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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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solle kein Kind mehr bekommen, doch mein Mann bestand auf einem Erben. Das zweite und dritte Kind waren Töchter, und da verfluchte er mich. Beim vierten Kind wäre ich fast gestorben. Drei Tage brauchte ich, bis es zur Welt kam. Aber diesmal fluchte er nicht, denn es war ein Sohn. Er überschüttete mich mit Geschenken und den kostbarsten Juwelen. Ich war nichts als nur ein Instrument, das ihm Söhne schenken sollte. Die Töchter hatten keinen Wert. Als ich wieder kräftiger war und laufen konnte, verließ ich meine schlafenden Kinder, schnitt mein Haar kurz und ging zur Gilde der Freien Amazonen. Und da erst begann mein Leben.«
    Rohana starrte sie entsetzt an. »Aber ... so sind doch nicht alle Männer?«
    »Nein? Lady, Ihr hattet wohl Glück, aber mehr ist nicht daran ... Horcht ... Geht zu Ihr, Lady, ich glaube, Melora braucht Euch. Es kann nun nicht mehr lange dauern.«
    Als Rohana neben ihrer Base niederkniete, keuchte sie vor Anstrengung. »Rohana ... Versprich mir ...«
    »Nicht sprechen, meine Liebe. Tief Atem holen«, befahl Rima, »ja, so ist es recht. Noch einmal tief atmen. Und jetzt pressen, fest pressen ... Ja, so ist es gut.«
    Einen Augenblick lang entspannte sich Melora, und da wußte Rohana aber, daß ihre Base schlimmer litt, als sie selbst je vorher hatte leiden müssen. Sie hatte immer Gabriel neben sich gehabt. Da begann Melora erneut zu keuchen. »Rohana ... Versprich mir ... wenn ich sterbe ... sollst du für meine ... Kinder sorgen. Für mein Baby. Nimm ... mein Baby zu dir ...«
    Sie bäumte sich unter dem Wehenschmerz auf, und Rohana griff nach ihrem Geist aus, um sie trösten und ihr beizustehen, so gut es möglich war. Ich schwöre dir, Liebste, bei der Gesegneten Cassilda und bei dem Herrn des Lichtes, daß ich sie halten und lieben werde wie meine eigenen Kinder ...
    »Danke, Rohana«, wisperte Melora. »Ich wußte es ...« Sie fiel zurück. Rima warf Rohana einen Blick zu.
    »Ihr holt jetzt besser Jaelle«, riet sie.
    »Das ist doch keine Sache für ein kleines Mädchen«, wandte sie ein.
    »Es ist ihr gutes Recht, Lady«, redete ihr Kindra zu. »Würdet Ihr es wünschen, den Tod Eurer Mutter zu verschlafen? Oder belügt Ihr Euch noch immer selbst?«
    Melora klammerte sich an Rohanas Hände, und sie versuchte, der Base etwas von ihrer Kraft und sehr viel von ihrer Liebe zu geben, damit sie sich daran festhalten könne, um weiterzuleben. »Wir sind doch da bei dir, Liebste, wir halten dich fest, wir sorgen doch für dich, Liebste ...« Aber sie wußte selbst nicht, was sie in ihrer Angst und Hilflosigkeit vor soviel Leiden sagte.
    Und dann tat Melora einen lauten Schrei, den ersten – und den letzten. Gerade als die Sonne aufging, ertönte dann noch ein Schrei – der eines neugeborenen Kindes.
    »Evanda sei Dank«, sagte Rima und hielt das nackte, noch blutige Kind in die Höhe. »Hört doch, wie kräftig er schreit.«
    »Gib ihn mir«, flüsterte Melora, und nun veränderte sich ihr Gesicht auf wunderbare Weise. Es glühte vor Glück. Wie kann sie so glücklich sein, überlegte Rohana, denn sie hatte im Moment ganz vergessen, wie glücklich sie sich selbst nach jeder Geburt gefühlt hatte. Rima wickelte das Baby in ein reines Handtuch, das sie schon zurechtgelegt hatte und legte es auf Meloras Leib.
    »Er wird sich durchboxen«, stellte Rima fest.
    »Jalaks Sohn«, flüsterte Melora, und das glückliche Lächeln verblaßte. »Was wird aus ihm werden? Das arme Würmchen ...« Dann streckte sie die Hände nach Jaelle aus. »Kind, komm her und küß mich. Jaelle ... Jaelle, oh ...«
    Rima tat einen Entsetzensschrei, denn Meloras Blut schoß wie eine kräftige Quelle aus ihrem Körper. Blaß und blutleer sank Melora zurück und seufzte noch einmal. Dann war nichts mehr zu vernehmen als das Weinen von Meloras mutterlosen Kindern.
     
    »Wollt Ihr wirklich Jalaks Sohn aufziehen, Lady Rohana?« fragte Kindra.
    Jaelle hatte sich in den Schlaf erschöpfter Trauer geweint, und Rohana lehnte an den aufgestapelten Satteltaschen mit dem Neugeborenen, das sie schützend in eine Falte ihrer Tunika gelegt hatte. Zärtlich streichelte sie das schmatzende, nach Nahrung suchende Kind. »Was soll ich denn sonst tun, Kindra? Ich habe Melora geschworen, ihre Kinder wie meine eigenen aufzuziehen.«
    »Er ist aber aus Jalaks Blut!« rief Kindra heftig. »Und wenn Eure Angehörigen an ihm Rache nehmen für seine Mutter?« Sie zog ihr Messer heraus und drückte es, Griff voraus, Rohana in die Hand. »Er hat

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