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Die alte Jungfer (German Edition)

Die alte Jungfer (German Edition)

Titel: Die alte Jungfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Der so ermutigte Lieferant erwiderte mit einem Blick, der sie ins Herz traf.
    »Es ist schade«, fügte er hinzu, »daß mir das nicht das Recht gegeben hat, Sie für immer zu behalten!« (Sie lauschte entzückt) »Wie Sie so auf Ihrem Bett ohnmächtig dalagen, waren Sie – unter uns gesagt – hinreißend! Ich habe nie in meinem Leben eine schönere Frau gesehen, und ich habe viele Frauen gesehen! ... Üppige Frauen sind ein herrlicher Anblick. Sie brauchen sich nur zu zeigen, so siegen sie!«
    »Sie wollen über mich spotten«, wandte das alte Mädchen ein. »und das ist nicht schön, weil das, was mir gestern passierte, vielleicht von der ganzen Stadt falsch ausgelegt wird.«
    »So wahr ich Du Bousquier heiße, Mademoiselle, mein Gefühl für Sie hat sich nie geändert, und Ihre damalige Weigerung hat mich nicht entmutigt!«
    Die alte Jungfer hatte die Augen gesenkt. Es entstand ein Schweigen, das Du Bousquier grausam dünkte. Doch Mademoiselle Cormon faßte einen Entschluß, sie hob die Lider, Tränen traten in ihre Augen, und sie blickte du Bousquier zärtlich an.
    »Wenn das so ist, so versprechen Sie mir nur, als Christ zu leben, meine religiösen Gewohnheiten nicht zu stören, mich meinen Beichtvater wählen zu lassen, und ich bin die Ihre«, sagte sie und reichte ihm ihre Hand.
    Du Bousquier ergriff diese gute dicke Hand voller Taler und küßte sie ehrfürchtig.
    »Jedoch«, sagte sie und überließ ihre Hand seinen Küssen, »ich verlange noch etwas!«
    »Es ist gewährt, und wenn es unmöglich ist, es wird geschehen« – (eine Reminiszenz an Beaujon).
    »Mein Gott!« stieß sie hervor, »aus Liebe zu mir müssen Sie eine große Sünde auf sich nehmen, denn die Lüge ist eine der sieben Todsünden; doch Sie werden sie beichten, nicht wahr? Wir werden beide dafür Buße tun ..,« (Sie blickten sich zärtlich an.) »Und vielleicht zählt sie zu den Lügen, die die Kirche Notlügen nennt...«
    ›Sollte sie wie Suzanne sein?‹ fragte sich Du Bousquier; ›welch ein Glück!‹ – »Sagen Sie es nur, Mademoiselle«, ermutigte er sie.
    »Sie müssen es auf sich nehmen ...«stammelte sie.
    »Was?«
    »Zu sagen, daß diese Heirat seit sechs Monaten beschlossene Sache sei...«
    »Reizende Frau«, sagte der Lieferant mit dem Ton eines Mannes, der ein Opfer bringt, »was täte man nicht für eine Frau, die man seit zehn Jahren anbetet.«
    »Trotz meiner Strenge!« scherzte sie.
    »Ja, trotz Ihrer Strenge.«
    »Monsieur du Bousquier, ich habe Ihnen unrecht getan.« Sie reichte ihm wiederholt ihre rote dicke Hand, die er aufs neue küßte.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der verführerisch zurechtgemachte, aber verspätete Chevalier de Valois erschien vor den Augen der Verlobten.
    »Ah!« sagte er, als er eintrat, »Sie sind schon auf, Schönste?«
    Sie lächelte dem Chevalier zu und fühlte einen Druck am Herzen. Monsieur de Valois sah fabelhaft jung und hinreißend aus wie Lauzun, als dieser zu Mademoiselle ins Palais-Royal kam.
    »Nun, lieber Du Bousquier«, meckerte er wohlwollend, so sicher glaubte er sich seines Erfolges, »Monsieur de Troisville und der Abbé de Sponde beschauen Ihr Haus wie zwei Geometer.«
    »Wahrhaftig«, versetzte Du Bousquier, »wenn der Vicomte de Troisville es haben will, so gehört es für vierzigtausend Francs ihm. Ich brauche es nicht länger! Wenn es mir Mademoiselle erlaubt? ... Es ist Zeit, daß man es erfährt ... Mademoiselle, darf ich es sagen? ... Ja? – Nun denn, mein lieber Chevalier, seien Sie der erste, den ich von der Ehre« (Mademoiselle Cormon schlug die Augen nieder), »von der Gunst in Kenntnis setze, die Mademoiselle mir erweist und die ich seit sechs Monaten verheimlicht habe. Wir heiraten in wenigen Tagen, der Vertrag ist aufgesetzt, er wird morgen unterzeichnet. Sie begreifen nun, daß ich mein Haus in der Rue du Cygne nicht mehr brauche! Ich suchte unter der Hand einen Käufer, und der Abbé de Sponde, der es wußte, hat natürlich Monsieur de Troisville hingeführt...«
    Diese grobe Lüge hatte solchen Anschein von Wahrheit, daß der Chevalier darauf hereinfiel. ›Mein lieber Chevalier‹ war wie die Rache, die Peter der Große an Karl XII. bei Poltawa für alle seine früheren Niederlagen nahm, Du Bousquier rächte sich da von Herzen für tausend Stiche, die er schweigend hingenommen hatte; in seinem Triumph machte er jedoch eine allzu jugendliche Bewegung, er griff sich in sein Toupet und ... behielt es in der Hand.
    »Ich gratuliere

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