Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
wärest du sehr hübsch«, sagte das Kind.
    »Warum soll ich hübsch sein wollen? Ich bin keine Tänzerin, Schauspielerin oder Sängerin.«
    »Wenn du schön aussiehst, kannst du aber leicht einen Mann finden und bist nicht gezwungen, als Jäger oder Soldat deinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Kindchen, ich will aber gar nicht heiraten«, antwortete Gwennis lachend. »Weißt du, ich lasse mich nicht gerne von meinem Mann so oder anders anketten ...«
    Jaelle wurde blaß und biß sich auf die Fingerknöchel, dann wurde sie tiefrot, rannte weg und warf sich weinend auf den Boden.
    Gwennis sah sehr verlegen drein. »Ich hätte das nicht sagen sollen«, bemerkte sie zu Rohana.
    Diese schüttelte den Kopf. »Sie mußte es ja einmal erfahren.« Jetzt, überlegte sie, hat es Jaelle verstanden. Vorher war alles für sie nur ein Abenteuer gewesen, und jetzt weiß sie es. Es ist ein Schock für ein Mädchen an der Schwelle der Weiblichkeit, noch mehr für eines mit so großen telepathischen Fähigkeiten ...
    Rohana ging zu dem Mädchen, das noch immer schluchzte. Sie wollte das Kind tröstend an sich ziehen, doch Jaelle versteifte sich ablehnend. Ich bin ja fast eine Fremde für sie, überlegte Rohana traurig. Ich kann nichts für sie tun. Noch nichts ...
     
4.
     
    Drei Tage und Nächte waren vergangen. Entweder hatte man die Verfolgung der Flüchtigen überhaupt aufgegeben, oder man war in die falsche Richtung geritten; oder Melora hatte recht: die Erben des entweder toten oder verkrüppelten Jalak teilten unter sich schon dessen Frauen und Besitztümer auf.
    Allmählich hatte sich das Land, über das sie ritten, verändert. Die mit Dornbüschen und dem Gewürzkraut bestandene Wüste war allmählich übergegangen in eine Dünenlandschaft, die mit zerklüfteten Felsbrocken durchsetzt war.
    Es wurde Abend, und die schlimmste Tageshitze hatte nachgelassen. Kindra mahnte die kleine Kolonne, mit dem Wasservorrat sparsam umzugehen, da man vielleicht das nächste Wasserloch in dieser Nacht nicht mehr erreichen könne.
    Melora hing mit gesenktem Kopf im Sattel. Rohana war voll verzweifelter Sorge um sie. Für eine hochschwangere Frau war dieser lange Ritt viel zu beschwerlich, doch Melora hatte sich mit keinem Wort beklagt. Rohana hatte das Gefühl, daß ihr kaum etwas am Leben lag. Mit ihrem Ausgreifen nach Rohana hatte sie die Rettung ihrer Tochter eingeleitet, und die war gelungen.
    Die Sonne ging als riesige, blutrote Scheibe unter, diesmal in einem leichten Wolkenkranz, dem ersten, seit Rohana den Fluß bei Carthon überquert hatte. Kindra deutete auf den blutroten Sonnenuntergang. »Diese Wolken hängen über Carthon«, sagte sie. »Und hinter Carthon sind wir wieder im Gebiet der Domänen. Jalak würde, käme er jetzt, nicht mit einer Armee kommen. Also liegt dort die Sicherheit. Wie geht es Lady Melora?«
    »Ich fürchte, nicht gut«, erwiderte Rohana nüchtern, und Kindra nickte.
    »Ich bin ihretwegen froh, wenn wir den Fluß überquert haben. Dann können wir ihr Ruhe gönnen. Solange wir uns in diesem Land hier befinden, müssen wir auf Sicherheit bedacht sein.«
    »Ich weiß es, und Melora weiß es auch.«
    »Dort drüben schlagen wir unser Lager auf.« Kindra deutete auf eine Ansammlung hoher, schwarzer Felsen, die wie Reißzähne vor dem niederen Horizont standen. »Und wenn die Götter gut zu uns sind, können wir Essen kochen und sogar den Schweiß und Staub von unseren Gesichtern waschen.«
    »Du kennst wohl jedes Wasserloch hier, Kindra, nicht wahr?«
    »Ich bin hier noch nie gereist, sehe aber, daß der kyorebni dort kreist. Das tut er nur über Wasser. Und morgen gegen Mittag werden wir den Fluß überqueren. In Carthon sind wir in Sicherheit ... Oh, wie sehne ich mich nach einer guten Suppe und einem saftigen Braten! Diesen ewigen Haferbrei mit Trockenfleisch und Trockenfrüchten habe ich satt. Einmal wieder frisches Brot statt Zwieback ...«
    »Mir geht es ähnlich«, gab Rohana zu. »Und ich lade euch zur besten Mahlzeit im besten Gasthaus von Carthon ein, sind wir erst einmal dort!«
    »Aber betet zu Euren Göttern, Lady, daß domna Melora in der Lage ist, diese Mahlzeit zu genießen. Reitet zu ihr zurück, Rohana, und sagt ihr, daß wir in Kürze ein Lager aufschlagen werden. Sie kann sich kaum mehr im Sattel halten.« Auch sie war über alle Maßen besorgt.
    Rohana seufzte und ritt zu ihrer Base zurück. Noch nie im Leben hatte sie eine solche Müdigkeit verspürt. Der Gedanke, wieder einmal in einem

Weitere Kostenlose Bücher