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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und meine Tochter sein?« bat sie. »Ich liebte deine Mutter und will auch zu dir wie eine Mutter sein. Du bist dann die Spielgefährtin meiner Kinder und wirst so aufwachsen wie deine Mutter und ich und wie es für die Kaste der Comyn paßt.«
    Jaelle, flehte sie lautlos das Kind an, bleib bei mir. Du bist alles, was ich von Melora habe ...
    »Und wenn ich erwachsen bin, Tante?« fragte Jaelle ernst.
    »Dann, Jaelle, werde ich eine Heirat für dich arrangieren, wie ich es für meine Tochter tun werde. Und dann ...«
    »Ich will nur so aufwachsen, daß ich mich nie einem Mann zu unterwerfen habe«, erklärte Jaelle fest. »Wenn Kindra mich will ...« Sie legte ihre Hand auf die der Freien Amazone. »Ich bitte dich darum, Tante.«
    Es ist zu spät, sie noch als Kind zu behandeln, dachte Rohana bekümmert. Sie ist weit über ihr Alter hinaus reif ...
    Aber sie war eine Comyn-Tochter und konnte laran haben. Deshalb bat Rohana: »Kindra, versprich mir, daß sie nicht neutralisiert wird.«
    »Lady, Ihr habt anscheinend noch immer nichts von den Freien Amazonen verstanden. Wir neutralisieren keine Frauen«, erwiderte Kindra zornig. »Ab und zu ist eine Frau so voll Haß auf ihre eigene Weiblichkeit, daß sie einen Heiler besticht, ihretwegen gegen das Gesetz zu verstoßen. Manche kommen dann zu uns, und wir können sie nicht ausstoßen. Wohin sollen sie auch sonst gehen? Aber die Frauen, die vorher zu uns kommen, lernen bei uns Selbstachtung, nicht Selbsthaß. Wenn sie unter uns aufwächst, wird sie diesen Haß nicht kennenlernen.« Sie legte ihren Arm um Jaelles Schultern und sprach nun allein zu ihr:
    »Du kannst nach den Gesetzen unserer Gilde noch nicht als Amazone aufgenommen werden, und das weißt du selbst, Jaelle. Selbst unsere eigenen Töchter müssen warten, bis sie großjährig sind. Wenn du fünfzehn bist, wird man dir erlauben, deine Wahl zu treffen. Bis dahin bist du nur meine Pflegetochter.«
    »Diese ganze Sache ist doch ungeheuerlich!« fuhr Lady Jerana auf. »Lorill, kannst du das nicht abstellen?«
    Aber Lorill Hastur schien Rohanas Meinung zu sein, daß es viel ungeheuerlicher und grausamer war, das alles vor Jaelle zu besprechen. »Es ist Rohanas Recht«, erklärte er, »zu bestimmen, wo Jaelle erzogen werden soll. Sie hat zuerst dich gefragt, Jerana, doch du hattest kein Interesse. Und nun verteidige ich Rohanas Recht der Entscheidung.«
    »Nun, Rohana, du brauchst dir wenigstens keine Gedanken über eine passende Heirat zu machen«, fauchte Jerana boshaft. »Die Freien Amazonen sind ja dafür bekannt, daß sie ständig junge Mädchen suchen, die sie zum Haß auf die Männer, auf ihre Weiblichkeit und Kinder und zur Weiberliebe erziehen können. Es war gerissen von dir, Jaelle bei ihnen ...«
    Rohana war blaß vor Zorn über diese schmutzige Anschuldigung, doch sie sah, daß Kindra lächelte. Sie selbst würde in ihr altes Leben und zu Gabriel zurückkehren und dessen Launen dienen, wenn sich auch für sie die ganze Welt verändert hatte. Aber nun lebte sie ihr Leben aus eigener Wahl und bewußt, weil sie die Erfahrung gemacht hatte, daß ihre Zuneigung für Gabriel und ihre Liebe zu den Kindern, auch die Verantwortung für den Besitz in Ardais einer solchen Entscheidung wert waren.
    Deshalb konnte nichts, was eine Frau wie Jerana jemals sagte, sie mehr kränken. Jerana war dumm, phantasielos und gehässig; nie hatte sie eine Gelegenheit gehabt, anders zu werden. Kindra wog hundert Jeranas und noch viel mehr auf. Ich bin frei, dachte Rohana. Jerana kann das niemals sein ...
    »Es tut mir leid, daß du so denkst, Jerana«, sagte sie voll ungewohnter Sanftheit, »aber für Jaelle scheint mir das eine glückliche Entscheidung zu sein. Du wolltest Jaelle nicht, weil du nichts für sie fühlst, also ist mir diese Entscheidung recht, denn ich liebe sie. Ich wäre selbstsüchtig, bände ich sie an mich, nur damit sie mich in meiner Trauer um Melora tröstet.«
    »Du willst sie also einer Freien Amazone überlassen, diesen skandalösen ...«
    »Ich kenne sie, Jerana, du nicht. Und dir, Jaelle, sagte ich, daß ich deine Wahl respektieren würde, und deshalb soll dein Wunsch erfüllt werden.« Sie drückte Jaelle an sich und küßte sie auf die Wange. »Ich übergebe dich also Kindra. Ich hoffe, daß du ihr eine gute Tochter wirst. Aber ich bitte dich, vergiß mich nicht.«
    Sie ließ Jaelle los und wandte sich an Kindra. Sie nahm die harte, schwielige Hand der älteren Frau, die ihr ernst in die Augen sah.

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