Die alte Villa (German Edition)
Dummerjungenstreich.“
„Meinst du, dieser „dumme Junge“ weiß also gar nicht, was er da kritzelt?“
„Davon ist unbedingt auszugehen. Wie sollte jemand herausbekommen haben, was selbst Wissenschaftlern mit hochkomplizierten Computerprogrammen nicht möglich ist?“
„Hmmm...“, machte Tamara nur.
Maja lachte wieder und griff belustigt nach ihrer Teetasse. „Hast du etwa einen Verdacht?“
„Hmmmh... „ machte Tamara erneut und trank, wie in Gedanken einen Schluck Tee.
Doch wäre ihr die Tasse beinahe aus der Hand gefallen, als plötzlich der Türklopfer laut und heftig an ihre Haustür schlug.
Sie eilte sogleich in die Diele ihres alten Hauses, um nach zu schauen, wer es da so eilig hatte, sie zu sehen.
Sie schloss Rebecca in ihre Arme.
„Mein Mädchen, ich alte einsame Frau habe dich richtig vermisst. Komm doch herein. Maja ist auch da.“
Was Tamara so ungezwungen aussprach, bewirkte bei Rebecca einen kleinen Schock.
Maja ist hier!
Was sollte sie denn nur mit ihr reden? Irgendwie war ihr diese Frau, die ja vom Alter her durchaus ihre Mutter hätte sein können, ein wenig unheimlich. Lieber wäre sie mit Tamara, die ja so eine Art ‚Ersatz-Großmutter’ für sie war, allein gewesen und dann hätte sie ihr bei einer Tasse Tee alles von ihrer Reise nach Bayern erzählt.
Tamara führte sie in die Küche. Und dort erlebte sie dann die nächste Überraschung.
Eine völlig veränderte Maja saß dort am Tisch und kraulte Rasputin, der auf ihren Schoß gesprungen war.
Bisher kannte sie Maja entweder in eines ihrer ‚mystischen’ Gewändern gehüllt oder aber sehr geschäftsmäßig in ihrem ‚Uni-Dress’, welcher meist aus einer grauen Bundfaltenhose, einer Bluse und einem Blazer bestand.
Heute trug Maja eine dunkelblaue Jeans und einen eleganten rosafarbenen Rollkragenpullover. Um ihren Hals hing eine lange Kette aus schwarzen Lederbändchen mit einem blau schimmernden Stein an ihrem Ende. Ihre schmalen schlanken Hände schmückten mehrere silberne Ringe und an den Handgelenken trug sie eine Vielzahl schmaler Armreifen. Wieder war sie dezent aber sehr sorgfältig geschminkt. Ihr rot schimmerndes dunkles Haar glänzte im Schein des Kaminfeuers.
Sie war einfach eine schöne und ungewöhnliche Frau, daran bestand kein Zweifel.
Rebecca reichte ihr zur Begrüßung die Hand und setzte sich dann zu den beiden an den Tisch. Tamara holte eine weitere Tasse und schenkte ihr dampfenden Tee ein.
Wieder stand merkwürdig geformtes Gebäck auf dem Tisch, von dem sich Maja soeben eines nahm und genüsslich hinein biss.
Rebecca tat es ihr gleich und wunderte sich über den seltsamen Geschmack des Gebäckes. Es schmeckte auffallend scharf.
„Ingwer -Dinkel-Gebäck“, erklärte Tamara.
„Ingwer ist hervorragend geeignet, den Energiefluss in Gang zu setzen. Es vereinigt seine Schärfe, die uns Leichtigkeit und Freude schenkt, mit der Ur-Kraft der Erde, da es sich um eine Wurzel handelt. Dadurch...“
Tamara stoppte abrupt, da sie sich plötzlich darauf zu besinnen schien, dass sie sich heute nicht zum Austausch von Backrezepten versammelt hatten und fragte daher:
„Na, erzähl schon von deiner Reise. Wie geht es Greta?“
„Tät ich ja gerne, wenn du mich auch mal zu Wort kommen ließest“, sagte Rebecca grinsend und Maja fing ebenfalls an zu lachen.
Sie sah dabei einfach umwerfend aus, noch umwerfender wie sie sowieso schon war.
Dann begann Rebecca zu erzählen und die beiden Frauen lauschten still und aufmerksam.
Es wurde eine etwas längere Erzählung, bei der sie kein einziges Mal unterbrochen wurde.
„Ich würde sie so gerne nach Hause holen“, sagte Rebecca am Ende. „Aber wir haben ja keinen Platz in unserer Wohnung und ich glaube auch nicht, dass Dr. Bekell sie so einfach gehen lässt.“
„Da werden wir noch Geduld haben müssen. Aber ich bin sehr froh, dass Jeremy sich nun um sie kümmert. Wie du ihn beschrieben hast, ist er ein guter Mensch und Greta scheint ihm zu vertrauen.“
Tamara schien ehrlich erleichtert über ihren Bericht zu sein. Auch Maja lächelte.
Es war schon ein seltener Anblick, wie diese drei Frauen so unterschiedlichen Alters am Tisch saßen, und nicht etwa über Belanglosigkeiten sprachen, wie man es vielleicht erwarten würde, sondern sich mit großer Ernsthaftigkeit berieten. Es ging um nichts Geringeres als die Zukunft und das Schicksal von Rebeccas Tante, von Rebecca selber, ja vielleicht sogar um ihrer aller Schicksal.
Tamara holte die
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