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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Stirn betastete und vorsichtig spreizte.
    »Das wird wieder«, sagte sie beruhigend.
    Nur Konstantin stand weiterhin aufrecht, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Wo ist Aura?«, fragte er leise.
    Cristóbal schüttelte den Kopf. »Nicht hier, fürchte ich.«
    Konstantin sah aus, als wollte er sich mit bloßen Händen auf ihn stürzen. Doch Gillian streckte einen Arm aus und hielt ihn am Bein zurück; er spürte, dass Konstantins Muskeln bebten, als hätte er sie kaum noch unter Kontrolle. Dann aber atmete der Chevalier einmal tief durch und nickte abgehackt.
    »Das hier überleben Sie nicht, Cristóbal«, flüsterte er.
    Der Graf näherte sich mit seiner Geisel den drei Schwertern am Boden. Er befahl Tess, die Waffen aufzuheben und fest an sich zu drücken. Sie tat, was er von ihr verlangte und hielt die Klingen vor ihre Brust wie ein Kind eine Puppe. Gillian entging nicht, dass sie die Spitzen nach unten gerichtet hatte, in Richtung von Cristóbals Füßen. Er hoffte inständig, dass sie keinen Versuch machen würde, sich aus eigener Kraft zu befreien.
    Tapferes Mädchen, dachte er.
    Aber Tess sah offenbar ein, dass sie keine Chance hatte, und nach einem Moment entspannte sich ihr Gesichtsausdruck und Gillian at-mete auf.
    »Folgen Sie uns nicht«, sagte Cristóbal, bevor er mit Tess durch die Tür auf den Gang zurückwich. »Glauben Sie mir, es würde Ihnen nicht gefallen, was Sie dann fänden.«
    Unfähig, etwas zu tun, beobachteten sie, wie die beiden in dem dunklen Gang verschwanden. Wenig später hörten sie Schritte auf der Eisentreppe nach oben.
    »Es tut mir so Leid«, stammelte Gian, aber Gillian bedeutete ihm mit einer sanften Geste zu schweigen.

KAPITEL 25
    Erst Licht. Dann Schmerz.
    Aura erwachte von einer Horde wilder Tiere, die über ihren Brustkorb trampelte, auf ihrem Körper Kreise zog, bis sie das Gefühl hatte, ihre Rippen wären nur noch ein Scherbenhaufen und ihre Innereien nichts als Brei.
    »Aura!«
    Sie hustete, spuckte Wasser aus. Übergab sich. Jemand rollte sie auf die Seite, sie zog die Knie an, krümmte sich, stieß einen Schrei aus, der in weiterem Wasser erstickte.
    »Aura!«
    Sie wunderte sich. Dass da Helligkeit war, und Schmerz, und dass sie wieder atmen konnte, nachdem sie erst einmal den gesamten See aus ihrem Inneren nach außen befördert hatte.
    Als sie die Augen aufschlug, sah sie nichts als Rot. War das Blut? Oder Blindheit?
    »Aura, du bist wach! Du lebst!«
    Der Abendhimmel. Ja. ein Sonnenuntergang, irgendwo hinter den Bergen. Und die Gestalt, die sich über sie beugte, und jetzt – endlich – aufhörte, auf ihre Brust zu drücken, um das Wasser aus ihrem Leib zu pumpen.
    »Warum…«, begann sie und konnte sich selbst nicht hören. Wieder: »Warum…« Und diesmal war da zumindest der Hauch einer Stimme, wie jemand, der durch eine Wand ruft, nur dass dieser Jemand sie selbst und die Wand ihre Schwäche war, so als stünde sie sich selbst im Weg.
    Warum lebe ich noch?
    Nicht ausgesprochen, nur gedacht, aber es reichte aus, sie in einen Abgrund zu stürzen, der gleichermaßen an ihren Sinnen und Gliedern zerrte.
    »Hab keine Angst«, flüsterte die Stimme. Dieselbe, die ihren Na-men gerufen hatte. Die Stimme zu den Händen auf ihrer Brust. Die Hände zu dem Gesicht über ihr im Licht. Das Gesicht einer Göttin.
    »Keine Angst«, sagte Innana und lächelte mit einer geradezu überirdischen Sanftmut, ehe Aura begriff, dass sich Innanas Züge vor ihren Augen verschoben und verzerrten, zu einem Lächeln, einem Lachen, dann zu einer grotesken Grimasse.
    Sie schloss die Augen, blinzelte, sah erneut in ein Gesicht.
    Innana lächelte tatsächlich, aber jetzt wirkte sie nur noch besorgt.
    »Du erholst dich. Es geht ganz schnell. Das geht es immer.«
    »Ich bin… ertrunken.« Sie stieß die Worte stockend hervor, mit einer Stimme, die nicht wie ihre eigene klang, zu rau, zu heiser.
    »Ja«, bestätigte Innana.
    »Ja?«, fragte sie krächzend und versuchte, den Kopf zu heben. Es ging besser, als sie befürchtet hatte. Trotzdem fühlten sich ihre Nackenmuskeln entsetzlich steif an, als hätte ihr tagelang ein eisiger Wind ins Genick geweht.
    Innana nickte. »Du bist ertrunken. Aber du lebst.«
    Aura nahm eine Hand vom Boden, als wollte sie die Erkenntnis, die hinter diesen Worten steckte, wie einen Schlag abwehren. Dann aber sah sie das Messer in ihren Fingern.
    Innana folgte ihrem Blick. »Ich habe versucht, es dir abzunehmen. Aber du wolltest es nicht loslassen.«
    »Was… was

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