Die alte Villa (German Edition)
zueinander gestanden hatten..
Während des Winters, als die Bäume kein Laub trugen, hatte sie den Giebel der Villa von Tamaras Garten aus sehen können.
Vielleicht hatte Marianna einst hier gelebt und ihr Geist.... ist er womöglich hierher zurück gekehrt oder steckte er noch irgendwo in den Mauern des alten Gebäudes?
Rebecca glaubte nicht an Geister.
Doch was war das nur für ein Mädchen gewesen, das sie, mit einem Gewand aus grünem Samt bekleidet, in ihrer Vorstellung am Eingang der alten Villa gesehen hatte? Woher stammte dieses Bild in ihrem Inneren?
Wer entschied denn schon, was existierte und real war und was nicht?
War ein Traum nicht immer auch ein Stück Realität?
Tamara hatte ihr erklärt , dass wir in Träumen vor allem diejenigen Ereignisse verarbeiteten, in deren Verlauf wir uns von der eigenen inneren Wahrheit entfernt hatten. Im Traum würde diese ‚verkehrte Welt’ quasi wieder ins ‚rechte’ Licht gerückt, zum Teil in Form von recht fantasieträchtigen Handlungsabläufen, deren Inhalte größtenteils aus unserem Unterbewusstsein stammten. Umso verworrener uns ein Traum beim Erwachen erscheint, desto weiter hatten wir uns zuvor von unserem Pfad der Tugend und der eigenen Wahrhaftigkeit entfernt!
J e nach Traumphase werden mal mehr und mal weniger auch Bruchstücke bewusster Erinnerungen in den Handlungsablauf mit eingeflochten. Im Traum wird das Erlebte neu aufgearbeitet. Einzelne Erfahrungen können während des Träumens von unserem ‚Höheren Selbst’ nochmals auf ihre Wahrhaftigkeit überprüft werden. Häufig wird damit auch ein Abgleiten negativer Erinnerungen in das Unterbewusstsein verhindert. Das ist auch der Grund, warum Träume so überaus wichtig für die seelische Gesundheit eines Menschen sind.
Aber war es denn überhaupt möglich, Dinge zu träumen, die nicht uns selber, sondern unseren Vorfahren widerfahren sind? Konnte eine Art ‚kollektiver Erinnerungen’ in unserem Unterbewusstsein gespeichert sein? Gab es ganz tief in unserem Unterbewusstsein so etwas wie eine geheime Kammer , deren Tür normalerweise ganz fest verschlossen war? Wurden hier ‚Erinnerungen’ aufbewahrt, die schon vor unserer eigenen Lebenszeit auf Erden von jemand anderem aus unserer Erblinie erlebt wurden? So dass man diese ‚Erinnerungen’ von Generation zu Generation weitergeben konnte und wir daher mit unseren Vorfahren viel mehr verbunden sind, als wir es jemals gedacht hätten.
Mar ianna… !!
Hagazussa !
Die Zaunreiterin, die zwischen den Welten wandeln konnte…
In dem dunklen Kellerverlies blieb es Rebecca vorerst verwehrt, frei zu handeln. Ihre Gedanken waren jedoch weiterhin frei und so konzentrierte sie sich vollkommen darauf, ihre Gedanken durch eine strenge Beobachtung zu kontrollieren.
Sie erinnerte sich daran, was Maja über die Macht der Gedanken erzählt hatte:
‚Gedanken können überaus starke Gefühle auslösen, und diese wiederum über so viel Macht verfügen, dass sie zu Verbindungsstücken von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden können. Im eigentlichen Sinne leben wir sogar überwiegend in unserer Welt der Gedanken, Gefühle und Visionen, als nur in der flüchtigen Außenwelt, die weder Vertrauen schaffen, noch als etwas Beständiges, Unvergängliches ausgemacht werden kann?“
Maja hatte außerdem erzählt, dass sie auf mentaler Ebene Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen könnte. Leider hatte sie Rebecca bisher noch nicht erklärt, was dabei zu beachten ist.
Also musste sich Rebecca selber eine Strategie zurechtlegen. Sie sah sich daher gezwungen, in ihrer besonderen Notlage ein eigenes kleines Ritual zu erfinden.
Dazu hatte sie alle ihre Taschen durchsucht und alle Gegenstände, die sich darin befanden, schön säuberlich vor sich auf den Kellerboden gelegt.
Da es dunkel in dem Raum gewesen war, musste sie sich vor ihrem inneren Auge vorstellen, wie die Gegenstände aussahen. Es hatte sich um ein Päckchen Papiertaschentücher, einen Kugelschreiber, einen Lippenstift und um einen schönen Stein gehandelt, den sie aus Tamaras Garten mitgenommen hatte.
Sie hatte den Stein, den sie besonders intensiv mit Maja in Verbindung brachte, in die Hand genommen und an den Moment gedacht, als sie ihn gefunden hatte.
Was hatte Maja gesagt? Wie war sie gekleidet gewesen an dem Tag? Hatte sie gelächelt ?
Immer tiefer und tiefer war sie in ihr Unterbewusstsein eingedrungen, hatte sich jede Einzelheit dieser Szene vor ihrem inneren Auge
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