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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte sie sich daran gewöhnt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, die ihr Vater, Brüder oder Ehemann abgenommen hatten. Selbst kleine Kleiderfragen wurden nach Gabriels Wünschen gelöst. Als sie dann Jaelle und den Neugeborenen als ihre eigenen Kinder aufzuziehen versprochen hatte, waren ihre Überlegungen immer wieder zu Gabriel zurückgekehrt und wie er alles aufnehmen würde. Konnte sie, da sie jetzt eigene Entscheidungen getroffen hatte, jemals wieder damit zufrieden sein, daß Gabriel bestimmte? Von einer Frau ihrer Kaste wurde das erwartet, und sicher wäre es auch leichter für sie.
    Dann ritten sie durch Thendara, und die Leute starrten die Lady der Comyn an, die mit den Amazonen ritt. In der Stadt entließ Kindra die meisten Amazonen zum Gildehaus von Thendara, und nur sie selbst mit der Amme begleitete Rohana, Jaelle und das Baby zum Schloß der Comyn.
    In der Suite, die dem Klan der Ardais seit undenklichen Zeiten gehörte, rief sie sofort die Stammdienerschaft zusammen und ließ für die Amme und das Kind ein bequemes Quartier bereitstellen. Sie veranlaßte, daß Kindra als geehrter Gast behandelt wurde, und brachte Jaelle, die sie als Pflegetochter vorstellte, in einem gemütlichen Zimmer neben dem ihren unter und versorgte sie mit passender Kleidung.
    Das kurzgeschnittene Haar, die häßliche Kleidung, der Zustand ihrer Hände und Haut, die vom Reiten und dem ständigen Aufenthalt im Freien ihre Zartheit eingebüßt hatte, waren ein Schock für ihre Zofe. Für Rohana selbst war dies ein geringer Preis, den sie dafür bezahlte, Melora lebend aus Jalaks Haus geholt zu haben, aber es war wundervoll, in einer Badewanne mit heißem, duftendem Wasser zu liegen, die strapazierte Haut mit Salben zu behandeln und sich wieder wie eine Frau zu kleiden.
    Sie hatte die Prinzessin von ihrer Ankunft verständigen lassen und erhielt Bescheid, Lady Jerana sei bereit, sie zu empfangen. Lord Lorill Hastur wollte auch die Führerin der Freien Amazonen sehen. Das war, wenn auch höflich formuliert, ein Befehl, zu dem Kindra ein wenig schief lächelte.
    »Ich denke, er wird dir danken wollen«, erklärte ihr Rohana. »Er ist ja auch Meloras Verwandter.«
    »Nun, ich muß Lord Hastur auf jeden Fall gehorchen, und so werden wir schon sehen, was er von mir will.«
    Dann wurde ihr Jaelle gebracht, und Rohana hielt den Atem an, so erstaunt war sie über des Kindes Schönheit. Sie war groß für ihr Alter, ihre Haut war weiß und hatte ein paar Sommersprossen, man hatte ihr das lange, bis zur Hüfte reichende Haar gewaschen, so daß es jetzt wie frisch poliertes Kupfer glänzte, und ihr entzückendes Kleid hatte genau die grüne Farbe ihrer Augen. Jedes Comyn-Haus konnte auf eine solche Tochter wahrlich stolz sein. Würden sie das sehen? Oder dachten sie nur daran, daß sie Jalaks Tochter war?
    Lady Jerana, die Gemahlin von Aran Elhalyn, eine geborene Aillard und daher Rohanas Base, eine sehr verwöhnte, hellhaarige Frau, begrüßte die Verwandte mit einer kühlen Umarmung, Jaelle mit einem kalten Kuß auf die Wange und sprach mit Kindra erstaunlich liebenswürdig.
    »Das ist also das Kind unserer lieben Melora«, sagte Jerana und musterte Jaelle von Kopf bis Fuß. »Schade, daß sie auch Jalaks Tochter ist. Es wird nicht leicht sein, eine passende Heirat für sie zu arrangieren. Hat sie laran? «
    »Das weiß ich nicht. Sie wurde noch nicht getestet«, erwiderte Rohana kalt. »Ich hatte an andere Dinge zu denken.«
    »Solch rotes Haar zeigt oft, daß weit überdurchschnittliche Psi-Kräfte vorhanden sind«, warf Lorill Hastur ein. »Ist sie so begabt, könnte man sie zu einem Turm schicken, so daß sich die Frage einer Heirat erst gar nicht stellt.«
    Rohana war der Meinung, für ein zwölfjähriges Waisenkind, das sich von den zahlreichen Schocks noch nicht annähernd erholt hatte, sei diese Frage sehr unwichtig, sagte es aber nicht, weil Lorill Hastur diesen Gedanken sowieso aufnahm. Er war ein schlanker, ernsthafter Mann etwa in Rohanas Alter. Sein einst flammendrotes Haar war schon fast weiß.
    »Ich nehme an«, bemerkte er sehr taktlos, »daß sie tatsächlich Jalaks Kind ist.« Damit meinte er Jaelle. »Wenn aber Melora schon schwanger gewesen wäre, als man sie entführte, oder wenn wir sagen könnten, das sei der Fall gewesen ...«
    Jaelle biß sich auf die Lippen, und Rohana wußte, was in dem Mädchen vorging. Sie erklärte also nachdrücklich, über die Vaterschaft gebe es keinen Zweifel.
    »Und Jalak ist wohl

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