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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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rückwärts und vorwärts in ihren schlumpigen Fetzen, und stand dann und wann still, um sich in einem Stück zerbrochenen Spiegelglases zu betrachten. Ja, in dem Drange ihrer albernen Eitelkeit konnte sie einmal nicht widerstehen, sich an dem Fenster zu zeigen, um sich des Eindrucks ihres Putzes auf die Vorübergehenden zu erfreuen.
    Das Unglück wollte aber, daß Pedrillo Pedrugo, der zudringliche Barbier, in diesem Augenblicke müßig in seiner Bude auf der entgegengesetzten Seite der Straße saß, als das Funkeln eines Diamants sein Auge traf. Augenblicks war er an seiner Luge, und sah die schlumpige Frau des Wasserträgers in der Pracht einer morgenländischen Braut herausgeputzt. Er hatte nicht sobald ein genaues Verzeichniß ihres Schmuckes aufgenommen, so flog er auch schon in aller Hast zu dem Alcalde. Nach einer kleinen Weile war der hungrige Alguazil wieder auf der Spur; und ehe der Tag vorüber war, wurde der unglückliche Peregil wieder vor den Richter geschleppt.
    »Wie ist’s, Schurke!« rief der Alcalde mit einer fürchterlichen Stimme. »Du sagtest mir, der in deinem Hause verstorbene Ungläubige habe nichts als ein leeres Kistchen hinterlassen, und jetzt höre ich, deine Frau stolziere in ihren Lumpen herum, mit Perlen und Diamanten geschmückt. Elender, der du bist! Bereite dich, die Beute deines unglücklichen Opfers herauszugeben, und an dem Galgen zu baumeln, der bereits müde ist, länger auf dich zu warten.«
    Der erschrockene Wasserträger fiel auf seine Kniee, und gab eine vollständige Erzählung von der wunderbaren Art, auf welche er zu seinem Reichthum gekommen war. Der Alcalde, der Alguazil und der neugierige Barbier lauschten mit offenen Ohren auf dieses arabische Märchen von bezauberten Schätzen. Der Alguazil wurde abgeschickt, den Mauren herzubringen, der bei der Beschwörung zugegen gewesen. Der Moslem trat ein, halb außer sich vor Schrecken, sich in den Händen der Harpien der Gerechtigkeit zu sehen. Als er den Wasserträger mit seinen Schafsaugen und den niedergeschlagenen Mienen dastehen sah, begriff er alles. »Elendes Thier,« sagte er, als er an ihm vorüber ging, »habe ich dich nicht vor dem Plaudern deiner Frau gewarnt?«
    Die Geschichte des Mauren stimmte genau zu der seines Genossen; aber der Alcalde stellte sich hartgläubig, und drohte mit Gefängniß und strenger Untersuchung.
    »Langsam, guter Sennor Alcalde,« sagte der Muselmann, der unterdessen seine gewöhnliche Verschlagenheit und Selbstbeherrschung wieder erlangt hatte. »Laßt uns die Gaben des Glücks nicht durch Streit um sie vergeuden. Niemand weiß von dieser Sache etwas als wir – bewahren wir das Geheimniß. Es sind Schätze genug in der Höhle, uns alle zu bereichern. Versprecht eine gewissenhafte Theilung, und alles soll bekannt werden – verweigert sie, und die Höhle wird für immer geschlossen bleiben.«
    Der Alcalde berieth sich heimlich mit dem Alguazil. Der letztere war ein alter Fuchs in seinem Gewerbe. »Versprecht alles,« sagte er, »bis ihr im Besitz des Schatzes seyd. Ihr könnt dann das Ganze nehmen; und wenn er und sein Mitfrevler zu murren wagen, so droht ihnen mit dem Scheiterhaufen und dem Pfahl als Ungläubige und Hexenmeister.«
    Dem Alcalde gefiel der Rath. Er glättete seine Stirne und sagte, zu dem Mauren gewendet: »diese Geschichte ist wunderbar, und mag wahr seyn – aber ich muß mich mit eignen Augen davon überzeugen. Noch in dieser Nacht müßt ihr die Beschwörung in meiner Gegenwart widerholen. Wenn wirklich ein solcher Schatz da ist, wollen wir ihn freundschaftlichst unter uns theilen, und nicht ferner von der Sache sprechen; habt ihr mich aber getäuscht, so erwartet von mir keine Gnade. Mittlerweile müßt ihr im Gefängniß bleiben.«
    Der Maure und der Wasserträger stimmten diesen Bedingungen freudig bei, zufrieden, daß der Ausgang die Wahrheit ihrer Worte bewähren würde.
    Gegen Mitternacht machte sich der Alcalde, begleitet von dem Alguazil und dem zuthunlichen Barbier, alle gut bewaffnet, in aller Stille auf den Weg. Sie führten den Mauren und den Wasserträger als Gefangene, und hatten sich den starken Esel des letztern noch zugesellt, um ihm den gehofften Schatz aufzubürden. Ohne bemerkt zu werden, kamen sie an den Thurm, banden den Esel an einen Feigenbaum, und stiegen in das vierte Gewölbe des Thurmes hinab.
    Die Rolle wurde hervorgeholt, die gelbe Wachskerze angezündet, und der Maure las die Beschwörungsformel. Die Erde bebte wie früher, der

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