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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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seine Familie heimbringt, sondern mit ungläubigen Mauren Tag und Nacht herumstreicht? O meine Kinder! Meine Kinder! Was wird aus uns werden? Wir werden alle in den Straßen betteln gehen müssen!«
    Der ehrliche Peregil ward durch den Gram seiner Frau so gerührt, daß er sich nicht enthalten konnte, auch zu schluchzen. Sein Herz war so voll wie seine Tasche, und mußte sich ausschütten. Er steckte seine Hand in die letztere, that drei oder vier dicke Goldstücke heraus, und ließ sie in ihren Busen gleiten. Die arme Frau war starr vor Staunen, und wußte nicht, was dieser goldne Regen bedeuten sollte. Ehe sie sich von ihrem Staunen erhohlen konnte, zog der kleine Gallego eine goldene Kette hervor, und ließ sie vor ihr baumeln, während er vor Freude sprang, und den Mund von einem Ohr zum andern aufriß.
    »Die heilige Jungfrau schirme uns!« rief die Frau.«Was hast du gethan, Peregil? Du hast doch nicht Raub und Mord begangen?«
    Dieser Gedanke war der armen Frau kaum durch den Kopf geflogen, so war er auch schon Gewißheit bei ihr. Sie sah schon einen Kerker und einen Galgen vor sich, und einen kleinen krummbeinigen Gallego, der an demselben aufgehängt war; und von den durch ihre Phantasie heraufbeschwornen Schauern überwältigt, verfiel sie in Krämpfe.
    Was sollte der arme Mann thun? Er hatte kein anderes Mittel, seine Frau zu beruhigen, und die Trugbilder ihrer Phantasie zu verscheuchen, als daß er ihr die ganze Geschichte seines Glückes erzählte. Er that dieß jedoch nicht eher, als bis er ihr das feierliche Versprechen abgedrungen hatte, keinem lebenden Wesen ein Wort von der ganzen Sache zu erzählen.
    Es würde unmöglich seyn, ihre Freude zu beschreiben. Sie schlang ihre Arme um den Hals ihres Gatten, und erstickte ihn bald mit ihren Liebkosungen. »Jetzt, Frau,« rief der kleine Mann mit offener Freude, »was sagst du jetzt zu dem Vermächtniß des Mauren! Fortan schilt mich nicht mehr, wenn ich einem unglücklichen Mitmenschen beistehe!«
    Der ehrliche Gallego legte sich auf seine Schafpelz-Matte, und schlief so gesund, wie auf einem Pflaumbett. Nicht so seine Frau! sie schüttelte den ganzen Inhalt seiner Taschen auf die Matte, und zählte die ganze Nacht Goldstücke von arabischem Gepräg, probirte Halsbänder und Ohrringe, und dachte, wie sie eines Tages aussehen würde, wenn sie sich ihrer Schätze erfreuen dürfte.
    Am nächsten Morgen nahm der ehrliche Gallego ein dickes Goldstück, und ging damit in die Bude eines Juwelenhändlers auf dem Zacatin, um es zum Kauf anzubieten, indem er vorgab, er habe es in den Trümmern der Alhambra gefunden. Der Juwelier sah, daß es eine arabische Umschrift hatte, und von dem reinsten Golde war; er bot aber nur den dritten Theil des Werthes, womit der Wasserträger vollkommen zufrieden war. Peregil kaufte jetzt neue Kleider für seine kleine Heerde, sowie alle Arten von Spielsachen, und reichen Vorrath für ein tüchtiges Mahl, worauf er heimkehrte, und alle seine Kinder um sich her tanzen ließ, während er, der glücklichste Vater, in ihrer Mitte hüpfte!
    Die Frau des Wasserträgers hielt ihr Versprechen zu schweigen, mit erstaunlicher Pünktlichkeit. Anderthalb Tage ging sie mit geheimnißvollem Blick und einem Herzen, das zum bersten voll war, umher, aber sie schwieg, obgleich sie von ihren Gevatterinnen umgeben war. Es ist wahr, sie konnte es nicht verwinden, sich etwas Ansehen zu geben, entschuldigte ihre zerrissenen Kleider, sprach von dem Bestellen eine Basquinna, besetzt mit goldenen Borten und Korallen und einer neuen Spitzen-Mantilla. Sie ließ auch Winke von der Absicht ihres Mannes fallen, sein Gewerbe als Wasserträger aufgeben zu wollen, da es nicht mehr ganz zu seinen Gesundheitsumständen passe. Sie glaubte wirklich, sie würden sich alle den Sommer auf das Land zurückziehen, wo die Kinder die Bergluft genießen könnten, denn es sey unmöglich, in der heißen Jahreszeit die Stadt zu bewohnen.
    Die Nachbarinnen starrten einander an, und glaubten, die arme Frau habe ihren Verstand verloren; und ihr aufgeblasenes Wesen, ihr Schönthun und ihre vornehmen Ansprüche waren der allgemeine Gegenstand des Spottes und der Belustigung ihrer Freundinnen, sobald sie ihnen den Rücken gewendet hatte.
    Wenn sie jedoch draußen zurückhaltend war, so entschädigte sie sich zu Haus, und legte eine Schnur reicher orientalischer Perlen um ihren Hals, maurische Spangen um ihre Arme, und einen Schmuck von Diamanten um ihre Haare, und segelte in der Stube

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