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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Melora das Leben gekostet, und nie konnte sie die so teuer erkaufte Freiheit genießen. Er ist Jalaks Sohn. Rächt Eure Base, Lady.«
    Entsetzt erkannte Rohana, daß Kindra nichts als die reine Wahrheit sprach. Die Männer der Domänen Ardais und Aillard würden so wie Kindra sagen: er muß für Jalaks Verbrechen büßen.
    »Er wird sterben, Lady, egal, was Ihr tut. Wir haben keine Nahrung für ihn, können nicht angemessen für ihn sorgen, es gibt keine Amme. Laßt ihn sterben und neben seiner Mutter liegen.«
    Aber Rohana schüttelte den Kopf. Das Messer gab sie zurück. »Blutrache ist Männersache, Kindra«, sagte sie. »Ich bin froh, daß ich eine Frau bin und nicht so grausam zu sein brauche. Das Kind soll leben und mit seinem Leben für meines Ziehbruders Sohn bezahlen. Ardais hat seinen Sohn Valentine verloren, also soll das Kind nach ihm benannt werden. Und er soll der Pflegesohn von Ardais sein und dessen Stelle einnehmen, der von Jalaks Händen starb.«
    Kindra steckte das Messer weg und lächelte grimmig. »Gut gesprochen, Lady, und das sage ich als Amazone. Ich hätte nicht gedacht, daß Ihr bereit wäret, die Gesetze Eures Klans und Eurer Kaste in den Wind zu schlagen.«
    »Ich hoffe, daß ich das immer tun werde!« erwiderte Rohana heftig. »Vielleicht stirbt er, aber nicht von meinen Händen!«
    »Gut, so sei es«, antwortete Kindra. »Ich werde mit Rima reden. Sie hat schon viele mutterlose Kinder aufgezogen, denn Rima wurde im Gildehaus von Arilinn ausgebildet. Und überdies ist noch ein Kind Meloras da, das Eurer Sorge bedarf, Lady.«
    Die anderen Amazonen begruben Melora am Hügel hinter dem Wasserloch, und Rohana streichelte, als Kindra gegangen war, Jaelles Haar. »Weine nicht mehr, mein Liebling«, sagte sie. »Ich weiß, deinen Kummer kann nichts stillen, aber ich habe deiner Mutter geschworen, dich wie mein eigenes Kind zu halten. Komm, Liebling, willst du nicht deinen kleinen Bruder sehen? Er braucht dich, damit du ihn liebst und tröstest. Du hattest deine Mutter zwölf Jahre lang, Jaelle, doch dieses arme Würmchen hat sie verloren, ehe sie ihm noch richtig ins Gesicht schauen konnte. Nun hat er nur noch eine Schwester. Willst du mir helfen, für ihn zu sorgen und ihn zu trösten?«
    Jaelle riß sich verzweifelt los, und Rohana ließ sie gehen. Sie wußte, für das Kind war dieses Erlebnis zu schwer gewesen, und wahrscheinlich wurde des Kindes Geist im Augenblick von Meloras Tod mit Gewalt aufgerissen für die telpathische Gabe. Was mußte geschehen sein, wenn Melora in ihrer letzten Lebensminute nach dem Geist des Kindes ausgegriffen hatte?
    Das Baby begann leise zu weinen. Es war noch ein Stück Weg bis nach Carthon, wo man eine Amme für das Kind finden konnte. Wurde er richtig genährt und gepflegt, würde er überleben. Aber was konnte und sollte mit Jaelle geschehen?
    Vielleicht, überlegte sie, können die Amazonen mehr für sie tun als ich.
    Aber erst mußte sich Jaelle wieder beruhigen. Und danach ... Sehnsüchtig musterte sie das weinende Kind. Nur die Zeit konnte diese Wunde heilen.
     
5.
     
    Zwölf Tage später schaute Rohana vom Paß aus in das Tal von Thendara hinab.
    »Jaelle!« rief sie. »Komm hierher und schau dir die Stadt deiner Väter an!«
    Gehorsam ritt das Mädchen heran. »Ist das die Stadt der Comyn? Eine so große Stadt habe ich noch nie gesehen. Shainsa ist nicht halb so groß.« Fasziniert, vielleicht auch etwas ängstlich, blickte sie hinab auf die weitläufigen Gebäude und das Schloß der Comyn. »Ist es wahr, Tante, daß die Comyn direkt von den Göttern abstammen?«
    In den zwölf Tagen hatte sie kein Wort von ihren Eltern gesprochen; Rohana fand das verständlich, daß sie es vermied, sich auf Vater oder Mutter zu beziehen. Sie sagte: »Ich kann dir nur berichten, was ich selbst hörte. Hastur, der Sohn des Aldones, des Herrn des Lichtes, kam in Hali auf unsere Welt und gewann da Cassilda, die Tochter von Robardin, Mutter der Domänen. All jene, die von Hastur abstammen, stehen den Göttern nahe. Ich weiß nicht, ob es nur eine schöne Fabel, oder ob es wahr ist. Doch an einem ist nicht zu zweifeln. All jene, die aus dem Blut Hasturs stammen, alle, die den Sieben Domänen angehören, haben laran, die Psi-Kraft, die sie von allen Menschen unterscheidet, die auf dieser Welt geboren werden.«
    »Alle Comyn stammen also aus dem Blut Hasturs?«
    »Anfänglich war das so. In den großen Tagen der Türme teilte sich die große Familie auf in die Sieben

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