Die alte Villa (German Edition)
aus!“
Tamara blickte gespannt wie ein Flitzebogen zu Frau Krause und besann sich dann doch noch schnell auf ihren beruflichen Status, setzte also wieder eine ernste und strenge Mine auf, wozu sie ihre Lippen etwas schürzte, damit Frau Krause auch weiterhin keinen Verdacht schöpfen sollte. Dann griff sie in ihre Handtasche und holte eine Mappe mit Papieren heraus, in die sie nun mit hochgezogenen Augenbrauen und wichtiger Mine hineinschaute, den Text überfliegend und sorgenvoll den Kopf schüttelnd.
Die eindeutig als Formulare einer Behörde zu identifizierenden Blätter hatte ihr ein guter alter Freund besorgt. Vermutlich hatten sie schon in seinem Papierkorb gelegen.
Der gute alte Adalbert, auf ihn ist doch immer Verlass!
Frau Krause war nun den Tränen nahe und sie holte ein Taschentuch aus ihrer Schürze hervor, um geräuschvoll dort hinein zu schnauben.
„Ja, also wissen Sie, mein Mann und ich, wir lernten uns in den Wirren des Krieges kennen. Wir hatten ja alle nichts zu essen und ich war bis auf die Knochen abgemagert..“
Kaum zu glauben, staunte Tamara.
„Auf jeden Fall ging mein sehnlichster Wunsch, ein Kind zu bekommen und eine kleine Familie zu gründen, nicht gleich in Erfüllung. Später dann war der Zug für mich wohl schon abgefahren, wenn Sie wissen was ich meine und.. ja, also, der Wunsch, ein Kind zu haben, ist natürlich geblieben..“
Tamara blickte Frau Krause verwirrt an, denn eigentlich wollte sie doch nur etwas über ihren Mann, Herrn Krause erfahren und nun nahm die ganze Sache eine komplett andere Wendung. Doch soviel hatte sie in ihrem langen Leben, angefüllt mit Studien, vor allem der etwas anderen Art, gelernt, dass es keine , wie man zu glauben meint- rein ‚zufälligen’ Wendungen in einer Angelegenheit gibt, die nicht eine wesentlich größere und wichtigere Bedeutung hätten, als all’ diejenigen Dinge, die einfach nur nach Plan verliefen.
Ist es nun etwa jemand ganz anderes, auf den sich ihre Aufmerksamkeit konzentrieren sollte, der am Ende vielleicht sogar ihrer Hilfe bedurfte!?
Doch, was dann aus Frau Krauses Mund kam, war im Grunde nur noch mehr Gestammel, so dass Tamara sich dringend genötigt fühlte, ihrem Dasein als eine gestrenge Frau Kohlweiß vom Amt ein abruptes Ende zu bereiten.
„Bitte Frau Krause, nun beruhigen Sie sich doch. Sie sind vollkommen überfordert mit der Situation und brauchen dringend Hilfe!“
Das Schluchzen versiegte allmählich und Frau Krause blickte erstaunt zu der Frau vom Amt, die ihren strengen Blick nun aufgegeben hatte und sie nun, wieder ganz Tamara, freundlich anlächelte.
“Ich möchte Ihnen wirklich nur helfen, glauben Sie mir doch. Und nun erzählen Sie mir alles, schön der Reihe nach, einverstanden?“
~
In einem Haus in Siegburg
„Komm nur herein“, Stumm folgte der Gast der Aufforderung und setzte sich auf den ihm zugewiesenen Stuhl.
Auf dem Tisch vor ihm lag ein aufgeschlagenes Buch.
„Ich habe gehört, du kennst dich hiermit aus?“
Der jugendliche Besucher blieb stumm.
“Wir erwarten noch Besuch. Mein Vetter wird gleich kommen. Du kennst ihn ja bereits.“
Der junge Gast nickte, ohne ein Wort zu sagen. Besagten Vetter mochte er tatsächlich sehr gerne, doch würden sie nichts aus ihm herauskriegen. Da könnten sie machen, was sie wollten. Und es war ja sowieso eher das Reden, das ihm die meisten Schwierigkeiten bereitete. Schweigen konnte er dagegen wie ein Grab.
~
Es war schon dunkel, als der große Geländewagen in die Buchenallee einbog. Gespenstisch reckten die alten Bäume ihre kahlen Äste in den schwarzen Himmel.
Ihre Schatten bedeckten die Straße mit einem bizarr geformten Muster.
Jeremy parkte den Wagen am Straßenrand und stieg dann aus. Er kam um das Auto herum, half der erschöpften Greta beim Aussteigen und nahm sie an die Hand. Ihr Gesicht war kreideweiß im fahlen Laternenlicht und Jeremy schaute sie besorgt an.
„Geht es wieder?“
Greta nickte fast unmerklich.
Die lange Autofahrt war ungewohnt und anstrengend für sie gewesen. Zögernd gingen beide die Straße entlang und schauten nach den Hausnummern.
„Hier ist es!“, rief Greta, als sie direkt vor dem Häuschen von Tamara standen.
Sie zögerte einen Moment, dann öffnete sie das kleine Törchen an der Straße.
Jeremy folgte ihr bis zum Hauseingang. Er griff gleich nach dem Türklopfer und betätigte ihn herzhaft, so dass Greta erschrocken zusammenzuckte.
Nur einen
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