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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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kühl es hier war, trotz der glühenden Augusthitze draußen in der Sierra.
    Im ersten Stockwerk drängten die Assassinen sie durch einen Türbogen, dessen Ränder Reliefs zierten. Ruß und Staub hatten sich in den Ritzen festgesetzt und bizarre Konturen herausgearbeitet. In einigen Motiven erkannte Aura alchimistische Symbole wieder, einige so offensichtlich wie der Pelikan und der Salamander, andere verschlüsselt, etwa die Springquelle am Fuß einer Eiche, der Kampf zwischen Hund und Taube und der Gott Merkur auf seinem Streitwagen.
    Sie betraten einen Saal mit zwei schmalen Fenstern am gegenüberliegenden Ende, durch die kaum Licht hereinfiel. Auch hier brannten Fackeln an den Wänden. In der Mitte des Raums loderten Flammen in einer runden Feuergrube, der Rauch entwich durch einen Schacht in der Decke. Die Atmosphäre war mittelalterlich; Aura spürte, dass sich hier nichts verändert hatte, seit Nestor vor fünfhundert Jahren diesen Ort besucht hatte. Der Gedanken verursachte ihr eine Gänsehaut. Es war, als wäre sie durch eine Tür geradewegs in die Vergangenheit ihres Vaters getreten. Und damit, irgendwie, auch in ihre eigene.
    Sie umrundeten die Feuergrube. Die Wand zwischen den beiden Fensterschlitzen lag im Dunkeln. Erst als sie näher kamen, schälte sich ein Podest aus der Finsternis, ein monumentales Gebilde aus Steinquadern, auf dem eine Frauenstatue aus schwarzem Stein stand. Im ersten Moment hielt Aura sie für eine Madonna, aber dann sah sie die entblößten Brüste und die stolzen Gesichtszüge.
    Die Schwarze Isis.
    Aura wandte sich an den Wortführer ihrer Bewacher. »Wo steckt Cristóbal?« Konstantin übersetzte für sie.
    Der Assassine schien zu überlegen, ob er sie zurechtweisen sollte, zog es dann aber vor zu schweigen.
    Sie hatte angenommen, dass man sie vor die Isis führen würde, doch dann entdeckte sie den schmalen Durchgang in der rechten Wand, aus dem heller Lichtschein fiel. Die Assassinen drängten sie in die Richtung dieser Tür. Dahinter lag ein ungleich kleinerer Raum, der von einem Fenster erhellt wurde. Die Sonne stand günstig und strahlte als schräger Lichtfluss ins Zimmer. Die zahllosen Kerzen in Haltern aus Zinn und Kupfer würde man wohl erst später entzünden.
    Vor den Wänden stand Bücherregale, die in mehreren Reihen hintereinander mit schweren Bänden und Folianten gefüllt waren. Auch auf dem Boden erhoben sich Büchertürme, einige fast mannshoch. Ein mächtiger Schreibtisch aus Eiche nahm einen Großteil des Raums ein. Seine Vorderseite war mit Schnitzereien verziert, die die alchimistische Symbolik der Türreliefe aufnahmen und ergänzten. Gleich mehrmals fand sich darin das Bild der Schlange, die ihre Haut abstreift und sich verjüngt.
    Hinter dem Schreibtisch saß Philippe.
    »Willkommen«, sagte er auf Französisch, und seine Miene verriet Niedergeschlagenheit. Er erhob sich, kam aber nicht um den Tisch herum auf sie zu.
    Aura atmete tief durch. Sie war nicht halb so überrumpelt, wie Phi-lippe vielleicht glaubte. Die Ahnung hatte sie schon eine ganze Weile begleitet, und sie hatte sich vertieft, als sie den Mann mit dem weißen Haar auf dem Boot gesehen hatte. Philippe war der Einzige, dem sie jemals von Gians und Tess’ Fähigkeiten erzählt hatte. Der Einzige, mit dem sie beinahe ihr ganzes Wissen über die Familiengeschichte der Institoris geteilt hatte.
    »Guten Tag, Philippe«, sagte sie.
    Konstantin blieb äußerlich ruhig, aber sie spürte, dass er weitaus überraschter war als sie. »Monteillet«, knurrte er leise.
    Philippe nickte ihm zur Begrüßung zu. »Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.« Sein fragender Blick heftete sich auf Aura. »Hättest du die Freundlichkeit, uns bekannt zu machen?«
    »Der Chevalier Weldon«, sagte sie kühl. »Können wir diesen Un-sinn bitte lassen, Philippe? Du hast meinen Sohn und meine Nichte entführt.«
    Er ging nicht darauf ein. »Wie du dir vermutlich denken kannst, ist Philippe Monteillet nicht mein wirklicher Name. Ich bin nicht einmal Franzose. Aber ich hatte die Befürchtung, dass du vielleicht misstrauisch geworden wärest, wenn ich das Haus in Paris als Graf Cristóbal gemietet hätte. Ich war nicht sicher, wie umfangreich die Aufzeichnungen deines Vaters sind. Falls er einen meiner Vorfahren erwähnt hätte…«
    Sie unterbrach ihn. »Ich will meinen Sohn. Es spielt keine Rolle, wie du heißt.«
    Konstantin machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu, aber so-fort sprang einer der Assassinen

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