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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zwei Wochen. Er war ihr so fremd geworden wie all die anderen, die sie unten auf dem Hof gesehen hatte. Sogar zu dem Jungen, den sie getötet hatte, hatte sie einen Moment lang eine größere Nähe gespürt als zu Gian, ihrem Cousin, den sie wie einen Bruder geliebt hatte.
    »Cristóbal – so heißt ihr Anführer, Graf Cristóbal –, er hat gesagt, er zeigt mir, wie man unsterblich wird. Er hat gesagt, ich hätte es verdient, genauso zu sein wie sie. Und du auch, Tess! Er hat gesagt, wir können unsterblich sein! Er weiß, wie es geht.«
    Sie sah ihn durch ihre Finger hindurch an, verschwommen und irgendwie schrecklich weit entfernt. »Das ist alles? Er hat dir die Unsterblichkeit versprochen? Deshalb hast du uns verraten und all die Menschen in Uruk?«
    Er klang jetzt trotzig. Vermutlich wusste er, dass er sich selbst et-was vormachte. »Wir haben ein Recht darauf! Mein Großvater, meine Mutter, unsere Väter… sie waren oder sind unsterblich. Warum nicht wir? Warum wollte Mutter uns das vorenthalten?«
    »Und wozu hat es geführt?« Sie senkte ihre Hände und hatte das Gefühl, als spräche sie gegen eine Wand. »Nestor und Lysander waren Mörder! Wir zwei wissen das doch besser als jeder andere. Wir haben es gesehen, du genauso wie ich! Und sie hätten weitergemordet, wenn Gillian… wenn dein Vater Nestor und Morgantus nicht getötet hätte. Du weißt genau, dass er das Richtige getan hat.«
    »Unsterblich zu sein muss einen nicht zum Mörder machen.«
    »Nein, vielleicht nicht. Aber sogar Aura hat Menschen getötet.«
    »In Notwehr.«
    »Aber begreifst du denn nicht?« Sie hatte wieder gebrüllt, doch jetzt senkte sie ihre Stimme. »Aura wäre nie in die Lage geraten, andere Menschen töten zu müssen, wenn es nicht immer nur um Nestor und Lysander und die Unsterblichkeit gegangen wäre. Es ist ein Fluch, Gian, nichts anderes… Ich habe oft darüber nachgedacht. Diese verdammte Unsterblichkeit bringt nichts als Unglück. Sieh dich doch an! Weil du so versessen darauf bist, ewig zu leben, sind die Goldsteins und alle anderen in Uruk ermordet worden.«
    »So einfach ist das nicht. Du weißt doch, was man sagt: Nicht der Krieg tötet Menschen, sondern Menschen töten Menschen. Mit der Unsterblichkeit ist es das gleiche. Nicht sie ist für die Toten verantwortlich, sondern…«
    »Sondern du?«
    Er presste so abrupt die Lippen aufeinander, als hätte sie ihn abermals geschlagen. Ihre Worte waren schmerzhafter als jede Ohrfeige. Sie sah es und wünschte sich, sie könnte noch mehr sagen, das ihm weh tun würde, viel mehr, bis er sich am Boden krümmte und wimmerte.
    »Ich wusste es nicht, und ich wollte es nicht«, sagte er schließlich. »Es war falsch, das weiß ich. Aber ich kann jetzt nur noch versuchen, alles zu einem guten Ende zu bringen.«
    Ihr Lachen klirrte wie zerstoßenes Eis: »Ein gutes Ende?… Mein Gott, du bist ein noch viel größerer Idiot, als ich dachte!«
    Er schluckte die Beleidigung ebenso wie ihren Hohn. »Cristóbal will mit uns an einen Ort reisen, nicht weit von hier«, sagte er. »Wir sollen versuchen, uns daran zu erinnern, was dort vor ein paar hundert Jahren passiert ist, als Nestor durch diese Gegend gekommen ist. Er sucht etwas, das Nestor dort gesehen hat, und er will, dass wir es für ihn finden.«
    »Das ist der Grund, weshalb wir hier sind?« Er nickte. »Der einzige.«
    »Und als Belohnung dafür, dass wir diese… diese Sache für ihn finden, macht er dich unsterblich?«
    »Und dich, wenn du möchtest.«
    Sie starrte ihn immer noch an, unfähig zu glauben, was er da von sich gab. »Du hast nichts verstanden, Gian. Überhaupt nichts. Der Preis, den du für die Unsterblichkeit zahlst, ist nicht irgendein Gefallen, den wir ihm tun sollen. Der Preis ist das Leben der Menschen in Uruk. Der Preis ist das, was einmal zwischen uns gewesen ist. Und der Preis ist die Tatsache, dass du nicht nur ein, sondern viele Leben lang an diese Sache denken wirst, an die Toten und an deine Familie. An alles, was du im Tausch für die Ewigkeit verloren hast.« Sie ballte die Fäuste um den Rand der Bettdecke. »Und du glaubst, dass es das wert ist? Glaubst du wirklich, dass das, was deine Mutter durchmacht, oder das, was aus Nestor und Lysander geworden ist… dass all das es wert ist, dafür über Leichen zu gehen?« Sie stand auf und trat ans Fenster, schaute hinaus und sah doch nichts von der Umgebung. »Das ist so armselig.«
    »Tess…«
    Sie hörte, dass auch er aufstand und hinter sie

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