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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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war dir, als sagtest du das zum ersten Mal, ja, deine Stimme zitterte sogar ein wenig dabei. Sie sah dich wortlos an. Dann ging sie schweigend an dir vorbei und schloss sich im Bad ein.
    Dass du dermaßen dreist ignoriert wurdest, ließ dich von deinem ursprünglichen Vorhaben, nicht mitzufeiern, abrücken. Und gib’s zu – die Aussicht, den jungen Mann wiederzusehen, den Selvaggia am Vormittag getroffen hatte, weckte deine detektivischen Ambitionen. Du würdest die beiden unauffällig im Auge behalten.
    Selvaggia unterhielt sich blendend mit einigen Freundinnen. Es war wirklich unglaublich, aber seit du dich am Bug an die Reling gelehnt hattest, ohne den Eindruck zu erwecken, sie zu beobachten, hatte sie sich schon mit mindestens dreißig verschiedenen Leuten unterhalten. Bestimmt waren das Freunde aus der Mittelstufe, vom Gymnasium, vom Sport, Freunde von Freunden, die du selbstverständlich nicht auseinanderhalten konntest. Es waren sicher zweihundert Personen an Bord, und jeder schien jeden zu kennen.
    Ansonsten schilderte Agnese die Organisation der Party – und zwar so als würde sie ein episches Gedicht vortragen. Während du auf den großen, abwesenden Tommaso wartetest, verschafftest du dir einen ersten Überblick über die Beziehungsdynamiken und Gesichter, nahmst Anteil an einem Anmachversuch, der leider scheiterte und in einer Beleidigung endete, oder konzentriertest dich zur Abwechslung auf die natürliche Hafenbucht Genuas und die letzten feuerroten Streifen dieses herrlich sommerlichen Sonnenuntergangs am Horizont.
    Es dauerte ein wenig, bis es dir gelang, diese neue Stimme bei Agnese und Selvaggia wahrzunehmen. Es war eine Männerstimme, und als du dich umdrehtest, stand Selvaggias Exfreund keine fünf Schritte von dir entfernt da. Er hielt eine Wodkaflasche in der Hand. Aus der Nähe betrachtet, sah er ganz anders aus als bei Tag: Er war etwas kleiner als du, schmächtig, blond mit blauen Augen und wirkte schon jetzt ziemlich aufgedreht. Seine gute Laune hatte etwas Angestrengtes.
    Â»Hallihallo«, wandte er sich sofort an Selvaggia, umarmte sie fest und erwartete einen Kuss von ihr, den sie ihm jedoch lieber nicht gegeben hätte – zumindest schlosst du das aus der Art, wie sie zurückzuckte. Jedenfalls sahst du, wie sie sich eine Weile unterhielten, bis er ihr grinsend etwas ins Ohr flüsterte. Zwischendurch nahm er immer wieder einen Schluck aus der Wodkaflasche. Selvaggia war zwar nicht verliebt in dich, aber an diesem dahergelaufenen Langweiler konnte sie doch unmöglich etwas finden! Der war nicht nur aufgedreht, sondern auch ziemlich betrunken, sodass Selvaggia das Benehmen ihres Ex-Freundes zunehmend zu stören schien. Immerhin ließ sie ihn irgendwann stehen, gesellte sich zu einem anderen Grüppchen und unterhielt sich mit weiteren Freundinnen. Trotzdem folgte er ihr und machte Anstalten, sie mit fortzuziehen. Sie wehrte sich, warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ermahnte ihn. Als du näher kamst, hörtest du folgende Worte: »Du wirst langsam beleidigend.« Sie wurden mit fester Stimme vorgebracht, mit einer natürlichen Autorität, sodass sie diesen unverschämten Tommaso ohne jede Hysterie in seine Schranken wies. Gleichzeitig trat sie auf dich zu.
    Da sagte ihr Ex-Freund: »Ich will gar nichts mehr von dir, Selvaggia. Ich wollte doch bloß …«
    Â»Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat?«, mischtest d u dich ein. »Ich glaube, du solltest jetzt lieber gehen, mein Freund.« Einige Gäste, die die Szene mitbekommen hatten, verstummten.
    Â»Wer bist du eigentlich?«, fragte Tommaso wodkaselig, als bemerkte er erst jetzt, dass du kein Gespenst, sondern aus Fleisch und Blut warst.
    Â»Vielleicht jemand, der sie im Gegensatz zu dir respektiert?«
    Â»Na, großartig!«, höhnte der andere. »Wirklich, ganz toll. Für wen hältst du dich eigentlich? Für Tarzan? Gut möglich, dass du Tarzan bist, aber du weißt nicht, wer ich bin! Ja, vielleicht musst du erst noch lernen, mit wem du dich da verdammt noch mal anlegst. Und glaub mir: Sie ist alles andere als das, wofür du sie hältst. Auch wenn sie die schönste Nutte der Welt ist. Eine fantastische Nutte.«
    Das arme Schwein war bereits so betrunken, dass es kaum noch was mitbekam. Aber wiederum nicht so betrunken, dass du Mitleid mit ihm gehabt hättest. Im Gegenteil, seine Worte

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