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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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entführt. In Wahrheit aber ist es genau umgekehrt. Er will die Kinder erpressen, indem er dich bedroht! Deshalb hat er dich hergelockt, als Faustpfand. Mit dir will er sich die beiden gefügig machen!«
    »Die zwei sind in der Lage, selbst zu entscheiden.«
    »Eben. Sie hätten es ablehnen können, in Nestors Erinnerungen nach dem Gral zu suchen. Wenn er ihnen aber droht, dich zu töten, dann werden sie alles tun, was er verlangt, oder?«
    »Ja, vermutlich.«
    Er strahlte, vielleicht eine Spur zu erfreut in Anbetracht des Schlamassels, in dem sie steckten. »Jetzt müssen wir nur noch darauf achten, dass du ihm nicht in die Falle läufst.«
    »Besten Dank«, sagte sie finster. »Ich werd’ versuchen, mich nicht allzu dumm anzustellen.«
    »So hab ich das nicht gemeint.«
    Aber sie hatte ihn bereits stehen lassen und erklomm jetzt einen Erdwall zu ihrer Rechten. Verblüfft stellte sie fest, dass sie fast das Ufer erreicht hatten. Noch dreißig Meter, höchstens.
    »Da drüben«, flüsterte Konstantin, als er neben ihr über den lehmigen Grat schaute.
    Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Erst glaubte sie, er deute auf das felsige Eiland, das sich in der Mitte des Sees erhob. Dann aber hörte sie leises Motorengeräusch in der Ferne und entdeckte das Boot, das sich aus dem Schatten der Landzunge löste und ohne Eile über das Wasser glitt. Es war ungewöhnlich, ein so modernes und kostspieliges Gerät in dieser Einöde vorzufinden. Ein Mann stand in der kleinen Steuerkabine am Bug, der übrige Rumpf war offen. Drei Menschen befanden sich dort. Der eine war ein Mann, der ihnen den Rücken zuwandte. Er hatte weißes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel; selbst wenn er sich ihr zugewandt hätte, wäre es unmöglich gewesen, von hier aus sein Gesicht zu erkennen.
    Die beiden anderen waren ein Junge und ein Mädchen, er mit dem rabenschwarzen Haar seiner Mutter, sie so blond, dass ihr Hinterkopf im Sonnenschein leuchtete wie eine Goldmünze.
    Konstantin ergriff Auras Hand, aber sie spürte es kaum. »Sind sie das?«
    Sie nickte stumm.
    »Ganz sicher?«
    Ihr Kopf fuhr herum. »Herrgott, Konstantin, natürlich bin ich si-cher!« Sie war nicht auf ihn wütend, nicht wirklich, aber sie brauchte ein Ventil für ihren Zorn und ihre Hilflosigkeit. Er erkannte das und schwieg.
    Eine unglaubliche Erleichterung machte sich in ihr breit. Keinem der beiden war etwas geschehen. Gian und Tess schienen wohlauf, soweit sie das erkennen konnte. Das Boot war mehrere hundert Meter von ihrem Versteck entfernt, aber was sie sah, reichte aus, um für einen Moment das ungeheure Gewicht von ihren Schultern zu nehmen, das seit Tagen auf ihr lastete. Sie hatte mit einemmal das Gefühl, wieder klar denken zu können.
    »Was tun die da?«, fragte Konstantin. Er kniff die Augen zusammen, um das Geschehen auf dem Wasser besser sehen zu können.
    Tess und Gian standen im Heck. Der Mann am Steuer hatte den Motor gestoppt und ließ das Boot auf dem See treiben. Aura wusste, dass die beiden jetzt ihre Augen geschlossen hatten, sich konzentrierten, gemeinsam in der Vergangenheit gruben, nicht mit Schaufeln und Hacken wie die Männer des Grafen, sondern mit Werkzeugen, die unendlich feiner waren, spirituell und körperlos. Den Werkzeugen ihres Geistes.
    »Sie versuchen sich zu erinnern«, sagte sie.

KAPITEL 20
    Karisma schlug Alarm. »Gillian!«
    Er ließ die Dokumente sinken, die Lascari ihm mit auf die Reise gegeben hatte, und sprang auf. Die Papiere fielen in den Staub, aber das kümmerte ihn nicht mehr. Sie hatten längst jeden Wert verloren. Lascari berief sich darin auf uralte Abkommen zwischen einzelnen Splittergruppen des Templerordens, auf Gesetze und Absprachen, die seit Jahrhunderten vergessen waren. Gillian würde gar nicht erst versuchen, Cristóbal damit zu beeindrucken.
    Er kroch auf den Erdwall und blieb neben Karisma auf dem Bauch liegen. Angestrengt blickte er hinaus auf den See.
    Er entdeckte das Boot, und er sah die beiden schlanken Gestalten, die sich im Heck an den Händen hielten. Ein schwarzhaariger Junge und ein Mädchen mit langem, weißblondem Haar.
    »Was machen die da?«, fragte Karisma. Gillian fixierte seinen Blick auf die beiden. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, aber er vermochte nicht recht zu sagen, weshalb.
    »Der Mann, der bei ihnen ist«, sagte Karisma, »das ist mein Onkel. Die Kinder stammen vermutlich aus dem Waisenhaus. Ich frage mich nur, was das soll. Wie eine Spazierfahrt sieht das nicht

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