde ich Ihnen das Geld zurückzahlen können.«
    Meschkat lächelte. »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Ihnen die Zeit dafür gebe. Was, wenn sich das Mittel nicht verkauft? Nein, ich kann nicht länger warten.« Er stand auf. »Morgen früh werde ich den Notar bestellen.«
    »Bitte, Gustav, nur wenige Wochen!« Steinhäuser verlegte sich aufs Flehen, doch der Medizinalrat blieb hart.
    »Sie ahnen ja nicht, wie wertvoll dieses Rezept ist«, beschwor er ihn weiter, »wertvoller als die gesamte Apotheke.«
    »Keinen Tag.«
    Steinhäuser war das kurze Aufleuchten in Meschkats Augen nicht entgangen. Hoffnungsvoll setzte er nach. »Ich biete Ihnen etwas, das Sie zum mächtigsten Mann ganz Preußens machen kann, zum Retter des Volkes, zum Hofarzt der königlichen Familie.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich bin im Besitz einer Rezeptur, die, richtig angewandt, das Leben verlängern kann.«
    »Das Leben verlängern?« Meschkat lachte auf. »Sie werden doch wohl nicht an den Unsinn glauben, der zurzeit auf den Märkten kursiert.«
    »Nein, es ist nicht dieser Art.« Steinhäuser senkte die Stimme. »Ich nehme an, das Wissen um die heilende Kraft der Alchemie ist in Ihrer Loge nicht Teil der höheren Grade?«
    Der Medizinalrat runzelte die Stirn. »Sie meinen, nur weil Ihre Loge
Zu den drei Kronen
nach den Ritualen der Strikten Observanz arbeitet, die angeblich der Tradition des alten Templerordens folgen, seien Sie in höhere Erkenntnisse eingeweiht. Aber ich muss Sie enttäuschen. Auch in der Loge
Zum Todtenkopfe
, zu deren Meistern ich gehöre, weiß man um derlei Dinge.«
    Steinhäuser sah sich um, dann fuhr er flüsternd fort. »Dann sage ich Ihnen nichts Neues, wenn ich behaupte, dass eine Rezeptur zur Herstellung jener allheilenden Arznei existiert?«
    Meschkat kam näher. »Sie meinen die Herstellung des Lapis Philosophorum, des arkanischen Salzes?«
    |74| »So ist es.« Er zögerte. Überlegte, wie viel er verraten durfte. Nicht zu viel, das war gewiss, nur genug, um die Apotheke zu retten. »Diese Rezeptur bahnt den Weg, die
Prima Materia
, die vier Elemente in ihren paradiesischen Urzustand zu erheben, ihn mit dem fünften Element, der den Geist beherrschenden Quintessenz zu verbinden. Diese Rezeptur vermag, das

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