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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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»Aber was hat das alles mit Ihnen zu tun?«
    »Und mit der Schwarzen Isis«, sagte Lucrecia.
    »Nun«, begann Aura, »die Wahrheit ist, dass das Gilgamesch-Kraut existiert.«
    Jetzt war es also heraus. Sie hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Entweder die beiden glaubten ihr, oder sie würden sie für verrückt erklären. Sie hatte nichts zu verlieren.
    Rasch fuhr sie fort, ohne sich selbst die Chance zu geben, über ihre Worte nachzudenken. »Es wächst auf dem Grab eines Unsterblichen, im siebten Jahr nach dessen Tod. Wer davon isst, fällt zwei Tage lang in einen scheintodähnlichen Zustand, und wenn er wieder erwacht ist er… nun, Sie wissen schon.«
    »Haben Sie es ausprobiert?«, fragte Lucrecia. »Ja.«
    »Sie behaupten also allen Ernstes, dass Sie unsterblich sind?«
    Salome öffnete den Mund, um etwas hinzuzufügen, klappte ihn aber gleich wieder zu.
    »Möglicherweise.« Aura senkte den Blick. »Sie könnten mich erschießen, und vermutlich kann ich auch verhungern oder verdursten. Aber ich werde nicht an Altersschwäche sterben.« Als sie wieder aufblickte, starrten die Schwestern sie aus großen Augen an. Aber sie lachten nicht. Sie schienen ihr zu glauben.
    Aura fand das so erstaunlich, dass sie über den Gesichtsausdruck der beiden lachen musste. »Für wie alt halten Sie mich?«, fragte sie schließlich.
    »Mitte zwanzig«, sagte Salome.
    Lucrecia nickte. »Zwei, drei Jahre älter als wir.«
    »Ich bin vierunddreißig. Geboren im Januar 1880. Aber ich war vierundzwanzig, als ich von dem Kraut aß. Seitdem ist mein Körper nicht mehr gealtert.«
    »Viele Frauen sehen mit dreißig aus wie zwanzig. Das ist nicht ungewöhnlich.«
    »Ja, ich weiß.« Aura nickte langsam. »Aber einen besseren Beweis habe ich nicht.«
    Und warum auch? Ihr müsst mir nicht glauben. Warum erzähle ich euch das alles überhaupt?
    »Warum erzählen Sie uns das?«, fragte Salome, als hätte sie Auras Gedanken gelesen. »Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Menge Leute gibt, die sehr daran interessiert wären, mehr über diese Sache zu erfahren. Leute, die bereit wären, Sie zu erpressen oder zu bedrohen. Ich meine, wer will schon sterben.«
    »Abgesehen von meiner Familie und Ihnen beiden gibt es nur noch einen anderen, der davon weiß.«
    Sie hatte Raffael vergessen. Aber der zählte nicht mehr. Und was war mit dem Chevalier? Auch er kannte höchstwahrscheinlich die Wahrheit. Je länger sie darüber nachdachte, desto unsicherer wurde sie. Wer sagte denn, dass Raffael nicht noch anderen davon erzählt hatte? Und war es möglich, dass auch der Chevalier Mitwisser hatte?
    Also gut, dachte sie, das rückt die Dinge in die richtige Perspektive. Mit einemmal schien ihr die Tatsache, dass nun auch die Zwillinge davon wussten, weniger risikoreich als noch vor Minuten.
    »Also?«, fragte Lucrecia. »Warum reden Sie gerade mit uns darüber? Vorausgesetzt, es ist die Wahrheit.«
    Salome lachte. »Das weiß sie, glaube ich, selbst nicht so recht, oder?«
    Auras Blick kreuzte den der jungen Frau, und plötzlich hatte sie das Gefühl, als ginge von den Schwestern eine ungeheure Wärme und Sanftmut aus. Sie lächelte. »Wahrscheinlich.«
    »Hatten Sie schon früher Träume, in denen dieser Gilgamesch ei-ne Rolle gespielt hat?«, fragte Lucrecia.
    »Nein, noch nie.«
    »Dann wird es einen Grund geben, warum Sie diese Bilder gerade jetzt sehen.«
    »Ist das so einfach?«
    »Ach, wissen Sie«, sagte Salome, »unsere Begabung ist im Grande genommen weniger geheimnisvoll als alle annehmen. Sie folgt gewissen Gesetzmäßigkeiten. Die Dinge, die Sie mit unserer Hilfe sehen können, stecken schon lange irgendwo in Ihnen. Wir helfen nur, sie klarer zu erkennen, das ist alles.«
    »Aber dann könnten es trotzdem nur Erinnerungen sein«, sagte Aura. »Erinnerungen an etwas, von dem ich irgendwann einmal gehört habe. Wie von der Schwarzen Isis. Oder von Gilgameschs Suche nach der Unsterblichkeit.«
    »Theoretisch, ja.«
    »Aber Sie vergessen eines«, sagte Lucrecia. »Die Frau in der ersten Vision hat genauso ausgesehen wie die Göttin Innana in der zweiten. Scheint also, als gäbe es sehr wohl eine Verbindung.«
    Aura schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Bis gestern habe ich nicht einmal geglaubt, dass das, was Sie tun, real sein könnte. Wie soll ich da jetzt in der Lage sein, aus all dem logische Schlüsse zu ziehen?«
    Salome gelang es nicht ganz, ein Kichern zu unterdrücken.
    »Für jemanden, der von sich behauptet, nicht

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