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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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heraufgekommen war, und das Bild, das sie sich von ihm machte, fußte allein auf dem Klang seiner Stimme. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie einst die gleichen Fragen gestellt hatte wie er. Doch da war niemand gewesen, mit dem sie darüber hätte reden können. Sie hatte allein mit ihren Zweifeln fertig werden müssen.
    »Allerdings täuschen Sie sich, wenn Sie glauben, es gäbe überhaupt keine Zeugnisse über die Wirkung des Steins«, fuhr Dujols fort.
    Neugierig geworden ließ Aura für einen Moment von den Büchern ab und konzentrierte sich auf die Worte des Buchhändlers. »Es heißt, die Einnahme des Elixiers reinigt den Körper in einem ersten Schritt von allen Toxinen. Der Alchimist verliert seine Haare, seine Nägel und seine Zähne.«
    Aura schmunzelte, als sie sich die Gesichter der beiden Studenten vorstellte.
    »Sie wachsen nach einer Weile wieder nach, gesünder und stärker als zuvor. Befinden sich dann noch immer Verunreinigungen und Krankheitserreger im Körper, werden sie als Schweiß durch die Poren ausgeschieden. Bald darauf hört der Alchimist auf, Hunger und Durst zu verspüren – was nicht bedeutet, dass er die Vorzüge einer guten Mahlzeit nicht mehr zu schätzen weiß. Das Vergnügen an feinen Speisen und edlem Wein geht ihm zum Glück nicht verloren, heißt es.«
    »Dafür sei Gott gedankt«, sagte einer der Studenten leise. Sie nahm an, dass es der Stillere von beiden war, wusste es aber nicht sicher.
    »Aber mit dem Körperlichen ist es nicht getan«, sagte Dujols.
    »Nach der Reinigung des Leibes tritt die Reinigung des Geistes ein, aller überflüssiger Gedankenballast wird abgestoßen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das weiß niemand, der es nicht erlebt hat. Fest steht nur, dass die Intelligenz sich erhöht und mit ihr die Fähigkeit, philosophische Zusammenhänge zu begreifen. Ich denke, das ist es, was mit Weisheit gemeint ist. Aber wer weiß? Hier nämlich enden alle Beschreibungen mit dem Hinweis, dass nur derjenige, der das Werk vollendet hat, in der Lage sei, die übrigen Schritte der Wandlung nachzuvollziehen.«
    Aura versuchte sich zu erinnern, ob sie selbst bereits einmal über diese Beschreibung gestolpert war. Nein, sie wäre ihr zweifellos im Gedächtnis geblieben.
    »Und aus welchem Werk haben Sie dieses Wissen?«, fragte einer der Studenten.
    »Oh, ich habe es erst kürzlich verkauft. Neglected Aspects of the Sign of the Crow von Israel Thorndike. Aber auch er zitiert nur ältere Quellen, vornehmlich aus dem aramäischen Raum.«
    Aura hörte die schlurfenden Schritte des Buchhändlers, als er sich entfernte und im Vorraum mit seiner Frau sprach. Sie konnte die beiden lachen hören.
    Die Studenten schwiegen eine Weile, dann schabten ihre Stühle auf dem Parkettboden. Bald darauf ertönte die Klingel der Ladentür.
    Aura schüttelte den Kopf. Sie war genauso wie diese beiden gewesen. Fragen, so viele Fragen. Und keine Antwort, bis sie das Gilga-mesch-Kraut benutzt hatte und zumindest einen Teil der Wahrheit herausfand. Dennoch war das Kraut nicht das Elixier, davon war sie überzeugt. Wie weise konnte jemand sein, der zusah, wie seine Familie auseinander brach, und unfähig war, etwas dagegen zu unternehmen?
    Und was die Unsterblichkeit anging: Das Kraut schien die Alterung aufzuheben – zumindest tat es das bislang –, aber ob es sie immun gegen Krankheiten machte, war ungewiss. Immerhin bekam sie auch heute noch einen Schnupfen wie jeder andere. Und starben Menschen nicht an allen Ecken und Enden an einer simplen Erkältung? Nein, echte Unsterblichkeit war das nicht, nicht so, wie diese Studenten oder die Dujols sie sich vorstellten.
    Das Große Werk hatte Aura ebenso wenig beendet wie jeder andere Alchimist, dem sie bislang begegnet war. Nicht einmal Nestor, Lysander und Morgantus hatten ihr langes Leben dem wahren Elixier zu verdanken gehabt.
    Gesunde Selbsteinschätzung sagte ihr, dass sie als Alchimistin ebenso versagt hatte wie als Mutter. Sie besaß ewige Jugend, und sie hatte einen Sohn geboren, aber mit beidem wusste sie gleichwenig anzufangen.
    Um sich abzulenken, wandte sie sich wieder den Büchern zu. Die Titel allein halfen ihr nicht weiter, sie würde sich die Inhaltsverzeichnisse vornehmen müssen. Die nächsten Stunden wäre sie damit beschäftigt. Genug, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Ein Rascheln neben ihr! Abrupt wirbelte sie herum. Da war nichts, nur eine weitere Bücherwand.
    Stand jemand dahinter? Vielleicht hatte sie sich

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