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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Mittag«, sagte der Beamte in Zivil. »Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Sie noch schlafen.«
    »Ich benutze meine Hotelzimmer nur selten zu etwas anderem.«
    »Natürlich.« Er blickte sich so eingehend um, dass es Aura unangenehm wurde. »Wir werden Sie nicht lange stören.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Der Uniformierte trat an eines der hohen Fenster, blickte zwischen den Vorhängen auf die Straße hinunter und wandte sich dann wieder dem Zimmer zu. Mit verschränkten Armen blieb er vor der Scheibe stehen, so als fürchtete er, Aura könnte sich mit einem waghalsigen Sprung durch das Glas davonmachen.
    »Wir haben Ihren Namen und den Ihres Hotels auf einem Schriftstück gefunden«, sagte der Polizist mit dem Schnurrbart. Er sprach mit tschechischem Akzent, aber seine Wortwahl war makellos. »Auf einem Notizzettel, um genau zu sein.«
    »So?«
    Ihr erster Gedanke galt Sophia. Der zweite den Octavians. Allerdings schien halb Prag darüber Bescheid zu wissen, wer sie war und wo sie ein Zimmer bezogen hatte. Vielleicht war der Ritt auf Balthasars Kutschbock wirklich keine gute Idee gewesen.
Sie hatte eine Kontaktaufnahme provozieren wollen, aber die hatte sie sich anders vorgestellt als das hier.
    »Der Zettel«, fuhr der Polizist fort, »wurde am Schauplatz eines Verbrechens entdeckt.«
    »Was für ein Verbrechen?«
    »Eines, das es rechtfertigt, Ihnen einige Fragen zu stellen.«
    »Wer –«
    »Bitte, Frau Institoris. Würden Sie mir verraten, ob Sie die letzte Nacht hier im Hotel verbracht haben?«
    Natürlich hatten die beiden längst mit dem Portier gesprochen. »Nein«, erwiderte sie deshalb. »Ich bin erst heute Morgen zurückgekehrt.«
    »Ist spät geworden, was?«, stellte der Uniformierte fest. Anders als der Beamte in Zivil sprach er Deutsch ohne Akzent.
    »Früh«, korrigierte sie ihn. »Es war früh am Morgen. Nicht spät.«
    Der Mann mit dem Schnauzbart nickte. »Darf ich fragen, wo Sie die Nacht verbracht haben?«
    »Bei Freundinnen. Lucrecia und Salome Kaskaden. Die genaue Adresse kenne ich nicht, aber ich bin sicher, es dürfte kein Problem sein, die beiden ausfindig zu machen.«
    »Ich nehme an, Sie haben auch den Abend dort verbracht?«
    »Nein. Vorher war ich zum Essen im Palais Octavian, ganz in der Nähe des Kleinseitner —«
    »Ich kenne die Octavians. Das sind gutbetuchte Leute. Sicher wissen Sie das.«
    »Hören Sie, wenn dort irgendetwas vorgefallen sein sollte, dann —«
    »Bitte setzen Sie sich, Frau Institoris.« Der Beamte deutete auf die Sitzgruppe zwischen den Fenstern. Sein Kollege nickte zustimmend.
    Aura blieb stehen. »Vielleicht sagen Sie mir einfach, was passiert ist.«

    »Ich möchte Sie bitten, sich kooperativ zu verhalten.«
    »Ich bin kooperativ. Ich habe jede Ihrer Fragen wahrheitsgemäß beantwortet. Es sollte nicht schwer sein, das nachzuprüfen.«
    »Natürlich nicht. Sie haben uns immerhin zwei Namen gegeben, nicht wahr? Ein Verbrecher würde so etwas doch nicht tun. Er würde vielleicht sagen: >Ich war in einem Lokal, an das ich mich kaum noch erinnern kann. Ja, ich hab einen über den Durst getrunken, das kann doch vorkommen. Nein, ich weiß nicht genau, wann und wie ich ins Bett gekommen bin. Vielleicht war es nicht mal mein eigenes Bett, weiß der Teufel.‹« Der Polizist lächelte liebenswürdig. »Das würde jemand sagen, der etwas zu verbergen hat. Aber nicht Sie. Sie haben uns Personen genannt, die wir problemlos befragen können.«
    Aura wich seinem stechenden Blick nicht aus. »Womit genau kann ich Ihnen außerdem noch helfen, Herr ...?«
    »Frydrych. Hauptkommissar Frydrych. Entschuldigen Sie, aber ich hatte mich vorgestellt, als Sie uns hereingebeten haben.«
    »Nein, ich glaube nicht, dass Sie das getan haben.«
    »Vielleicht haben Sie es nur überhört. Vielleicht haben Sie es vergessen. Kommt so etwas manchmal vor, Frau Institoris? Vergessen Sie gelegentlich Dinge?«
    Sie hätte sich nun doch gern gesetzt, rührte sich aber nicht von der Stelle. »Meinen Sie, ob ich zum Beispiel Ihr Verbrechen begangen und es dann vergessen habe? Das Verbrechen, über das ich nichts erfahren darf?«
    Er ging nicht darauf ein. »Sie haben also den Abend bei den Octavians verbracht und die Nacht bei den Kaskadens. Richtig?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, zu dem Essen im Palais Octavian waren Sie eingeladen. Diese Leute kommen mir nicht so vor, als würden sie spontan jemanden bitten, zum Abendessen zu bleiben.«

    Der Uniformierte grinste. »Die haben einen

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