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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aus der Hand. Ei-ne Klinge blitzte, dann spürte sie kalten Stahl an ihrer Kehle.
    Konstantin rappelte sich auf. Er leistete keine Gegenwehr. Auch auf seinen Hals deutete ein Krummschwert.
    Aura wagte nicht, sich zu bewegen, deshalb konnte sie sich nicht umschauen. Trotzdem war sie einigermaßen sicher, dass ihre Gegner zu dritt waren. Einer, der sie hielt, ein zweiter, der Konstantin bedrohte, und schließlich der dritte, der ihr die Waffe aus der Hand geschlagen hatte. Im Augenblick konnte sie nur Konstantins Widersacher sehen, doch dann spürte sie, wie sich der Griff um ihren Hals lockerte und man ihr gestattete, sich umzudrehen. Die Schwertspitze blieb dabei an ihrer Kehle.
    Sie behielt Recht. Es waren drei, alle maskiert, alle in Schwarz. Weitere mochten ganz in der Nähe sein, irgendwo im Labyrinth der Gräben, auch wenn sie keinen von ihnen sah. Gewiss waren sie alles andere als erfreut über ihre toten Gefährten.
    Derjenige, der ihr die Waffe abgenommen hatte, trat vor sie.
    Er war nicht größer als sie selbst, sehr schlank, fast schmächtig. Das Augenpaar, das sie durch den Spalt zwischen den schwarzen Bandagen musterte, verriet, dass er ebenso jung war wie die Erschlagenen am Boden. Cristóbal hatte eine Armee von Halbwüchsigen um sich geschart.
    Der Junge sagte etwas auf Spanisch, das sie nicht verstand. Hilflos schaute sie zu Konstantin hinüber.
    »Er glaubt, dass wir sie getötet haben«, sagte er mühsam. Die Spitze des Krummschwertes grub sich bei jedem Wort in die weiche Haut unter seinem Kinn. Er fügte etwas Zorniges auf Spanisch hinzu, gerichtet an den Assassinen, der ihn in Schach hielt.
    Der Junge vor Aura, offenbar der Wortführer, gab seinem Gefährten einen Befehl, und das Schwert unter Konstantins Kinn sank eine Fingerbreite nach unten.
    »Gracias«, knurrte Konstantin.
    Auch die Klinge an Auras Hals senkte sich, wenn auch nicht viel. Sie hatte keine Angst, dass die Assassinen sie töten würden – Cristóbal hatte anderes mit ihr im Sinn –, aber sie machte sich Sorgen um Konstantin, der weit weniger wertvoll für den Grafen war.
    »Sag ihnen, dass wir es nicht gewesen sind«, sagte sie und wies mit den Augen auf die enthauptete Leiche.
    Konstantin sah sie düster an – glaubst du, darauf wäre ich nicht selbst gekommen? –, dann begann er, auf den Anführer der drei einzureden, ohne dass dieser dabei auch nur einmal seinen Blick von Aura nahm. Aber der Junge hörte zu, und schließlich nickte er lang-sam und gab seinen Leuten einen Befehl.
    Aura und Konstantin mussten vorneweg gehen. Die Templerassassinen pressten ihnen ihre Schwertspitzen in den Rücken, Warnung genug, nicht auf dumme Gedanken zu kommen.
    »Das war unvermeidlich, oder?« Konstantins Stimme klang gepresst. »Die Begegnung mit Cristóbal, meine ich.«
    Aura schwieg und nickte nach einer Weile. Ja, dachte sie, das war es wohl.
    Konstantin sagte nichts mehr, und auch ihr blieb nichts zu tun, als den Weg Richtung Landzunge einzuschlagen.
    Irgendwo dort drüben waren Gian und Tess.
    Die schmale Straße, die über die Landzunge zu Cristóbals Anwesen führte, war an vielen Stellen aufgesprungen und rissig. In den Ritzen, in denen kniehohes Unkraut wucherte, hatten es sich Eidechsen bequem gemacht. Einmal sah Aura einen Skorpion zwischen den Steinen verschwinden.
    Der allgemeine Verfall war ein Anzeichen dafür, dass dieser Ort im Sterben lag. Je näher sie dem Haus und seiner maroden Ummauerung kamen, desto stärker wurde dieser Eindruck. Auch der schmutzige Hof mit den frei laufenden Tieren und den verfallenen Anbauten deutete darauf hin, dass der Graf es längst aufgegeben hatte, den trutzigen Anschein, den dieser Ort einst gehabt haben mochte, aufrechtzuerhalten.
    Außer ihren drei Bewachern entdeckte Aura nur zwei weitere Assassinen, die auf dem nördlichen Turm des Gemäuers Wache hielten. Dagegen war der Zinnenkranz des Südturms nach wie vor verlassen. Zudem gab es zwei Männer in zerschlissener Kleidung, offenbar keine Kämpfer wie die Jungen, sondern Knechte, die sich um die Tiere kümmerten und den Wagen des Grafen fuhren. Einer von ihnen hatte das Boot gesteuert, mit dem Cristóbal Gian und Tess hinaus auf den See gebracht hatte.
    Durch die Doppelflügel des Portals ging es in ein gewundenes Treppenhaus aus mächtigen Steinquadern. An den Wänden waren wuchtige Eisenhalter angebracht, aber nur in jedem dritten brannte eine Fackel. Das Innere des Gebäudes roch feucht und muffig, und Aura war erstaunt, wie

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