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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Morgen, bevor ich Sie aus dem Laboratorium hinauf in den Hof getragen habe. Bei der Gelegenheit habe ich auch die zweite Pistole und das Messer gefunden. Ich habe sie mit der anderen Waffe im Kastell zurückgelassen. Sie brauchen also gar nicht erst danach zu suchen, um mich bei der nächstbesten Gelegenheit über den Haufen zu schießen.«
    »Ich bin untröstlich.«
    »Sie wollten eine Erklärung. Werden Sie mir jetzt zuhören?«
    »Sicher.«
    »Die Fotografie steckte in einem Umschlag. Den haben Sie bereits gesehen. Aber darin war auch noch ein kurzer Brief, in dem Gians Entführer Sie auffordern, einen bestimmten Ort aufzusuchen. Darin war übrigens auch die Rede von der kleinen Tess.«
    »Welchen Ort?«, fragte sie wie betäubt.
    »In Spanien – in Kastilien, genaugenommen.« Er beobachtete sie jetzt wieder ganz genau. »Sagt Ihnen das irgendetwas?«
    »Nein. Warum war der Brief nicht mehr bei dem Bild im Umschlag, als Sie ihn mir gegeben haben?«
    »Weil ich ihn verbrannt habe.«
    Panik wühlte sich wie ein Eisendorn durch ihre Eingeweide. Sie wollte Fuente anspucken, ihn schlagen, ihm die Augen auskratzen. Aber sie beherrschte sich.
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich meine Überraschung vorstellen können, als ich feststellte, dass der Ort, an den die Entführer Sie bestellt haben, jener Ort ist, den Nestor mir genannt hat.«
    Jetzt konnte sie ihr Erstaunen nicht mehr überspielen. »Sie wollen mir weismachen, Gian wird dort gefangen gehalten, wo vor fünfhundert Jahren angeblich der Gral aufbewahrt wurde?«
    »So ist es.«
    Sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Sie bluffen. Sie wollen mich dazu bringen, freiwillig mit Ihnen zu reiten. Mein Sohn interessiert Sie einen Dreck.«
    »Falls wir das Verbum Dimissum finden, dann sollten wir wohl auch eine Möglichkeiten finden, Gian zu befreien.«
    »Schlagen Sie mir da gerade so etwas wie ein Geschäft vor?«
    Er strahlte sie an. »Das beste, das Ihnen jemals angeboten wurde.«
    »Ich werde Sie töten, Fuente. Irgendwann werde ich Sie töten.«
    Er gab seinem Pferd einen Klaps und setzte sich an die Spitze. »Wenn ich bis dahin noch erleben darf, dass Sie mich nur ein einziges Mal beim Vornamen nennen«, rief er über die Schulter, »ist es das vielleicht wert.«
    Sie starrte ihm nach, als könnte sie ihm allein mit ihren Blicken das Rückgrat brechen. Einmal zerrte sie an ihren Fußschellen, mit dem Ergebnis, dass ihr Pferd ein schrilles Wiehern ausstieß, als die Kette sich unter seinem Leib spannte. Sofort hielt sie die Füße wieder still und tätschelte dem Tier den Hals.
    Hinter ihnen knirschte Geröll, aber als sie sich umsah, war der Weg unter der Felswand menschenleer. Fuente hatte es ebenfalls bemerkt, zuckte aber nur die Achseln und sah wieder geradeaus. Dies hier war sein Land, sein Gebirge. Er kannte die Geister, die einem die Berge vorgaukeln.
    Aura kaute auf ihrer Unterlippe. Selbst wenn eine Lawine ihn vor ihren Augen vom Weg fegen würde, hätte sie dadurch nichts gewonnen. Er allein kannte den Weg zu Gian. Herrgott, Sie würde sogar Acht geben müssen, dass ihm nichts zustieß!
    Ihr war zum Heulen zumute, aber diese Blöße gab sie sich nicht. Er hatte ihrem Pferd die größere Last aufgeladen, zwei Säcke mit Verpflegung, sodass das Tier im Falle eines Fluchtversuchs langsamer sein würde als sein eigenes. Aber sie würde nicht fliehen. Gian war auf sie angewiesen.
    Sie schob die Hand unter die Lederklappe der Satteltasche und tastete nach der Fotografie. Fuente beachtete sie nicht, er war damit beschäftigt, den sichersten Weg für die Pferde zu suchen, enge Serpentinen zwischen Geröll und Wacholderbüschen.
    Ihre Finger fanden dicke Pappe und wollten danach greifen, als ihr Handrücken gegen etwas Hartes, Metallisches stieß. Kantig, mit geriffelter Oberfläche. Es fühlte sich an wie…
    Nein, unmöglich. Fuente hatte gesagt, er hätte die Taschen durchsucht.
    Sie beobachtete ihn weiterhin und schlug dabei vorsichtig die Satteltasche auf. Blickte verstohlen hinein.
    Es war eine Pistole, viel größer als der Revolver, den Fuente ihr abgenommen hatte. Ein Modell, wie es für gewöhnlich beim Militär benutzt wurde.
    Sie unterdrückte einen Laut der Überraschung und machte die Lederklappe rasch wieder zu. Es konnte nicht sein. Ganz sicher war das Magazin leer.
    Er macht sich lustig über mich. Er will herausfinden, wie weit er mir vertrauen kann.
    Dann aber glaubte sie erneut ein Geräusch zu

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