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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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konnte. Ich lag im Sterben, aber sie hat mir dieses Leben aufgezwungen. Und dann hat sie mir alles genommen, was es lebenswert gemacht hat. Mein Haus, meine Schöpfung. Geblieben ist mir nur die Ewigkeit.«
    Gillian trat hinter Aura hervor.
    Suchen Sie nach ihrem Geist.
    Was zum Teufel meinte Dolchow damit?
    Sophia blieb wenige Meter vor ihnen stehen. Unter der weiten Kapuze stellte sie ihr bezauberndes Lächeln zur Schau. Erst beim Anblick des Revolvers schüttelte sie betreten den Kopf.
    »Du also bist derjenige, der Nestor getötet hat.«
    Aura spürte, wie Gillian sie mit einer Hand nach hinten zog. Sie machte langsam einen halben Schritt, dann stieß die Kante der Mauerbrüstung gegen ihre Wirbelsäule.
    Sophia schien unbewaffnet zu sein, aber für ihre Begleiter galt das gewiss nicht.
    »Sind das deine Ophiten?«, fragte Aura.
    Sophia lächelte wieder, fast als bäte sie um Entschuldigung. »Verurteile mich nicht«, sagte sie so leise, dass die anderen die Worte nicht hören konnten. »Ich hab dich nicht belogen.«
    »Nur ein paar Dinge verschwiegen.«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    Gillian wies mit der Revolvermündung auf sie. »Vielleicht sogar ein Grund zu sterben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was glauben Sie – wie viele Waffen sind wohl im Augenblick auf Sie gerichtet? Zehn, fünfzehn? Genug jedenfalls, um Sie auf der Stelle zu töten, falls Sie auf die lächerliche Idee kämen, auf mich zu schießen.« Sophia machte noch einen Schritt auf sie zu. »Aura, sag ihm bitte, er möge
seinen Revolver über das Geländer in den Fluss werfen. In seinem eigenen Interesse und in deinem.«
    »Tu, was sie sagt.«
    Gillian konnte Menschen mit bloßen Händen töten, aber angesichts dieser Übermacht fiel es ihm sichtlich schwer, sich von der Waffe zu trennen.
    »Sie blufft nicht. Diese Leute erschießen dich.«
    Sophia neigte mit Unschuldsmiene den Kopf.
    Mit einem Fluch schleuderte Gillian den Revolver über die Brüstung. Sekunden später hörten sie den Aufschlag auf dem Wasser.
    »Danke.« Sophia gab den Gestalten in ihrem Rücken einen Wink, und nun kamen drei von ihnen heran, Männer in langen Kapuzenmänteln wie sie selbst. Ihre Gesichter verbargen sie hinter weißen Masken wie Teilnehmer eines venezianischen Balls. Im wirklichen Leben mochten sie Geschäftsleute, Polizisten oder hohe Beamte sein, Angehörige der Oberschicht, die es sich leisten konnten, für Sophia Luminique und ihren Mummenschanz teuer zu bezahlen.
    Ihre Anführerin deutete auf den Russen, der zuletzt sehr still geworden war. »Geleitet ihn zum Palais Octavian und verlangt in meinem Namen Zutritt. Falls man ihn euch verweigert, brecht die Tür auf – und diesem lächerlichen Hausdiener ein paar Knochen. Dann bringt Dolchow hinein und lasst ihn dort laufen. Er kann gehen, wohin er will.«
    Das Gesicht des Einäugigen hellte sich auf. Der Affe wechselte hinter seinem Kopf aufgeregt auf die andere Schulter.
    Sophia wirkte amüsiert. »Hast du geglaubt, ich betrüge dich, Anatol? Warum sollte ich das tun?« Und wieder klang sie so herzensgut, dass Aura eine Gänsehaut bekam.
    Dolchow stammelte etwas Unverständliches und wurde von den Männern in Richtung Kleinseite geführt. Augenblicke später verklangen ihre Schritte im Nebel.

    »Ich halte meine Versprechen.« Während des Wortwechsels mit Dolchow hatte Sophia Aura und Gillian nicht aus den Augen gelassen. »Und einmal, vor siebenundzwanzig Jahren, habe ich geschworen, dass ich Nestors Mörder zur Strecke bringen würde.«
    »Nein!«, entfuhr es Aura. Im selben Moment verschwand Gillians Hand aus ihrem Rücken.
    Sophia nickte traurig. »Dir wird kein Haar gekrümmt, Aura. Aber es muss sein.«
    Der Nebel legte sich wie Eis auf Auras Haut, ließ ihre Lippen erstarren und verschleierte ihren Augen.
    Sophia wandte sich mit einem bedauernden Achselzucken ab. »Macht schon, erschießt ihn!«

KAPITEL 48
    Aura schrie auf, wollte sich vor ihn werfen – aber Gillian war fort.
    Nicht ein einziger Schuss fiel. Die Masken im Nebel starrten ins Leere. Schon setzten sich die ersten Ophiten in Bewegung.
    Ohne auf Sophia oder ihre Anhänger zu achten, wirbelte Aura herum und blickte über die Mauer in den Abgrund.
    Gillian hing mit beiden Händen an einem schmalen Sims über dem Nebel, hoch über dem unsichtbaren Fluss. Er blickte zu ihr herauf – und lächelte. »Unsterbliche können nicht ertrinken. Ich finde dich.«
    Und damit ließ er sich fallen, stürzte hinab in den Dunst und verblasste

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