Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
Vom Netzwerk:
kränkten dich. Und obwohl sein Verhalten auch nicht peinlicher war als deines, als du Selvaggia vor wenigen Stunden bedroht hattest, konntest du das unmöglich so auf sich beruhen lassen.
    Â»Ich sage dir das jetzt zum letzten Mal«, drohtest du. »Zieh Leine!«
    Â»Bitte, es reicht«, meinte Selvaggia und wollte deinen Arm packen.
    Â»Huch, jetzt bekomme ich es aber mit der Angst zu tun«, erwiderte Tommaso und grinste schief. »Dieser Tarzan hier weiß nicht mal, wie man anständig fickt und hält anderen Vorträge über Respekt!«
    Â»Er ist betrunken«, sagte Selvaggia und umklammerte nach wie vor deinen Arm: »Tu ihm nicht weh. Und jetzt verschwinde, Tommaso. Geh nach Hause.«
    Â»Gut«, sagtest du. »Damit wäre die Sache für mich erledigt. Aber wenn du es noch einmal wagst, sie zu beleidigen, weißt du, was passiert.«
    Â»Du lässt dich von einer Nutte verteidigen?«, sagte Tommaso.
    Da schlugst du zu, sodass er zu Boden ging, die Flasche noch in der Hand. Sie war nicht zerbrochen, und er saß einfach nur da. Aber er stand auch nicht wieder auf. Er hatte Freunde, die ihm wieder aufhalfen. Etwas Blut lief ihm aus der Nase, und er sah dich an und lachte. Sogar auf seinen Zähnen war etwas Blut.
    Â»Heirate sie!«, sagte er auf seine Freunde gestützt. »Im Grunde bist du ein sympathischer Idiot«, fuhr er grinsend fort, die Wodkaflasche fest in der Hand. »Du bist ein Held, Kumpel«, sagten seine blutenden Lippen. »Scheiße, du bist ein echter Held, Arschloch. Und du hast sie wirklich verdient.«
    Wenn du gehofft hattest, dass Selvaggia dich wie einen Helden behandeln, ja dass die Dame sich bei dir bedanken würde, nachdem du das Wodkaungeheuer besiegt hattest, hattest du dich getäuscht. Selvaggia sah dich verächtlich an. »Du bist auf ein armes, wehrloses Schwein losgegangen. Geht es dir jetzt besser?«
    Â»Nein, es geht mir nicht besser.«
    Â»Mann, bist du ein Volldepp! Jetzt hast du mir die ganze Party versaut. Und was hast du als Nächstes vor? He?« Du sahst ihre Ohrfeige nicht einmal kommen. Gleich darauf rannte sie davon, und du riefst nach ihr, folgtest ihr und betratst kurz nach ihr die Kabine. Ohne dich zu treffen, warf sie den Flakon mit Badezusatz nach dir und schrie hochrot im Gesicht: »Hau ab! Verschwinde!« Sie riss sich förmlich das Kleid vom Leib, warf die Kette zu Boden und trampelte darauf herum, was dich extrem verletzte. Dann schlüpfte sie in T-Shirt und Jeans, griff nach ihrer Reisetasche stellte sie geöffnet aufs Bett. Sie begann ihre Sachen zusammenzusuchen und irgendwie hineinzuwerfen. Sie drehte sich zu dir um, sah dich an und sagte: »Hau ab! Verschwinde! Lass mich in Ruhe!«, während ihr die ersten Tränen kamen.
    Â»Aber was hast du jetzt vor?«, fragtest du voller Schuldgefühle.
    Â»Ich gehe! Ich fahre zurück nach Verona! Und du, komm mir bloß nicht zu nahe! Ich will dich nicht mehr sehen, will nichts mehr von dir wissen!«
    In deiner Verzweiflung konntest du nur noch denken: »Sie sagt, dass sie nach Verona zurückfährt, aber nicht, dass sie in das Haus zurückkehrt, in dem du auch wohnst.« Der völlig unbegründete Verdacht, sie könnte sich eine neue Bleibe suchen, statt zu euren Eltern zu gehen, verschlug dir beinahe den Atem. »Nein«, sagtest du mit staubtrockenem Mund. »Ohne mich fährst du nirgendwohin.«
    Â»Du hast alles kaputt gemacht«, schrie sie. »Du hast mich vor all meinen Freunden blamiert, du Idiot!«
    Da hast du nicht mehr auf sie geachtet, sondern in diesem ganzen Chaos hastig deine Sachen gepackt, weil du ernsthaft Angst hattest, Selvaggia könnte ohne dich fahren.
    Sie saß mit zerzausten Haaren auf dem Bett, todmüde und mit hängenden Schultern, was ihre seelische Verfassung widerspiegelte.
    Ihr dezentes Make-up war völlig verschmiert, und neue, unzählige Tränen, die dir schier das Herz zerrissen, strömten ihr über die wunderschönen Wangen und ließen jugendliche Unschuld durchscheinen.

43
    Ringsum herrschte Dunkelheit, die um halb vier Uhr früh nur von vereinzelten Lichtern erhellt wurde, als du nach einer anstrengenden Fahrt jenseits des Zugfensters die Signale und Vordächer des Bahnhofs von Verona erkanntest. Der Zug wurde immer langsamer, bis er am Bahnsteig hielt, während du bereits eure beiden Koffer zur Tür trugst und an Selvaggias

Weitere Kostenlose Bücher