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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Biests im Sanatorium Saint Ange. Der Mann beobachtete, wie sie die Straße überquerte. Konnte er sehen, dass ihre Hand zitterte, als sie den Türklopfer am Eingang bediente?
    Als sich im Haus nichts regte, fuhr sie mit einem Ruck herum und erwiderte seinen Blick. »Was?«, fragte sie barsch.
    Der Affe zischte sie an und bleckte die Zähne.
    Der Mann murmelte ein paar unverständliche Worte und fütterte das Tier mit etwas, das aussah wie abgeschnittene Ohrmuscheln. Die Melodie seines Leierkastens klang schwermütig, irgendeine osteuropäische Weise.
    Sie wollte erneut anklopfen, als die Tür nach innen schwang.
    »Sie wünschen?«
    »Guten Tag. Institoris ist mein Name. Ich war gestern —« Sie
brach ab, als sie sah, dass ihr nicht der Hausdiener Jakub geöffnet hatte, sondern Severin Octavian. Der Uhrmacher.
    »Guten Tag, Frau Institoris. Sie glauben nicht wirklich, dass ich Sie vergessen hätte, oder?« Sein Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen, aber er trat zur Seite und bat sie einzutreten.
    Über seiner Schulter erblickte sie die Galionsfigur mit den ausgestreckten Händen. Für einen Moment flackerten wieder die Bilder des Traums in ihr auf. All das Blut. Dann die Gesichter der Kaskadenschwestern.
    Sie betrat die Eingangshalle. »Ich bin auf der Suche nach Sophia.« Ihre Stimme schwankte kurz, dann hatte sie sich wieder im Griff. »Sie ist nicht in ihrer Wohnung und das Variete ist um diese Uhrzeit geschlossen.«
    »Wenn nicht einmal Sie wissen, wo sie steckt ... Ich habe keine Ahnung.« Severin schloss hinter ihr die Haustür. »Hier im Palais ist sie jedenfalls nicht.«
    »Wo könnte ich noch nach ihr suchen?«
    Er nahm seine Brille ab, zog ein Tuch hervor und begann, die kleinen runden Gläser zu polieren. Das pechschwarze Muttermal auf seiner Stirn schien sie anzustarren wie ein drittes Auge. »Sie meldet sich nicht ab und erstattet keinen Bericht. Mein Bruder und seine Frau sind nicht interessiert an Sophias Lebenswandel.«
    »Und Sie?«
    »Ich hege nicht dieselbe pathologische Abneigung gegen Sophia wie die beiden, falls Sie das meinen. Aber ich kann Ihnen keine Auskunft über sie geben. Das muss sie schon selbst tun.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um Sie über Sophia auszufragen. Ich will sie nur finden.«
    »Sie hat Ihnen doch nicht so schnell wieder den Laufpass gegeben?« Seine Augen schienen zu blitzen, als er die Brille aufsetzte, aber vielleicht war das nur die Spiegelung der Lampen
im Glas. »Für gewöhnlich hält sie Beziehungen durchaus ein paar Tage lang aufrecht.«
    Sie war nicht empört, weil es ihr gleichgültig war, was er über sie dachte. »Sophia und ich sind Bekannte«, sagte sie, »nicht mehr.«
    »Geht mich ja auch nichts an.«
    Ihr Blick schweifte ab zu den verstümmelten Händen der Galionsfigur und den ausgefeilten Augen. Severin bemerkte es und drehte sich um. »Ausgesprochen geschmacklos, finden Sie nicht?«
    »Was ist mit ihren Augen geschehen?«
    »Das muss lange vor meiner Geburt passiert sein, von uns kennt sie keiner in einem anderen Zustand. Und bevor Sie fragen: Nein, niemand hier findet dieses abscheuliche Ding besonders dekorativ. Aber es gehört zu diesem Haus wie so manches andere, von dem jeder Mensch mit Geschmack und Verstand lieber Abstand nehmen würde.« Er lächelte. »Von meiner Schwägerin, zum Beispiel, die zweifellos gerade ihren vierten Cognac nach dem Aufstehen zu sich nimmt und nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, eigenhändig die Tür zu öffnen. Obgleich sie natürlich genau weiß, dass Jakub heute seinen freien Tag hat und die Mädchen um diese Uhrzeit Besorgungen machen.«
    »Sie sind sehr ehrlich.«
    Severin hob die Schultern. »Sie haben einen Abend in diesem Haus verbracht, Frau Institoris. Es würde mich verblüffen, wenn Sie nicht innerhalb der ersten fünf Minuten festgestellt hätten, dass Estella eine unerträgliche Person und mein Bruder Ludovico ein Schwächling ist, der sich gegen ihre Herrschsucht nicht zur Wehr setzen kann.«
    Aura sah sich in der Halle um, dann die Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Niemand war zu sehen. »Sagen wir, ich hatte nicht das Gefühl, dass die Zuneigung der Anwesenden zueinander besonders groß war.«

    »Oh, Adam liebt seine Schwester Oda abgöttisch«, widersprach er. »Nicht um ihres wachen Verstandes willen, versteht sich. Und ich muss gestehen, dass ich durchaus für beide gewisse Sympathien hege. Adam ist ein hochbegabter Skulpteur.«
    »Ich habe seine Werkstatt gesehen.«
    »Eine

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