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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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nein! Lieber ein Leben mit dir – vorausgesetzt, es wird intensiv gelebt«, beeiltest du dich hinzuzufügen.
    Â»Ich hingegen würde eine Ewigkeit mit dir allem anderen vorziehen.«
    Â»Aber noch vor einer Minute hast du gesagt, dass man nicht alles haben kann.«
    Â»Ich hab’s mir eben anders überlegt«, sagte sie zu deiner Verblüffung und schüttelte heftig den Kopf, als wollte sie einen lästigen Gedanken verscheuchen.
    Der Tag verging rasend schnell wie ein Bolide mit dreihundert Stundenkilometern, und ihr wart so mit euren erotischen Spiel chen beschäftigt, dass ihr es gar nicht bemerktet.
    Völlig frustriert solltet ihr euch am nächsten Morgen um neun an Bord des väterlichen Audis wiederfinden, wo ihr der Tatsache ins Auge sehen musstet, dass es zurück nach Hause ging – in eine Scheißrealität, auf die ihr null Bock hattet.

70
    Am letzten Tag des Jahres kamt ihr mittags wieder zusammen. Selvaggia war kurz nach zehn aus deinem Bett geschlüpft, weil sie sich mit Martina verabredet hatte. Die wollte sich bei der Auswahl des Ballkleids von ihr beraten lassen.
    Der Ball war von deiner Schule organisiert worden. Aber es waren noch andere Klassenkameraden mit Mädchen aus der Fachoberschule für Psychologie zusammen: ganz so, als gäbe es da ein spezielles Einvernehmen, eine Art natürliche Anziehung zwischen Köpfen, die sich mit Mathematik, und Köpfen, die sich mit allen möglichen Köpfen beschäftigten. Verkannte Genies auf der einen und verständnisvolle Geister auf der anderen Seite – die ideale Verbindung.
    Auch Martina hatte einen Freund, der mit dir aufs Gymnasium ging. Wie du war er in der zwölften, wenn auch nicht in deiner Klasse. Du kanntest ihn zwar, hattest ihn aber nie so spannend gefunden, dass er mehr als ein bloßer Bekannter für dich war.
    Selvaggia wiederum hatte begeistert auf die Nachricht vom Ball reagiert und sich sogar für die Überraschung bedankt, die du ihr erst am Vortag gemacht hattest.
    Widerspruchslos ließt du sie ziehen. Doch es gefiel dir gar nicht, allein zurückzubleiben. Sobald du wusstest, dass sie mit Freundinnen unterwegs war, ohne auf deine Unterstützung und deine Anwesenheit zählen zu können, fehlte sie dir furchtbar. Um Viertel vor eins – eure Mutter nahm gerade die Spaghetti vom Herd – hörtest du den Schlüssel im Schloss, und Selvaggia, mitsamt ihrer leuchtenden Aura und ihren leisen, kaum hörbaren Schritten, kehrte zurück.
    Sie strahlte dich an und ließ sich wortlos neben dich aufs Sofa fallen. Ihr küsstet euch nicht, da eure Alten in der Küche waren und alles mitbekommen hätten. Stattdessen umarmtet ihr euch lächelnd, als wünschtet ihr euch Guten Morgen, was ihr an diesem Tag tatsächlich versäumt hattet.
    Â»Alles gut mit deiner Freundin?«, fragtest du.
    Selvaggia nickte gnädig. Sie griff zu einem Nagellackflakon auf dem Wohnzimmertisch, den eure Mutter anscheinend vergessen hatte, und begann sich geistesabwesend die Nägel zu lackieren. Währenddessen unterhielt sie sich mit dir, und du stauntest, wie selbstverständlich sie beides gleichzeitig bewältigte. »Wir haben über dies und das gequatscht, und ich habe ihr geholfen, das am wenigsten hässliche Abendkleid auszusuchen.«
    Â»Daraus schließe ich, dass dir Martinas Kleid nicht besonders gefällt.«
    Selvaggia setzte ein Grinsen auf: »Nicht im Geringsten. Aber ehrlich gesagt, ist das nicht mein Problem.«
    Â»Stimmt«, sagtest du lachend.
    Â»Apropos«, fuhr sie fort – nach wie vor mit dieser Mischung aus Beiläufigkeit und Desinteresse, für die sie sich heute entschieden hatte. »Ich habe ihr übrigens gesagt, dass ich mit meinem Bruder zum Ball gehen werde.«
    O Gott! Zu sagen, dass du wie vom Donner gerührt warst, wäre noch stark untertrieben! Fest stand, dass du eine Weile brauchtest, bis ihre Worte wirklich zu dir durchdrangen. Wie vom Blitz getroffen, versuchtest du dir über die möglichen Konsequenzen dieser simplen Bemerkung klar zu werden. Währenddessen sprang Selvaggias Kater William aufs Sofa und ringelte sich schnurrend auf dem Schoß seiner Herrin zusammen.
    Du schlosst die Augen, seufztest und fühltest dich wie im freien Fall. Ihre Freundin Martina hatte so gut wie jeden Morgen gesehen, dass du Selvaggia ins Klassenzimmer brachtest. Sie kannte dich

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