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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Erdgeschossen vergittert waren. Auch die Auslagen des Ladens wurden durch Eisenstäbe geschützt.
    Mit dem Buch in Händen eilte sie den Bürgersteig entlang. Zweimal blickte sie zurück zur Buchhandlung und vergewisserte sich, dass niemand ihr folgte. Ein kleiner Junge, der verblüffende Ähnlichkeit mit Gian hatte, kam auf sie zu gerannt. Als er heran war und sie passierte, war die Ähnlichkeit verschwunden; er hatte nicht einmal die gleiche Haarfarbe.
    An der nächsten Straßenecke, vor einer Fassade, die bis zum Dach mit bunten Werbeplakaten gepflastert war, blieb sie stehen und hielt Ausschau nach einem Cafe. Es gab keines. Ein alter Korb verkauf er humpelte an ihr vorüber, tippte grüßend mit dem Finger an seine Hutkrempe und verschwand in einem Durchgang.
    Sie zog sich unter einen Torbogen zurück, von dessen Decke zerfledderte Farbfetzen hingen wie Blätter einer Sumpfpflanze. Es roch nach Urin und feuchtem Gestein, doch im Augenblick störte sie das nicht. Neugierig begann sie, in dem Buch zu blättern.
    Auf ein hochtrabendes Vorwort folgte eine Nacherzählung der Legende vom Stern des Magus, dann ein Abriss vergleichbarer Mythen aus aller Welt. Die Geschichte vom Stern von Bethlehem nahm dabei keinen größeren Raum ein als die Versionen aus anderen Kulturen. Mochte Aura Grimauds selbstherrlicher Tonfall auch gegen den Strich gehen, so konnte sie doch nicht umhin, den Fleiß zu bewundern, mit dem er seine Informationen zusammengetragen hatte. Der Mann war zweifellos eine Koryphäe.
    Als sie das Buch zuklappte, bemerkte sie, dass sich durch ihr Blättern der Schutzumschlag verschoben hatte. Um ihn zurechtzurücken, musste sie ihn erst entfernen. Darunter, auf dem vorderen Buchdeckel, befand sich ein brauner Schmutzfleck. Ein verwischter Fingerabdruck.
    Etwas in ihr gefror zu Eis. Der Schutzumschlag schwebte achtlos zu Boden.
    Sehr viel langsamer, als nötig gewesen wäre, drehte sie das Buch herum. Der Leineneinband fühlte sich mit einem Mal sehr kalt an.
    Du hättest es wissen müssen.
    Der Abdruck bedeckte die komplette Rückseite. Sechs Finger. Nicht so frisch und nicht so verlaufen wie auf ihrer Bettdecke. Eher so, als wäre die Hand nur notdürftig mit Blut befeuchtet worden.
    Sie konnte sich die Szene vorstellen. Eine Gestalt, die verstohlen den Laden der Dujols betrat; hinauf in den oberen Raum ging; das Buch hervorzog; sich vorsichtig umschaute; die Hand mit den sechs Fingern in der Tasche auf ein blutiges Tuch oder einen Schwamm drückte, sie herausnahm und auf den Buchdeckel presste; dann den Schutzumschlag wieder herumlegte, das Buch zurückstellte und das Geschäft wieder verließ.
    Aura sah sich verstohlen um, registrierte jedes Gesicht in ihrer Nä-he. Es waren nicht viele Menschen auf der Straße, nur ein paar Männer und Frauen auf dem Weg zu den Aufmärschen auf den Boulevards. Niemand, der sie beobachtete oder auch nur zu ihr herübersah. Dennoch blieb das Gefühl, angestarrt zu werden. Sie kontrollierte die Fenster. In allen spiegelten sich die gegenüberliegenden Fassaden und der Himmel. Unmöglich zu sagen, ob irgendwo jemand hinter dem Glas stand und sie beobachtete.
    Sie zwang sich, gelassen zu bleiben. Bückte sich und hob den Umschlag auf. Wischte den Staub vom Papier. Legte den Umschlag wieder um das Buch und ging zügig, aber ohne sichtbare Erregung zurück zur Buchhandlung.
    Pierre Dujols blickte überrascht auf, als sie den Laden betrat. »Mademoiselle?« Er hob prüfend eine Augenbraue. »Etwas nicht in Ordnung?«
    Sieht man mir das so an? Nein, er meint nur das Buch. »Ich hätte noch eine Frage«, sagte sie. »Wenn ich Ihnen behilflich sein kann.«
    »Ich denke, doch.«
    Seine Frau erschien hinter einem der Regale und blickte neugierig herüber.
    Aura sah von ihr zu ihrem Mann. »Hat sich vor kurzem jemand nach diesem Buch erkundigt? Nicht unbedingt nach dem Titel, aber vielleicht nach dem Thema? Danach, wo Bücher dieser Art zu finden sind?«
    Dujols sah sie verwundert an, schüttelte aber rasch den Kopf. »Nein. Wie ich schon sagte, Grimauds Bücher sind bei unserer Kundschaft nicht sehr gefragt. Zu spezifisch. Zu versponnen, sagen manche.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Grimaud? Gewiss. Hin und wieder, wenn er ein neues Buch geschrieben hat, taucht er auf und erkundigt sich, wie viele Exemplare ich bestellen möchte. Nur eines, sage ich jedes Mal, nur ein einziges, bitte. Ein paar Wochen später bringt er das Exemplar vorbei, frisch vom Drucker. Weiß der Teufel, wo er den

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