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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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Stimmung passen würde.
Sie spazierte jetzt gemächlichen Schrittes vor sich hin.
Die schönen Vorgärten der hochherrschaftlichen Villen, die bald in Sicht kamen, zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wie herrlich es hier blühte: rosa Fetthennen, weiße Kosmeen und  die ersten Herbstastern mit abertausenden lila Blüten, die wie kleine funkelnde Sternchen das mittägliche Sonnenlicht geschickt einfingen.
Sie dachte an den gestrigen Abend, als sie mit Torsten auf der Bank gesessen hatte.
Das war gar nicht weit von hier.
In jener Straße war sie nie zuvor gewesen. Versonnen trabte sie die Straße entlang, ließ jedoch den Eingang zum Friedhof links liegen, bog an der nächsten Kreuzung links ab, und am Ende dieser Straße rechts in die kleine Seitenstraße hinein.
Sie nahm den gleichen Weg wie am Abend zuvor.., als wolle sie etwas heraufbeschwören.
Viele knorrige alte Linden säumten die Straße zu beiden Seiten. Ihr Laub fing gerade an, sich gelb zu färben und man hatte das Gefühl, als stöhnten die alten Bäume unter ihrer großen  Blätterlast.
Beinahe andächtig wanderte sie die Straße entlang und hatte das Gefühl, dass Torsten jeden Augenblick vor ihr stehen könnte. Es kam ihr vor, als wäre sein Geist noch hier, als könnte er irgendwo in den Kronen der alten Bäume schweben.
Da stand die Bank, auf der sie zusammen gesessen hatten!
Und auf diesem Baum  hatten sie die Eule gesehen! Lass’ es wieder lebendig werden..! Ich will es herbeizaubern..
Rebecca schaute in den Baum, aber natürlich war von einer Eule weit und breit nichts zu sehen.
Dann drehte sie sich um. Und es bot sich ihr ein Anblick wie aus einem Märchenbuch!
Die Bank stand direkt vor einem uralten Häuschen.
    Es hatte ein tiefgezogenes Dach und viele kleine Fenster mit dunkelgrünen Fensterläden. Von der frisch gestrichenen schwarz-weißen Fachwerkfassade hob sich eine mit einem Schnitzwerk verzierte Haustür  aus hellem Holz ab.
Der kleine Vorgarten wurde von der Morgensonne in ein atemberaubend grelles Licht getaucht, welches Rebecca  an ihr frühes Kindheitserlebnis im Wald erinnerte.
Sie fühlte, wie ein Kribbeln durch ihren Körper jagte, als pumpe sich jede ihrer ermüdeten Zellen wieder voll mit Leben spendender Energie.
Ein kleiner Apfelbaum, gleich neben dem gewundenen Weg zum Eingang des Häuschens, hing voller roter Äpfel. Darunter wuchs beinahe  meterhohes Gras. Auf der anderen Seite des Weges entdeckte sie Blumenbeete, in denen auch schon einige pinkfarbene Astern blühten.  Eine Pergola aus ausgeblichenem Holz gleich neben dem Haus versperrte die Sicht nach hinten und ließ nur einen kleinen Durchgang frei. An ihr hing leuchtend blauer Wein in unzähligen schweren Trauben.
    Was hätte sie darum gegeben, von den Weintrauben kosten zu können.
Gestern, im Dunkeln, hatte sie das schöne Häuschen gar nicht wahr genommen.
Nun war sie richtig froh, den Umweg in Kauf genommen zu haben und nahm sich vor,  immer nach dem Joggen hierher zu kommen. Einfach so. Zum Staunen. Und zum Träumen.
In der Tat war diese ganze Straße, in der sie nie zuvor gewesen war, ein einziger Traum.
Sie fühlte sich wie eine Zeitreisende, die einen Blick in die Vergangenheit werfen durfte.
Hier an diesem Ort schien die Zeit einfach still zu stehen. Ob die kleine Straße  vergessen worden ist?
Vergessen vor allem von den Städteplanern, -sanierern und denjenigen, die dafür sorgten, dass alles, was alt oder beschädigt war, unverzüglich neu asphaltiert, gepflastert, restauriert, oder abgerissen und neu aufgebaut wurde.
Wer hier wohl wohnen mochte? Vielleicht eine Familie mit Kindern?
    Ganz versunken in ihre Träumerei hatte sie nicht bemerkt, dass jemand aus dem Haus gekommen war und jetzt an dem niedrigen Törchen  gleich an der Straße stand. Rebecca zuckte erschrocken zusammen.
Da war eine alte Frau, die sie lächelnd anblickte. Rebecca schaute zu der Alten und  konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
Die Frau hatte ein dunkelgrünes Wollkleid an. Darüber trug sie eine braune Schürze. Die schon vollständig ergrauten Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten hochgesteckt. Ihr Gesicht war voller Runzeln, die Körperhaltung dagegen noch sehr aufrecht und auch die blauen Augen schauten mit wacher Aufmerksamkeit und ohne eine Spur von Müdigkeit oder gar Langeweile, die man bei alten Menschen häufig ausmachte.
    „Guten Tag“, sagte Rebecca verlegen. „Ich habe mir ein wenig ihren Garten und das Haus

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