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Die alte Jungfer (German Edition)

Die alte Jungfer (German Edition)

Titel: Die alte Jungfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sich des eisernen Wagentritts, der mit doppelten Ringen und dazu noch mit großen Bolzen überaus solid in dem Gestell befestigt war, zu bedienen. Als Mademoiselle Cormon oben auf der Treppe stand, überblickte sie ihren Hof mit zufriedener Miene.
    »Los, los, Mariette, lassen Sie die Tür und kommen Sie her!«
    »Der Teufel ist los!« sagte Jacquelin zu Mariette, als die Köchin an der Kutsche vorbeikam.
    »Laß mal hören, mein Kind, was für Vorräte hast du?« fragte Mademoiselle Cormon, die sich, wie erschöpft vor Anstrengung, auf der Bank des Vorzimmers niedergelassen hatte.
    »Nichts habe ich!« sagte Mariette und stemmte die Arme in die Hüften, »Mademoiselle weiß doch, daß Monsieur l'Abbé in Ihrer Abwesenheit immer außer dem Hause speist. Gestern habe ich ihn bei Mademoiselle Armande abgeholt.«
    »Wo ist er denn?«
    »Monsieur l'Abbé? Er ist in der Kirche, er kommt erst um drei Uhr nach Hause.«
    »Er denkt doch an gar nichts, mein Onkel! Hätte er dir nicht sagen können, du sollst auf den Markt gehn? Geh, Mariette; wirf das Geld nicht hinaus aber spare an nichts, kaufe, was es Gutes, Besonderes und Delikates gibt! Erkundige dich bei der Postwagenhaltestelle, wie man Pasteten herbekommt! Ich will Krebse aus den Quellbächen, der Brillante. Wieviel Uhr ist es?«
    »Dreiviertel neun.«
    »Mein Gott, Mariette, verlier nicht die Zeit mit Schwatzen! Die Person, die mein Onkel erwartet, kann jeden Augenblick kommen. Wenn wir ihm ein Frühstück bereiten sollten, wären wir schön in Verlegenheit.«
    Mariette wendete sich zu der in Schweiß gebadeten Penelope und sah Jacquelin mit einem Blick an, der sagen wollte: ›Diesmal wird die Mademoiselle sicher einen am Wickel kriegen.‹
    »Nun zu uns beiden, Josette«, fuhr die alte Jungfer fort, »wir müssen sehen, wo wir Monsieur de Troisville hinlegen können.«
    Mit welchem Genuß sie diesen Satz aussprach! Monsieur de Troisville (ausgesprochen Treville) ›hinlegen‹! Welche Ideenverbindung mit diesem Wort! Sie schwamm in den seligsten Hoffnungen.
    »Wollen Sie ihn in dem grünen Zimmer unterbringen?«
    »Dem des Bischofs? Nein, das ist zu nah neben meinem«, sagte Mademoiselle Cormon, »das geht wohl für Monseigneur, der ein heiliger Mann ist.«
    »Dann geben Sie ihm das Zimmer Ihres Onkels!«
    »Das ist so kahl, daß es unschicklich wäre.«
    »Ei, Mademoiselle, so schlagen Sie ihm doch ein Bett in Ihrem Boudoir auf! Da ist ja ein Kamin. Moreau wird in seinem Lager schon ein Bett ungefähr vom gleichen Stoff wie. die Tapete finden.«
    »Du hast recht, Josette, Lauf also hin zu Moreau; besprich mit ihm alles, was geschehen muß, ich erlaube es dir! Wenn das Bett (das Bett des Monsieur de Troisville) heute abend heraufgeschafft werden kann, ohne daß Monsieur de Troisville es merkt, falls Monsieur de Troisville gerade ankommen sollte, während Moreau da ist, so ist es mir recht. Wenn Moreau es nicht übernimmt, dann lege ich Monsieur de Troisville in das grüne Zimmer, obwohl Monsieur de Troisville da sehr nahe bei mir wäre.«
    Josette ging; ihre Herrin rief sie zurück.
    »Laß Jacquelin zu Moreau gehn, erklär ihm alles!« rief sie mit schallender Stimme, die voll Entsetzen war. »Ich muß mich ja anziehn! Wenn Monsieur de Troisville mich überrascht! Und mein Onkel ist nicht da, ihn zu empfangen! ... Ach! mein Onkel, mein Onkel! ... Komm, Josette, hilf mir beim Ankleiden!«
    »Aber Penelope!« bemerkte Josette unklugerweise.
    Die Augen Mademoiselle Cormons sprühten zum erstenmal in ihrem Leben Funken. »Immer Penelope! Penelope hier, Penelope da! Ist denn Penelope die Herrin?«
    »Aber sie ist ganz in Schweiß und hat noch nicht ihren Hafer gefressen.«
    »So laß sie krepieren!« schrie Mademoiselle Cormon; ›wenn ich nur heirate‹, dachte sie.
    Als Josette dieses Wort hörte, das ihr wie ein Mord erschien, war sie einen Augenblick sprachlos; dann purzelte sie auf ein Zeichen, das ihre Herrin ihr machte, die Treppe hinunter.
    »Sie hat den Teufel im Leib, Jacquelin!« war das erste Wort Josettes.
    So kam an diesem Tage alles zusammen, um den großen Theatercoup herbeizuführen, der über das Leben von Mademoiselle Cormon entschied. Die Stadt war schon ganz außer Rand und Band infolge der fünf erschwerenden Umstände, unter welchen die plötzliche Rückkehr Mademoiselle Cormons erfolgt war, nämlich: der strömende Regen, der Galopp der atemlosen Penelope, die, in Schweiß gebadet, mit eingezogenen Flanken dahertrabte; die frühe Stunde, das

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