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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sie eine in den Felsen gehauene Treppe hinab. Sie führte zu einer leeren, feuchten und öden Kammer, aus welcher eine zweite Treppe in ein tieferes Gewölbe ging. Auf diese Art stiegen sie vier verschiedene Treppen hinab, welche in eben so viele Gewölbe, eines unter dem andern, führten; aber der Boden des vierten war fest; und obgleich der Sage nach noch drei Gewölbe tiefer unten waren, so war es doch, wie man behauptete, unmöglich, weiter einzudringen, da ein starker Zauber diese untere Theile verschloß. Die Luft dieses Gewölbes war feucht und kalt, und roch nach Erde und das Licht verbreitete nur einen schwachen Strahl. In athemloser Ungewißheit standen sie eine Zeitlang hier, bis sie die Glocke des Wachtthurms schwach zwölf schlagen hörten; nun zündeten sie die Wachskerze an, welche einen Geruch von Myrrhen, Weihrauch und Storax verbreitete.
    Der Maure begann schnell zu lesen. Er hatte kaum geendigt, als ein Geräusch wie unterirdischer Donner entstand. Die Erde bebte, der Boden that sich auf, und zeigte eine Treppe. Zitternd und bebend stiegen sie hinab, und sahen sich bei dem Licht der Laterne in einem andern mit arabischen Inschriften bedeckten Gewölbe. In der Mitte stand eine große Kiste, welche mit sieben Stahlbanden befestigt war, und an deren Enden zwei bezauberte Mauren in voller Rüstung aber regungslos wie eine Statüe saßen, denn sie waren in der Gewalt des Bannes. Vor der Kiste standen mehrere mit Gold und Silber und Edelsteinen gefüllte Krüge. In den größten derselben steckten sie ihre Arme bis zum Ellbogen und holten sich mit jedem Griffe händevoll breite gelbe Stücke maurischen Goldes, oder Spangen und Schmuck desselben kostbaren Metalls, während manchmal ein Halsband von orientalischen Perlen sich an ihre Finger hängte. Stets bebten und athmeten sie fieberartig, während sie ihre Taschen mit der Beute füllten; und manchen furchtsamen Blick warfen sie auf die bezauberten Mauren, die bewegungslos und grimmig da saßen, und sie mit starren Augen ansahen. Endlich faßte sie bei einem eingebildeten Geräusch ein panischer Schrecken und sie stürzten beide, einer über den andern stolpernd, die Treppe hinauf, in das obere Gemach, warfen die Wachskerze um, und verlöschten sie, und der Boden schloß sich wieder mit einem donnernden Schall.
    Von Furcht erfüllt standen sie nicht eher still, als bis sie sich aus dem Thurm herausgetappt hatten, und die Sterne durch die Bäume glänzen sahen. Jetzt setzten sie sich auf das Grab, und theilten den Fund, entschlossen, für jetzt mit dieser bloßen oberflächlichen Untersuchung der Krüge sich begnügen zu wollen, aber in einer künftigen Nacht wieder zu kommen, und sie bis auf den Grund zu leeren. Damit einer des andern sicher wäre, theilten sie die Zaubermittel unter sich; der eine behielt die Rolle, der andere die Kerze; als dieß gethan war, brachen sie mit leichten Herzen und wohlgespickten Taschen nach Granada auf.
    Als sie den Hügel hinabstiegen, flüsterte der verschlagene Maure dem einfachen kleinen Wasserträger ein Wort des Rathes zu.
    »Freund Peregil,« sagte er, »dieser ganze Handel muß ein tiefes Geheimniß bleiben, bis wir uns den ganzen Schatz zugeeignet, und ihn in gute Verwahrung gebracht haben. Wenn der Alcalde auch nur eine Sylbe davon erfährt, sind wir verloren.«
    »Gewiß,« versetzte der Gallego, »nichts kann wahrer seyn.«
    »Freund Peregil,« sagte der Maure, »du bist ein kluger Mann, und wirst gewiß ein Geheimniß für dich behalten können; aber du hast eine Frau.«
    »Kein Wort soll sie davon erfahren,« erwiederte der Wasserträger barsch.
    »Genug,« sagte der Maure; »ich verlasse mich auf deine Klugheit und dein Wort.«
    Nie war ein Wort bestimmter und redlicher gegeben worden; welcher Mann kann aber vor seiner Frau ein Geheimniß behalten? Gewiß keiner, wie Peregil, der Wasserträger, der einer der liebevollsten und gutmüthigsten Ehemänner war. Als er nach Hause kam, fand er seine Frau, die gedankenvoll in einem Winkel saß. »Ganz recht,« rief sie, als er eintrat; »endlich bist du da, nachdem du bis in diese Stunde der Nacht umherschwärmtest. Mich wundert, daß du nicht wieder einen Mauren als Hausgenossen heimgebracht hast.« Darauf brach sie in Thränen aus, rang ihre Hände, und schlug sich die Brust. »Unglückliche Frau, die ich bin,« rief sie, »was soll aus mir werden? Mein Haus von Advokaten und Alguazils beraubt und geplündert; mein Mann ein Taugenichts, der kein Brod mehr für

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