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Die alte Jungfer (German Edition)

Die alte Jungfer (German Edition)

Titel: Die alte Jungfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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fand sie sonderbar.« – »Wie der gute Abbé alt wird! Haben Sie gesehen, wie er eingeschlafen ist. Er ist geistig abwesend, er weiß nicht, was er für Karten hat.« – »Wir werden ihn bald verlieren.« – »Es ist schön heut abend. Morgen wird ein schöner Tag sein.« – »»Ein schönes Wetter zum Abblühen der Apfelbäume.« – »Sie haben uns geschlagen; aber wenn Sie mit Monsieur de Valois zusammen sind, machen Sie immer solche Streiche.« – »Wieviel hat er denn gewonnen?« – »Heute abend hat er drei bis vier Francs gewonnen. Er verliert niemals.« – »Ja, wahrhaftig! Wissen Sie, daß das Jahr dreihundertfünfundsechzig Tage hat und daß er in dieser Zeit so viel gewinnen kann, als ein Landgut kostet?« –»Oh, was haben wir heute abend für schlechte Kauen gehabt!« – »Sie haben es gut. Sie sind nun zu Hause; aber wir müssen noch durch die halbe Stadt.« – »Ich bedauere Sie nicht, Sie könnten sich einen Wagen halten und brauchten nicht zu Fuß zu gehen.« – »Ach! ich bitte Sie, wir haben eine Tochter zu verheiraten, das nimmt dem Wagen gleich ein Rad. und der Unterhalt unseres Sohnes in Paris ein zweites.« – »Wollen Sie immer noch einen Magistratsbeamten aus ihm machen?« – »Was sollen die jungen Leute werden? ... Schließlich ist es doch keine Schande, dem König zu dienen.«
    Manchmal wurde unterwegs eine Unterhaltung über den Most oder den Flachs, immer mit denselben Wendungen und zu den entsprechenden Jahreszeiten geführt. Wenn ein Beobachter des menschlichen Herzens in dieser Straße gewohnt hätte, hätte er den Gesprächen nach immer wissen können, welcher Monat gerade war. Doch in diesem Moment waren die Gespräche rein scherzhafter Natur, denn Du Bousquier, der allein vor den Gruppen herging, trällerte, ohne die Bezüglichkeit zu ahnen, die bekannte Melodie: ›Zarte Frau, vernimmst du das Gezwitscher ...‹ Für viele war Du Bousquier ein sehr fähiger Mensch, der falsch beurteilt wurde. Seitdem der Präsident du Ronceret auf seinem Posten durch eine neue königliche Institution bestätigt worden war, neigte er zu Du Bousquier. Für die andern war der Lieferant ein gefährlicher Mann von schlechten Sitten, der zu allem fähig war. In der Provinz wie in Paris gleichen die Männer in exponierter Stellung jener Statue der hübschen allegorischen Erzählung von Addison, um derentwillen sich zwei Ritter, die jeder von einer andern Seite zu dem Scheideweg gelangen, an dem sie sich erhebt, schlagen. Der eine sagt, sie sei weiß, der andere hält sie für schwarz; dann, als sie beide am Boden liegen, sehen sie, daß sie rechts weiß, links schwarz ist; ein dritter Ritter kommt ihnen zu Hilfe und findet sie rot.
    Als der Chevalier de Valois zu Hause angelangt war, sagte er sich: ›Es ist Zeit, das Gerücht meiner Verheiratung mit Mademoiselle Cormon zu verbreiten. Die Neuigkeit wird aus dem Salon der D’Esgrignons kommen, von dort nach Séez zu dem Bischof gelangen, durch die Großvikare dem Pfarrer von Saint-Léonard zugebracht werden, der nicht verfehlen wird, sie dem Abbé Couturier mitzuteilen: So empfängt Mademoiselle Cormon den Schuß aus nächster Nähe. Der alte Marquis d’Esgrignon wird den Abbé de Sponde zum Diner einladen, um einem Klatsch Einhalt zu tun, der Mademoiselle Cormon nachteilig wäre, wenn ich mich gegen sie erklärte, mir, wenn sie mich ausschlüge. Der Abbé wird in eine regelrechte Klemme geraten. Mademoiselle Cormon wird gegen einen Besuch von Mademoiselle d'Esgrignon, die ihr die Bedeutung und den Glanz dieser Verbindung dartun wird, nicht standhalten können. Die Erbschaft vom Abbé beträgt mehr als hunderttausend Taler, die Ersparnisse des Mädchens dürften sich auf mehr als zweihunderttausend Livres belaufen; sie hat ihr Haus, Le Prebaudet und fünfzehntausend Livres Rente. Ein Wort zu meinem Freund, dem Comte de Fontaine, und ich werde Bürgermeister von Alençon, Abgeordneter; dann einmal auf den Sitzen der Rechten, werden wir zur Pairswürde gelangen, wenn wir nur rufen: ›Schluß der Debatte!‹ oder ›Zur Tagesordnung!‹
    Madame Granson hatte nach ihrer Rückkehr eine lebhafte Auseinandersetzung mit ihrem Sohn, der nicht verstehen wollte, was seine Anschauungen mit seiner Liebe zu tun hätten. Es war der erste Streit, der die Harmonie dieses kleinen Haushalts störte.
    Am nächsten Morgen, um neun Uhr, fuhr Mademoiselle Cormon, mit Josette in ihre Kutsche gepackt, wie eine Pyramide über dem Chaos ihrer Gepäckstücke

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