Die alte Jungfer (German Edition)
nötig, mit Peitschenhieben zum Galopp zu bringen; so sehr war sie in Angst, daß sie das Haus zum Empfang Monsieur de Troisvilles nicht rechtzeitig standesgemäß in Ordnung bringen könnte. Sie rechnete sich aus, daß der Enkel eines Freundes ihres Onkels nicht älter als vierzig Jahre sein könne; ein Offizier mußte unfehlbar unverheiratet sein; sie nahm sich also vor, Monsieur de Troisville mit Hilfe ihres Onkels nicht in demselben Zustand, in dem er hereingekommen war, aus ihrem Haus hinauszulassen. Obwohl Penelope im Galopp lief, rief Mademoiselle Cormon, die von ihren Toiletten und der Hochzeitsnacht träumte, mehrmals Jacquelin zu, sie kämen nicht vom Fleck, Sie rückte in ihrer Kutsche hin und her, ohne auf Josettes Fragen zu antworten, und sprach mit sich selbst, wie jemand, der große Pläne im Kopf herumwälzt. Endlich bog die Kutsche von der Seite von Mortagne in die Hauptstraße von Alençon ein, die Rue Saint-Blaise genannt wird; gegen das Hôtel du More zu nimmt sie den Namen Rue de la Porte de Séez an und wird die Rue du Bercail, wo sie auf die Landstraße nach der Bretagne mündet. Wenn die Abreise von Mademoiselle Cormon in Alençon schon Aufsehen erregte, so kann man sich denken, welchen Tumult ihre Rückkehr am Tage nach ihrer Ankunft in Le Prebaudet, bei strömendem Regen, der ihr ins Gesicht peitschte, ohne daß sie es zu beachten schien, verursachte. Jedermann bemerkte den wahnsinnigen Galopp Penelopes, die verschmitzte Miene Jacquelins, die frühe Stunde, das Drunter und Drüber der Gepäckstücke, schließlich die lebhafte Unterhaltung Josettes und Mademoiselle Cormons, vor allem ihre Ungeduld. Die Besitzungen des Hauses Troisville lagen zwischen Alençon und Mortagne. Josette kannte die verschiedenen Zweige der Familie Troisville. Ein Wort, das Mademoiselle geäußert hatte, als sie das Pflaster von Alençon erreichten, hatte Josette eingeweiht; die Unterhaltung hatte sich zwischen ihnen entsponnen, und beide hatten festgestellt, daß der erwartete Monsieur de Troisville ein Edelmann zwischen vierzig und zweiundvierzig Jahren, Junggeselle und weder reich noch arm sein müsse, Mademoiselle Cormon sah sich schon als Vicomtesse de Troisville.
›Und mein Onkel sagte mir nichts, weiß nichts, kümmert sich um nichts! ... Oh, das sieht ihm recht ähnlich! Er würde seine Nase vergessen, wenn sie ihm nicht im Gesicht angewachsen wäre!‹
Hat man nicht beobachtet, daß unter solchen Umständen die alten Jungfern, wie Richard III. geistreich, wild, kühn, großsprecherisch werden und, wie betrunkene Schreiber, vor nichts mehr zurückschrecken? Die Stadt Alençon, in der sich die Nachricht von der eiligen, durch ernste Umstände herbeigeführten Rückkehr sofort von der Rue Saint-Blaise bis zur Porte de Séez verbreitete, war in all ihren öffentlichen und häuslichen Funktionen gestört. Die Köchinnen, die Kaufleute, die Passanten erzählten sich die Neuigkeit von Tür zu Tür; dann gelangte sie in die obere Region. Die Worte: ›Mademoiselle Cormon ist zurückgekommen‹ platzten wie eine Bombe in jede Häuslichkeit hinein. Nunmehr verließ Jacquelin seinen Sitz vorn auf der Halbkutsche, den er durch ein Verfahren, das die Tischler nicht kannten, poliert hatte; er öffnete selbst die große grüne, oben runde Tür, die wie zum Zeichen der Trauer geschlossen war, denn in Mademoiselle Cormons Abwesenheit fanden die Zusammenkünfte nicht statt. Die Getreuen bewirteten dann der Reihe nach den Abbé de Sponde, und Monsieur de Valois revanchierte sich, indem er ihn zum Marquis d'Esgrignon einlud. Jacquelin rief Penelope, die er mitten auf der Straße hatte stehenlassen, mit vertraulichem Ton; das Pferd, das daran gewöhnt war, drehte sich von selbst um, ging durch die Tür und wich im Hof aus, um das Blumenbeet nicht zu beschädigen. Jacquelin nahm es am Zügel und schob den Wagen vor die Treppe.
»Mariette!« rief Mademoiselle Cormon.
»Mademoiselle?« gab Mariette zurück, die dabei war, die Einfahrtstür zu schließen.
»Der Vicomte ist noch nicht gekommen?«
»Nein, Mademoiselle.«
»Und mein Onkel?«
»Ist in der Kirche, Mademoiselle.«
Jacquelin und Josette standen auf der untersten Stufe der Vortreppe und streckten die Hände aus, um ihrer Herrin, die aus der Halbkutsche herausgekommen war und sich auf dem Gestell aufrichtete, wobei sie sich an den Vorhängen festhielt, behilflich zu sein, Mademoiselle warf sich in ihre Arme; denn seit zwei Jahren wollte sie es nicht mehr riskieren,
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