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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Geschwister Adam und Oda lagen mit verschnürten Armen und Beinen auf der anderen Seite des Raumes. Einzig Severin Octavian war nirgends zu sehen. Oda trug einen weißen Morgenmantel. Obgleich sie nicht so puppenhaft geschminkt war wie beim Abendessen mit Aura, liefen dunkle Farbstränge über ihre Wangen und verliehen ihrem Gesicht eine groteske, theatralische Anmutung. Vermutlich waren die Geschwister erst kurz vor dem Überfall aus der Dachbodenkammer befreit worden; ob ihre Gefangenschaft hier unten die bessere Alternative war, würde sich noch zeigen.
    Sylvette saß neben Axelle unter einem der Fenster. Die Läden an der Innenseite waren geschlossen worden. Beide Frauen
waren gefesselt und geknebelt. Eine rote Strähne lief durch Sylvettes weißblondes Haar und das Pflaster auf ihrer Wange war blutig. Die Wunde darunter musste wieder aufgeplatzt sein.
    »Ihr Scheißkerle!« Aura stürmte auf ihre Schwester zu. Sylvette starrte sie aus aufgerissenen Augen an und wollte etwas sagen, aber der Knebel saß so fest, dass nur ein dumpfes Ächzen daraus wurde. Neben ihr versuchte Axelle mit ein paar heftigen Bewegungen näher an sie heranzurücken. Tiefe Sorge sprach aus ihrem Blick, und es gab keinen Zweifel, dass sie vor allem Sylvette galt.
    »Weg da!«, rief einer der Kerle, die Sophia und sie in den Salon eskortiert hatten. Graugast schien seine Handlanger aus dem Abschaum der Prager Unterwelt zu rekrutieren, genau wie Lysander es einst in Wien getan hatte. Hagere, gegerbte Fratzen, deren Anblick allein ausreichte, die aufrechten Bürger der Stadt mit Schrecken zu erfüllen und jeden einzuschüchtern, der die Gosse mied.
    Aura achtete nicht auf den Befehl des Mannes, beugte sich über Sylvette und untersuchte ihren Kopf. Sie fand keine auffällige Verletzung, vielleicht stammte das Blut nicht von ihr. Schlimmstenfalls kam es aus einer harmlosen Platzwunde.
    Mit einem schnellen Griff zog sie ihr den Knebel über Unterlippe und Kinn nach unten. Sylvette stieß ein Schluchzen aus, hatte sich aber gleich wieder in der Gewalt. Etwas von der Gefasstheit und Würde, mit der sie jahrelang die Geschäfte der Institoris geführt hatte, kehrte zurück auf ihre Züge.
    »Sie standen plötzlich im Haus«, brachte sie heiser hervor. »Sie haben Axelles Stiefvater erschossen und auch den Diener, glaube ich, und ... Pass auf! «
    Eine Hand griff von hinten in Auras Haar, um sie von der Gefangenen fortzureißen. Aber sie wirbelte herum, ehe der Mann mehr als ein paar Strähnen zu packen bekam, und hieb ihm so schnell die Faust ins Gesicht, dass er die Attacke kaum
kommen sah. Ihre Kraft reichte nicht aus, ihn niederzuschlagen, aber er war überrascht genug, um einen Augenblick lang ratlos dazustehen. Aura trieb ihm das Knie in den Unterleib und sah zufrieden zu, wie er vor ihr in die Hocke fiel.
    Die drei übrigen Männer waren merklich überfordert mit der Entscheidung, ob sie ihren übertölpelten Gefährten auslachen oder sich lieber auf Aura stürzen sollten.
    Da wandte sich Sophia an die Kerle: »Das ist es nicht, weswegen ich hier bin! Ich will mit Graugast sprechen. Auf der Stelle!« Sie legte dieselbe Erhabenheit in ihre Stimme, die sie auch auf der Bühne ausstrahlte, und es dauerte nur einen Moment, ehe ihr Tonfall Wirkung zeigte. Einer der Männer nickte und gab den anderen einen Wink, sich zurückzuhalten. Der stöhnende vierte vor Aura streckte eine Hand aus, um nach ihr zu greifen, aber ehe sie reagieren konnte, trat Sophia ihm mit aller Kraft ins Gesicht; selbst das tat sie mit tänzerischer Eleganz. Wie vom Blitz getroffen fiel er nach hinten und blieb liegen.
    »Hört auf damit!«, fauchte einer der anderen, und die Männer schienen sich der Tatsache bewusst zu werden, dass ihr Meister ein besonderes Interesse an den beiden Frauen hatte.
    »Aura«, sagte Sylvette in ihrem Rücken, »pass auf dich auf.«
    Aura ging vor ihrer Schwester in die Hocke. »Wir holen euch hier raus. Und dir wird er ganz sicher kein Haar krümmen.« Sie umarmte Sylvette und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Bald ist das alles vorbei.«
    Ein weiterer Mann erschien in der Tür, kleiner als die anderen, spitzgesichtig wie ein Wiesel und mit einer Stimme, die an das Öffnen einer Ofenluke erinnerte. Er sagte etwas auf Tschechisch zu den Schlägern, dann fiel sein Blick auf den vierten Kerl am Boden. Fluchend kam er herüber, ignorierte die gefesselten Geiseln, musterte Aura und Sophia und beugte sich über den Bewusstlosen. Sophias Tritt

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