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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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versuchen.«
    Als sie mit dem Wasser zurückkam, war sie äußerlich wieder etwas ruhiger. Kindra sagte ihr noch, das warme Essen und ein kräftigendes Getränk seien in Vorbereitung, und eine Fackel werde man auch ermöglichen können.
    Durstig trank Melora aus dem Becher, den ihr Rohana an die Lippen hielt. Dabei redete sie unaufhörlich leise auf ihre Base ein, um ihr Mut zu machen.
    »Breda«, unterbrach Melora sie nach einer Weile, »lüg mich nicht an. Hast du vergessen, was wir beide waren? Was wird geschehen?«
    »Was soll ich dir sagen, Melora«, erwiderte Rohana bekümmert. »Du weißt selbst, daß eine hochschwangere Frau nicht so weit und so angestrengt reiten soll. Aber andere Frauen haben auch ihre Enkelkinder mit ihren Geschichten darüber unterhalten, und ich hoffe, du wirst es auch tun. Ich bin jedenfalls immer bei dir.«
    »Das ist gut, Rohana. Besser du als jene, die mir Jalak zugedacht hatte. Jalak hat mir alles versprochen – nur nicht die Freiheit –, wenn es ein Sohn wird. Ich dachte schon daran, um den Kopf dieser Hexe zu bitten ... Aber ich danke dir, Rohana, daß du mir sagtest, es gebe hier eine Hebamme. Ich dachte nie, daß eine Freie Amazone einen so weiblichen Beruf wählen könnte.«
    »Nun, wir verdienen uns den Lebensunterhalt mit jeder ehrlichen Arbeit«, erklärte ihr Rima freundlich, die gerade ankam. »Im Gildehaus von Arilinn, wo ich ausgebildet wurde, gab es als Spezialität die Ausbildung als Hebamme, und wir sind, von Temora bis zum Hellers, als die besten unter ihnen bekannt. Sogar von den großen Gütern werden wir oft geholt. Und jetzt, Lady, werde ich wohl nachsehen, wie weit die Sache schon gediehen ist und wie lange es noch dauern wird.« Sie kniete nieder und fühlte mit geschickten, zarten Händen den Körper Meloras ab. »Es ist ein starkes und großes Kind«, stellte sie fest. Da kam Jaelle weinend herbeigelaufen. »Komm, Kind, das nützt jetzt deiner Mutter gar nichts«, redete sie Jaelle zu. »Du bist fast erwachsen und mußt dich auch so benehmen.«
    Melora versuchte sich aufzurichten. »Laßt sie hier bei mir, bitte. Ich weiß, sie wird vernünftig sein.« Jaelle warf sich in die Arme ihrer Mutter und umarmte sie leidenschaftlich. »Siehst du, mein Kind, all die Anstrengung hat sich gelohnt. Du bist frei! Frei! Und jetzt, mein Liebling, geh zu den anderen Frauen. Du kannst mir jetzt nicht helfen. Versuch zu schlafen.«
    Gwennis führte das Kind in die Dunkelheit, jenseits des Lagerfeuers, aber Rohana hörte Jaelle noch eine ganze Weile leise schluchzen. Endlich schien sie eingeschlafen zu sein. Die Nacht zog sich endlos in die Länge. Melora war ungeheuer geduldig und tat, was ihr gesagt wurde. Rohana trocknete ihr immer wieder das schweißfeuchte Gesicht und hielt ihre Hände. Sie sprachen auch ein wenig miteinander, doch bald stellte Rohana zu ihrem Schrecken fest, daß Melora kaum mehr wußte, was mit ihr und um sie herum geschah. Immer wieder wehrte sie sich dagegen, angekettet zu werden, oder sie stieß heftige Flüche in der Sprache der Trockenstädte aus. Und immer wieder versuchte Rohana, auf telepathischem Weg den Geist ihrer Base zu erreichen, doch alles, was sie fühlte, war Entsetzen. Was mußte die Ärmste gelitten haben ...
    Einmal, als Melora für einen Moment zwischen zwei Wehen schlief, sagte Rima: »Sie hat keine Kraft mehr, um das Kind zu gebären. Wir können nur noch warten.«
    Rohana glaubte, an den ungeweinten Tränen ersticken zu müssen, und entschuldigte sich für einen Moment. Als sie sich ihrer Haltung wieder einigermaßen sicher war, ging sie zum Feuer, wo ein Topf mit einem Gerstengetränk warmgehalten wurde und trank einen Becher davon. Da legte ihr Kindra eine Hand auf die Schulter.
    »Sieht es so schlimm aus, Lady?«
    »Ich fürchte, sehr schlimm ... Sie war nicht dazu angelegt, leicht Kinder zu gebären, vor allem nicht nach einer so anstrengenden Reise, ohne Bequemlichkeit, ohne Rast ...«
    »Es tut mir unendlich leid«, sagte Kindra. »Es ist grausam, daß sie für ihre Freiheit soviel leiden muß, ohne sich ihr erfreuen zu können. Sie hat soviel Mut bewiesen. Es ist schlimm, zu wissen, daß niemand da ist, ihr Kind zu säugen, selbst wenn sie es noch geboren hat ...«
    »Ach, was weißt du schon von Kindern«, bemerkte Rohana voll Bitterkeit.
    »Ebenso viel wie Ihr, Lady. Ehe ich zwanzig war, hatte ich vier Kinder geboren. Ich wurde sehr jung verheiratet. Mein erstes Kind starb nach wenigen Tagen. Die Hebammen sagten, ich

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